Keine Zeit mehr: CSU-Rätin steht beruflich vor neuen Aufgaben, die sie durch ganz Europa führen Iris Fuchs legt Stadtratsmandat nieder

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Zieht die Reißleine: CSU-Stadträtin Iris Fuchs steht beruflich und in ihrer Verbandsarbeit als Tieräzrtin vor großen Herausforderungen und will deshalb ihr Mandat niederlegen. Foto: red Foto: red

Sie gehört sozusagen zur Stammbesetzung des Pegnitzer Stadtrats. Doch bei den Sitzungen in den vergangenen Monaten wurde Iris Fuchs nur noch selten gesehen. Jetzt zieht die CSU-Rätin die Reißleine, will ihr Mandat niederlegen. Das nichts mit fehlender Motivation oder parteiinternen Problemen zu tun - sie hat einfach keine Zeit mehr, sagt sie. Weil die Veterinärmedizinerin beruflich wie ehrenamtlich vor neuen Herausforderungen steht.

 
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So wird die 51-Jährige wohl von der Abteilung für Veterinärwesen und Verbraucherschutz an der Regierung von Oberfranken ins Landratsamt wechseln und dort eine leitende Funktion wahrnehmen. Das ist das eine. Doch was ihr wirklich zeitliche Freiräume raubt, ist ein hohes Ehrenamt, das sie seit Jahresbeginn ausübt: Iris Fuchs ist einer der Vizepräsidenten der Bundestierärztekammer, „da vertrete ich 40.000 Tierärzte“.

Drei Wochen in Brüssel

Und diese Aufgabe ist mit vielen Reisen verbunden. Letzte Woche war sie drei Tage in Brüssel, Mittwoch flog sie zu einer Fachtagung nach Hannover. Auch in Berlin und München ist sie regelmäßig unterwegs. Das sei mit der Stadtratsarbeit nicht mehr vereinbar: „Ich habe mich nicht gegen die CSU oder gegen die Lokalpolitik entschieden, sondern für meinen Beruf“, sagt Fuchs, die seit zweieinhalb Amtsperioden ihr Mandat ausübt. Der sei nun einmal „meine ganze Leidenschaft“.

Vortrag im Baskenland

Und er führt sie kreuz und quer durch Europa. So jüngst ins Baskenland, wo sie in Bilbao auf ministerielle Einladung einen Vortrag über das Metzgereiwesen in Oberfranken hielt. Dieses Oberfranken liegt ihr besonders am Herzen: „Mir ging es immer um den Erhalt lokaler und regionaler Strukturen“, so Fuchs. Um dieses Ziel will sie kämpfen. Denn da gebe es genug Schwierigkeiten, mit denen gerade die Landwirte immer wieder leben müssen.

Für Rechtssicherheit sorgen

So soll ab 2019 die Kastration von Ferkeln ohne Narkose nicht mehr erlaubt sein. „Das hat konkrete Auswirkungen auf die Bauern, das kann beim einen oder anderen zur Existenzkrise führen.“ Deshalb führte sie vor kurzem Gespräche mit Vertretern des Bauernverbandes in München, knüpft Kontakte zu Firmen, die Narkosestoffe produzieren - „denn da ist ja nicht alles geeignet“. Landwirte wie Tierärzte bräuchten Rechtssicherheit. Einer von vielen Punkten, um die sich kümmern will.

Kampf gegen Pockenviren

Oft müssten Veterinärexperten da auch für das Ministerium in die Bresche springen, wenn dieses verzögert handle, sagt Fuchs. Aktuelles Beispiel: In Osteuropa ist ein Pockenvirus bei Rindern aufgetaucht, „da müssen wir handeln und Vorsorge treffen, dass das nicht auch zu uns kommt.“

Auch bei der EU gefragt als Expertin

Und in Brüssel war sie jetzt als Expertin gefragt mit Blick auf das neue Tiergesundheitsgesetz der EU: „Die sind auf mich zugekommen, weil wir in Bayern ein anders gelagertes Recht haben, da kann ich die Belange des Freistaats und auch Oberfrankens vertreten. Das ist mir wichtig“, sagt Iris Fuchs. Und hofft, dass sich ein Nachrücker findet, der sich intensiver als sie dem Wohl der Stadt Pegnitz widmen kann.

Vetterl: Herber Verlust

Großes Bedauern löst ihr Schritt bei CSU-Fraktionssprecher Manfred Vetterl aus: „Sie ja fast schon so etwas wie ein alter Haudegen Pegnitzer Kommunalpolitik.“ Ihre Fachkompetenz in den Bereichen Landwirtschaft und Verbraucherschutz habe ihr in der Bevölkerung gerade im ländlichen Raum viel Vertrauen eingebracht, ihre Wahlergebnisse zeigten dies - „sie hatte immer mit die meisten Stimmen“. Auch weil sie Bürgernähe gelebt habe, „in herausragender Manier“. Ihr Rücktritt sei ein herber Verlust, nicht nur für die CSU.

Hans Böhmer wäre der Nachrücker

Erster Nachrücker wäre nach dem Ergebnis der letzten Stadtratswahl der ehemalige dritte Bürgermeister Hans Böhmer aus Büchenbach. Er war bisher für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Der Stadtrat entscheidet in seiner Sitzung am kommenden Mittwoch darüber, ob er das Rücktrittsgesuch von Iris Fuchs annimmt.

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