Saufang: Das umstrittene Jagdinstrument

Von Heike Hampl
Früher war es noch etwas Besonderes, wenn ein Jäger in der Region ein Wildschein erlegte. Heute lichten die Wildkameras der Jäger ständig Rotten ab. Foto: privat Foto: red

Wildschweine sind ein Problem, sobald sie Schäden auf Feldern anrichten. Die Jäger versuchen, der Tiere Herr zu werden. Das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten will den Jägern deswegen den sogenannten Saufang erleichtern - doch die wollen das gar nicht.

 
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Herbert Ponater aus Neudrossenfeld ist ein altgedienter Jäger. In seinem Revier, das zwischen Neudrossenfeld und Neuenplos liegt, hat er miterlebt, wie immer mehr Wildschweine kamen. "Nach der Grenzöffnung ging es los", sagt er. Und als vor einem Jahr die A70 fertig saniert war und der Zaun wegkam, wurden es noch mehr. "Die Wildschweine kommen über die Autobahn." Ponater zeichnet sie immer wieder mit seiner Wildkamera auf.

Problem nimmt Überhand

"Wir müssen uns eingestehen, dass wir das Problem nicht in den Griff bekommen", sagt Ponater. Seine Devise: Jäger und Landwirte müssen zusammenarbeiten. "Man kann den Jagdpächtern den Wildschaden nicht mehr aufbürden." Mit den Landwirten in seinem Revier habe er sich geeinigt. Doch in Nachbarrevieren gebe es deswegen immer noch Zwist. Dort üben Jagdgenossen, also Grundbesitzer, Druck auf die Jagdpächter aus, sagt Ponater. "Das hat keine Zukunft."

Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat das Schwarzwild-Problem erkannt und ein Maßnahmenpaket zur nachhaltigen Reduktion von Schwarzwild zusammengestellt. Darin schreibt das Ministerium: "Alle rechtlich zulässigen Möglichkeiten im Rahmen der Schwarzwildbejagung müssen ausgeschöpft werden können. Dazu zählen auf Wunsch der Betroffenen vor Ort eine Jagdzeitverlängerung sowie die Installation von Fangeinrichtungen."

Saufang erleichtern

Das Ministerium wies die Unteren Jagdbehörden an den Landratsämtern darauf hin, dass der Betrieb von Saufängen nicht durch eine übermäßige Auslegung der Rechtsvorschriften unmöglich gemacht werden soll. Heißt: Es will den Saufang erleichtern.

Adolf Reinel, Vorsitzender des Bayreuther Jägervereins, hält nichts von der umstrittenen Jagdmethode. "Schwarzwild ist sehr intelligent und empfindlich", sagt er. Er meint, die Tiere in einem Gatter zu fangen und dann eines nach dem anderen zu erlegen, sei keine tierfreundliche Art der Jagd. "Die Tiere werden in die Enge getrieben, dadurch sehr lebhaft, schütten Adrenalin aus, kriegen sogar Panik." Darunter leide das Tier - und auch das Fleisch, das später verzehrt werden soll.

"So nicht!"

Reinel meint, ein anständiger Saufang müsste mehrere Hektar groß sein. In der Praxis seien die Vorrichtungen aber nur einige Quadratmeter groß. "Ja, wir müssen alle Register ziehen, wenn es um Wildscheine geht. Aber nicht so", sagt er. Zumal das Wildschwein-Problem punktuell sei, "mancherorts wird das übertrieben". Im Kreis Kulmbach hatte ein Jäger zu Beginn des Jahres einen Saufang probiert, "ein Einzelfall", sagt Reinel, einer, dem auch die Jäger der Region kritisch gegenüber stünden.

Reinel ist auf einer Linie mit Jürgen Greim vom Verein Menschen für Tierrechte Bayreuth. "Was ein Saufang mit Jagd zu tun haben soll, weiß ich nicht", sagt er. Dass es viele Wildschweine gibt, habe Gründe. Übermäßigen Maisanbau zum Beispiel. "Und dafür müssen die Tiere büßen."

Für Ponater ist der Saufang ebenso wenig eine Lösung. "Wir müssen lernen, mit den Wildschweinen und dem Schaden, den sie anrichten, zu leben." Dabei dürften die Landwirte nicht vergessen, dass ihr Maisanbau Teil des Problems ist.

Was ist ein Saufang?

Eine Falle. Wenn ein Wildschwein in die Falle tappt, fällt die Tür automatisch zu. Oder jemand betätigt aus der Ferne den Mechanismus. Irgendwann kommt ein Jäger und schießt von einer erhöhten Stelle das gefangene Tier tot. Im Saufang können mehrere Wildschweine gleichzeitig gefangen werden.

Bereits im März 2015 hatte der Kurier über den Saufang bei Kulmbach berichtet. Chefreporter Otto Lapp hat das Thema damals kommentiert.

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