Experten informierten bei einer Telefonaktion Fondsinvestition: Das müssen Sie wissen

Kurier-Telefonaktion Fonds und Geldanlage mit Alexander Karbstein (links) und Rolf Drees. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Der VW-Skandal hat den seit Jahresmitte ohnehin schon gebeutelten deutschen Aktienmarkt erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch kann man mit bestimmten Aktienfonds über die Jahre passable Gewinne erzielen - wenn man solche Börsenturbulenzen aussitzt. Die Auswahl an Fonds ist riesig: Wie Anleger geeignete Titel finden können, wo es Renditechancen gibt und worauf man beim Fondssparen achten sollte - darüber informierten am Kurier-Telefon Alexander Karbstein und Rolf Drees vom deutschen Fondsverband BVI. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

 
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Ich halte seit Jahren Anteile an einem stark dividendenorientierten Aktienfonds und habe bis zum Frühjahr einen ordentlichen Wertzuwachs verbucht. Mit Blick auf die aktuelle Börse frage ich mich, ob ich jetzt aussteigen sollte und ob es Alternativen gibt?

Letztlich müssen Sie entscheiden, in welche Richtung Sie weiter anlegen wollen. Jeder Trend geht einmal zu Ende - die Börse ist keine Einbahnstraße. Für Sie ging es zuletzt nur bergauf – wie man sieht, sind heftige Wertschwankungen immer möglich. Nach jeder Abwärtsentwicklung in den letzten Jahrzehnten hat sich der Aktienmarkt auf höherem Niveau wieder stabilisiert. Aber wenn Sie Bauchschmerzen haben, trotzdem aber am Aktienmarkt bleiben wollen: Verkaufen Sie einen Teil Ihrer Anteile und schauen Sie beispielsweise nach Fonds, die Value-Titel halten. Dabei handelt es sich um Anteile an Firmen, die bisher am Markt unterbewertet waren und deren Firmensubstanz höher als der Kurs, zu dem Sie bisher am Markt gehandelt wurden.

 

Ich habe sowohl Konten als auch Fonds bei der VW-Bank angelegt. Muss ich mir wegen des Skandals Sorgen um mein Geld machen?

Was Tages- und Festgelder betrifft, sind diese bei allen deutschen und europäischen Banken über das Anlegerentschädigungsgesetz abgesichert - das trifft auch auf die VW-Bank zu. Für Privatanleger gilt das bis zu 100.000 Euro pro Person und Bank. Sind Sie verheiratet und haben Sie ein Partnerschaftskonto, dann sind es sogar bis zu 200.000 Euro. Hinzu kommt das Einlagensicherungssystem der privaten Banken selbst, über das noch weit höhere Summen abgesichert sind. Anders ist der Sachverhalt bei den Fonds. Ihre Fondsanteile sind als so genanntes Sondervermögen ohnehin geschützt.

 

Trifft das Einlagensicherungssystem der Banken auch auf meine Fondsgesellschaft zu, falls diese in Schieflage geraten sollte?

Nein – und das muss es auch nicht. Gleich ob bei einer Bank oder Fondsgesellschaft - die Fondsanteile der Kunden werden als Sondervermögen aufbewahrt - getrennt vom Vermögen des Instituts. Sie dürfen nicht zugunsten eventueller Gläubiger verwertet werden.

 

Die VW-Aktie ist wegen des Skandals ziemlich gefallen. Sollte man nicht die Situation, nutzen, um jetzt VW-Aktien zu kaufen? Der Kurs wird ja nicht immer so niedrig wie heute bleiben!

Welche Konsequenzen der Skandal konkret hat, ist derzeit noch nicht abzusehen und damit auch nicht die Konsequenzen für die Börsennotierung. Wir bewegen uns hier im Bereich der Spekulation. Besser ist es, wenn Sie Ihr Geld in einen breit streuenden Aktienfonds investieren, das Risiko damit mindern und darauf vertrauen, dass die Fondsmanager die Zeichen der Zeit erkennen und entsprechend die VW-Aktie im Fonds gewichten.

 

Meine Mutter hat Anteile an einem geschlossenen Immobilienfonds und bisher noch keine Ausschüttung erhalten. Wo liegt denn der Unterschied zu einem offenen Immobilienfonds?

Geschlossene Immobilienfonds dienen der Finanzierung einzelner Immobilien oder Immobilienkomplexe. Eine Risikostreuung ist damit nicht möglich. Sind die eingeplanten Mittel beisammen, so wird der Fonds geschlossen und es werden keine neuen Anteile mehr ausgegeben. Während der Laufzeit besteht kein Anspruch auf Rückgabe der Anteile. Offene Immobilienfonds legen dagegen die Mittel der Anleger in vielen Immobilien an. Dabei achtet das Fondsmanagement auf eine möglichst ausgewogene Streuung der Objekte nach Größe, Nutzungsart, Alter und geografischer Lage. Wenn Sie jetzt Anteile an offenen Immobilienfonds erwerben, müssen Sie eine Ersthaltefrist von zwei Jahren und eine einjährige Kündigungsfrist beachten.

 

Wir haben vor 20 Jahren in einen geschlossenen Immobilienfonds in Mecklenburg investiert, eine Ausschüttung ist nie vorgenommen worden. Jetzt ist eine Kündigung möglich. Sollten wir davon Gebrauch machen?

Ja, das würden wir empfehlen. Aber: Jetzt geht es darum, wie viel Sie von Ihrer Einlage zurückerhalten. Auch andere Fondseigner werden jetzt von ihrer Kündigungsmöglichkeit Gebrauch machen – da kann es an Liquidität mangeln, wenn viele Fondseigner ihr Geld zurück haben wollen. Sie könnten Ihre Anteile möglicherweise jetzt über die Hamburger Börse veräußern - es steht aber zu befürchten, dass es deutliche Wertabschläge gibt – falls Ihre Anteile überhaupt noch einen Wert haben. Am besten, Sie rufen dort an und erkundigen sich. Ansonsten müssen Sie abwarten, bis es zur endgültigen Auszahlung kommt.

 

Ich habe in einen offenen Immobilienfonds investiert, der jetzt geschlossen wird. Die Zahlungen aus dem Fonds waren für die Finanzierung der Pflegekosten meiner Mutter gedacht. Eine Teilauszahlung haben wir bereits erhalten. Kann ich den Rest meiner Anteile verkaufen? Wie geht das?

Sie können Ihre Fondsanteile über die Börse Hamburg jederzeit veräußern. Erkundigen Sie sich dort nach dem Kurs, zu dem Ihre Fondsanteile gehandelt werden. Sie sollten sich genau überlegen, ob Sie Ihre Anteile dabei zu einem unangemessenen Preis veräußern. Da Sie ja bereits eine Teilzahlung erhalten haben, besteht für Sie jetzt keine Lücke bei der Finanzierung der Pflegekosten. Wenn Sie das Geld also nicht sofort unbedingt benötigen, sollten Sie besser abwarten, bis die Fondsgesellschaft die verbliebenen Immobilien verkauft. Mit hoher Wahrscheinlichkeit erhalten Sie dann einen höheren Betrag als über einen jetzigen Verkauf an der Börse.

 

Mein offener Immobilienfonds wird abgewickelt. Jetzt hat sich eine Kanzlei gemeldet, die mir meine Anteile abkaufen will. Sollte ich darauf eingehen?

Wenn Sie das Geld jetzt unbedingt brauchen, haben Sie vielleicht keine andere Chance. Aber das ist dann quasi ein Notverkauf. Sie müssen davon ausgehen, dass die Kanzlei nicht aus Nächstenliebe handelt. Das Ziel solcher Aufkäufer ist es, Fondsanteile zu erwerben, und die Anteile dann entsprechend der Marktentwicklung mit Gewinn zu verkaufen.  

 

Mit welchen Kosten muss ich beim Erwerb von Fondsanteilen rechnen?

In der Regel fällt beim Kauf eine einmalige Vertriebsgebühr an - der so genannte Ausgabeaufschlag. Ein normaler Aktienfonds wird mit einem Ausgabeaufschlag von drei bis sechs Prozent des Anteilpreises verkauft. Hinzu kommen jährliche Verwaltungsgebühren – von rund  1,5 Prozent im Schnitt. Einige Fonds erheben auch eine erfolgsabhängige Gebühr. Die Kosten sind im Verkaufsprospekt und im Produktinformationsblatt der Fonds ausgewiesen.

 

Ich habe jetzt Angebote für einen ETF bekommen? Wo liegt deren Vorteil?

Die Abkürzung steht für Exchange Traded Fund- also börsengehandelte Fonds. Über die Zusammensetzung dieser Fonds entscheidet kein Fondsmanager. sondern sie bilden passiv einen Index nach. Klassische Leitindizes sind beispielsweise der Dax, der Euro Stoxx oder der MSCI World. An der deutschen Börse sind aktuell mehr als 1000 ETF gelistet. Weil ein solcher Fonds nicht aktiv gemanagt wird, ist er kostengünstig, weil ein großer Teil der Ausgabeaufschläge wegfällt. Passive Fonds kosten oft kaum mehr als 0,1 bis 0,2 Prozent plus Verwaltungsgebühr.

 

Sind solche Index-Fonds auch eine sichere Anlage?

Nein, das sind Sie nicht. Verluste sind jederzeit möglich. Geht der abgebildete Index nach unten, trifft das auch auf den Indexfonds auch zu. Deshalb sollten Sie wirklich nur das Geld investieren, das Sie nicht sofort wieder benötigen. Aktienfonds werden profitabler, je länger sie laufen, da nur dann Wertschwankungen ausgeglichen werden können. Ansonsten müssen Sie die Nerven haben, mit einem relativ hohen Verlustrisiko zu leben.

 

Ich würde gern meine Anlage für vermögenswirksame Leistungen in einen ETF investieren. Wo kann ich einen solchen Fonds erwerben?

Regionale Banken haben häufig solche Fonds nicht im Angebot. Am besten, Sie wenden sich an eine Direktbank. Sie können auch direkt bei der Fondsgesellschaft nachfragen, wo Sie Anteile erwerben können

 

Gibt es Fonds, die einigermaßen sicher sind?

Antwort: Es gibt Mischfonds, die sowohl in Staats- und Unternehmensanleihen als auch in Aktien investieren. Je mehr die Fondsmanager auf Anleihen setzen, umso sicherheitsorientierter ist ein solcher Fonds. Damit ist noch nichts über die Wertentwicklung gesagt, denn Sicherheit geht zu Lasten von Ertragschancen. Auch bei solchen Fonds können Wertverluste auftreten.

 

Es gibt so viele Fonds - welche bieten denn tatsächlich die besten Renditeaussichten?

Der Blick in die Statistik zeigt - das sind Aktienfonds. Wer in den letzten zehn Jahren regelmäßig 100 Euro in breit streuende deutsche Aktienfonds investierte, hatte zum Stichtag Ende Juni 12.000 Euro eingezahlt und bekam 18.500 Euro heraus – das entspricht einer Rendite von 8,3 Prozent jährlich. Wer bis zum gleichen Zeitpunkt schon seit 30 Jahren eingezahlt hatte, hatte Ende Juni rund 124.000 Euro zur Verfügung – das entspricht einer jährlichen Rendite von 7,3 Prozent. Anders sieht es aus, wenn Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt an Ihr Geld müssen, und die Kurse gerade dann niedrig sind. Im Vergleich zum März hat der Dax beispielsweise derzeit mehr als 20 Prozent verloren. Aktienfonds verlangen daher Geduld, und Sie sollten Ihre gesamten Rücklagen nicht allein darauf stützen.

 

Ich habe schon vor Jahren in Aktienfonds auf lange Sicht für die Altersvorsorge investiert, Wegen der aktuellen Talfahrt des Dax frage ich mich: Soll ich drin bleiben oder lieber aussteigen?

Da Sie nicht in nächster Zeit an das Geld müssen, empfehlen wir durchzuhalten. Prüfen Sie allerdings zur Sicherheit die Qualität des Fonds. Sprechen Sie mit Ihrem Berater, ob es möglich ist, dass Ihr Kapital in der rentennahen Zeit - beispielsweise fünf Jahre vor Ihrem Rentenbeginn - von Aktienfonds schrittweise in Fonds mit Anleihen umgeschichtet werden kann.

 

 

Weitere Informationen

Informationen zum Thema Fondssparen findet man zum Beispiel auf der Homepage des deutschen Fondsverbandes BVI unter www.bvi.de. Hier kann man auch die Broschüre „Investmentfonds und Altersvorsorge“ herunterladen.

 

Die Bundesregierung gibt Verbrauchern Tipps für die Anlageberatung auf der Internetseite www.wegweiser-finanzberatung.de.

 

Ein breites Informationsangebot über alle Varianten von Fonds findet man in den aktuellen Ausgaben der Zeitschrift „Finanztest“. Ein Sonderheft der Redaktion mit dem Titel „Finanztest Spezial: Rendite absichern“ ist im Buchhandel erhältlich oder kann im Internet unter www.test.de bestellt werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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