Jagdleiter über Gefahren bei Drückjagden

Von Heike Hampl
Am Samstag findet am Bayreuther Stadtrand die größte Drückjagd der Region statt. Foto: Patrick Pleul/dpa Foto: red

Am Samstag (21. November) findet am Bayreuther Stadtrand die größte Drückjagd der Umgebung statt. Jagdleiter Dieter Dichmann erwartet mehr als 100 Jäger. Eine Großveranstaltung, die auch Gefahren birgt.

 
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60 Treiber, 15 Hundeführer, 35 Stöberhunde und dazu die Helfer, die die Straße sichern. Ist es nicht  gefährlich, so viele Menschen und Hunde in die Nähe von 100 Schützen mit scharfen Waffen zu bringen?

Dieter Dichmann, Jäger und Hegegemeinschaftsleiter aus Destuben, leitet die große Jagd. Er ist sich der Gefahren bewusst, sagt er. "Die Vorschriften sind streng. Und wenn etwas passiert, weil jemand sie missachtet, bin ich dran", sagt er. Deswegen gibt es vor der Jagd eine Ansprache, in der Dichmann die Schützen zu besonderer Vorsicht ermahnt. "Und wenn man sich nicht sicher ist, ob man sauber trifft oder einen anderen in Gefahr bringt, dann bleibt der Finger gerade. Da bin ich streng", sagt er.

Eine so große Jagd ist auch für Passanten gefährlich. Sollten Spaziergänger den Revieren am Samstag lieber fern bleiben?

Die Gemeinschaftsjagdreviere Schreez, Gesees, Forkendorf und Thiergarten organisieren die Jagd. Hinzu kommen das gemeindefreie Staatsjagdrevier Schabenbaum zwischen Unternschreez und der A 9. "Wir sperren Straßen, die Feuerwehren unterstützen uns dabei zum Glück", sagt Dichmann. Auch Wald- und Wanderwege werden gesperrt. "Diese Sperren müssen die Leute beachten, sonst könnte es gefährlich werden."

Wenn Wild unter Stress steht und flüchten müssen, verliert das Fleisch an Qualität. Warum gibt es trotzdem eine Gemeinschaftsjagd, bei der man die Tiere aus ihrer Deckung scheucht?

Dichmann sagt, man müsse zwischen Treib- und Drückjagden unterscheiden. "Wir machen keinen Lärm, wollen das Wild nicht aufschrecken." Vielmehr sollen die Tiere langsam, Jäger nennen das "vertraut", auf die Schützen zugetrieben werden. "Wild, das schnell flüchtet, ist auch viel schwerer zu bejagen. Wenn ein Tier hochflüchtig ist, wird nicht geschossen", sagt Dichmann. Aber Dichmann sagt auch: Solche großen Jagden sind immer Stress für Tiere. "Deswegen mache ich das nur einmal im Jahr, um das Wild nicht unnötig zu beunruhigen."

Die Jäger schießen am Samstag auf Wildschweine, Damwild und Rehe. Warum?

Mit der Drückjagd wollen die Jäger dem Wildschwein-Problem begegnen. "Die Winter sind milder, die Tiere finden viel zu fressen, es gibt immer mehr Wildschweine", sagt Dichmann. Auch das Damwild habe sich am Bayreuther Stadtrand mittlerweile so verbreitet, dass es angemessen sei, es zu bejagen. Rehböcke haben zurzeit Schonzeit, die Jäger dürfen sie nicht erlegen. Auf Kitze, junge weibliche Rehe und Geißen, die keine Kitze haben, dürfen die Jäger schießen. Auf Rehe sollen die Jäger allerdings nur im Staatsforst schießen.

Hunde tragen Schutzwesten, weil Wildschweine gefährlich sind. Muss man die Hunde wirklich in diese Lebensgefahr bringen?

Die Hunde kommen dann zum Einsatz, wenn ein Tier angeschossen wurde und dann in der Dickung verschwindet. Die Hunde finden das tote Tier. Aber es braucht die Hunde auch, damit zum Beispiel ein Wildschwein nicht stundenlang leidet, wenn es schwer verletzt ist. Der Jäger kann ein gefundenes, verletztes Wildschwein mit einem weiteren Schuss erlegen. "Früher sagte man: Ein Saukopf kostet einen Hundekopf", sagt Dichmann. Doch heute seien die Hunde so gut ausgebildet, dass es nur noch selten zu Unfällen käme. Es ist Dichmanns dritte große Drückjagd. "Bisher haben wir noch keinen Hund verloren", sagt er. Aber: "Das Risiko, dass eine Sau den Hund erwischt, besteht immer."

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