Delfin statt Schweinehund: Heilpraktikerin und Coach Susanne Höllbacher gibt Tipps Interview: Wie man gute Vorsätze umsetzt

Von Katharina Wojczenko
Schweinchen, Laubhaufen, Wolkenmeer: Bilder helfen, gute Vorsätze in die Tat umzusetzen, sagt Susanne Höllbacher. Sie Heilpraktikerin und Coach. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der Sekt ist getrunken, die Weihnachtsplätzchen sind verputzt. Im neuen Jahr wird alles anders, schwören sich viele an Silvester. Aber dann bleibt es doch beim Alten. Dabei gibt es Tricks, um die guten Vorsätze in die Tat umzusetzen, sagt Susanne Höllbacher (47).

 
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Susanne Höllbacher arbeitet als Heilpraktikerin und Coach in Bayreuth.

Wann sind Sie zuletzt an einem Vorsatz gescheitert?
Susanne Höllbacher: Über die Weihnachtsfeiertage wollte ich eigentlich endlich meine neue Webseite fertigstellen. Aber ich habe es nicht geschafft.

Woran hat es gelegen?
Höllbacher: Ich habe die Zeit falsch eingeschätzt und musste noch viel anderes nacharbeiten für meine Praxis.

Verstand gegen Unbewusstes

Damit sind Sie nicht allein. Was ist aus Ihrer Sicht der Hauptgrund dafür, dass es mit der Umsetzung der guten Vorsätze nicht klappt?
Höllbacher: Die meisten sagen, das liege am inneren Schweinehund, also der Selbstkontrolle. Es ist vorherrschende Meinung, dass Vorsätze etwas mit Willenskraft und Disziplin zu tun haben. Das ist aber ein Irrtum.

Es gibt zwei Willenssysteme: den bewussten Verstand und das Unbewusste. Das eine unterscheidet in Falsch und Richtig, das andere in Mag ich und Mag ich nicht. Stimmen beide nicht überein, klappt es nicht. Wenn man aber das Unbewusste mit ins Boot holt, schaffen man das. 

Wenn das Unbewusste keine Fitnessstudios mag

Ein Beispiel, bitte.
Höllbacher: Ein Schüler will Arzt werden und weiß, dass er dafür gute Noten braucht und viel lernen muss. Er will Menschen helfen, das ist eine starke Motivation. Er sieht sich schon in seiner künftigen Praxis. Das sind beste Voraussetzungen, den Vorsatz umzusetzen.

Anders ist es, wenn der Arzt sagt: Sie müssen mehr Sport machen. Verstandesmäßig sieht Frau Müller das längst ein, weil sie zu schwer ist, zu viel in der Arbeit sitzt und schon Schmerzen hat. Aber ihr Unbewusstes sagt: Das ist anstrengend, ich muss nach der Arbeit nochmal weggehen, Fitnessstudios mag ich nicht.

Wie erreiche ich das Unbewusste?
Höllbacher: Indem ich die Körpersignale wahrnehme, das was man auch Intuition oder Bauchgefühl nennt. Dabei helfen Kurse oder Bücher und üben, üben, üben. Das Unbewusste lässt sich mit Bildern hervorholen. Wenn ich auf ein Bild sehe, das positive Assoziationen weckt, kann ich Bewusstes und Unbewusstes synchronisieren.

Delfin schlägt Schweinehund

Wie meinen Sie das?
Höllbacher: Das Bild muss jeder für sich finden. Bei Frau Müller könnt das ein Delfin sein. Der Delfin bewegt sich gut, ist fröhlich, kraftvoll, unbeschwert in seinem Element. Dazu sucht sie sich ein Mottoziel. Zu Beispiel: Ich bewege mich in voller Freude.

Wie ein Mantra?
Höllbacher: Ja, aber es muss ein selbstgemachtes sein, nicht wie eine aufgesetzte Affirmation. Also: Ich will mich wie ein Delfin fühlen. Dann muss sie auch nicht unbedingt ins Fitnessstudio, sie kann auch tanzen oder sich einen Hund zulegen. Diese Technik ist gar nicht so schwer, wenn man sie erst einmal gelernt hat.

Was das Gesicht sagt

Woran merke ich, dass ich das Unbewusste erwischt habe?
Höllbacher: An den Körpergefühlen. Ich merke das beim Coaching, wenn die Patienten spontan lächeln, die Augen strahlen. Das Unbewusste ist in 200 Millisekunden da, der Verstand braucht 600. Das kommt noch aus Zeiten, als wir vor Säbelzahntigern fliehen mussten.

Heute sehen Sie den Mailabsender und müssen lächeln - oder haben ein flaues Gefühl. Wenn Sie so etwas spüren, sollten Sie es lassen - oder diese unbewussten Gefühle wahrnehmen und umformen.

Warum reicht der Verstand nicht aus, um zu handeln?
Höllbacher: Der Verstand ist ein Hochleistungssportler. Für langfristige Vorsätze ist die Selbstkontrolle nicht geeignet. Natürlich kann er das Unbewusste unterdrücken, aber das kostet eine immense Kraft.

Sobald die optimalen Arbeitsbedingungen für den Verstand abweichen, wird es schwierig: Bei Stress, Ärger, Hunger bricht die Selbstkontrolle zusammen. Dann greift man zu Zigarette, zur Schokolade. Wenn Sie immer im Selbstkontroll-Modus sind, besteht die Gefahr, krank zu werden.

Bei der Darmspiegelung streikt das Unbewusste

Gibt es Ausnahmen?
Höllbacher: Wo es Sinn macht, wäre eine Darmspiegelung. Der Verstand sagt: Das ist wichtig, die Ärzte könnten frühzeitig Krebs erkennen. Das Unbewusste fragt: Was ist das eigentlich? Es kann nur Bilder lesen. Und diese zeigen eine Kamera im Popo. Das möchte das Unbewusste nicht. Der Verstand kann hier das Unbewusste umstimmen, weil es eine kurzfristige, wichtige Angelegenheit ist.

Und wenn ich trotzdem lieber andere Dinge mache? Kann es sein, dass meine Vorsätze am Ende gar nicht so gut sind?
Höllbacher: Das ist möglich. Vielleicht habe ich ein unbewusstes Bedürfnis, sollte nicht mehr Sport machen, weil ich ständig müde bin, sondern brauche Entspannung. Und ich sollte mich fragen: Warum schade ich mir selbst?

Gerade bei Ernährungs-Vorsätzen gibt es oft Überzeugungen, die nicht die eigenen sind, die uns andere mitgegeben haben. Zum Beispiel die Eltern, die immer sagten: Iss den Teller leer, die Kinder in Afrika hungern. Oder die Mode, die mir vermitteln will: Ich muss dünn sein, um Erfolg zu haben.

Es gibt Methoden, um eigene Wünsche von solchen Fremdwünschen zu unterscheiden. Nur bei den eigenen lohnt es sich, sie umzusetzen.

Bloß nicht zu viel vornehmen

Was haben Sie sich zum neuen Jahr vorgenommen?
Höllbacher: Auf jeden Fall habe ich mir für die neue Webseite ein realistisches Zeitziel gesetzt. Ansonsten mache ich keine Januarvorsätze mehr. Ich mache das immer, wenn ich es gerade brauche, und schaffe es meist auch.

Wenn man sich Vorsätze oft vornimmt und sie nicht klappen, weil man nicht weiß, wie das geht, senkt das die Selbstwirksamkeit. Diese ist die wichtige Basis, um psychisch gesund zu bleiben. Setze ich meine Vorsätze um, stärkt das die Psyche enorm.

Info: Am Montag, 9. Januar, spricht Susanne Höllbacher um 18 Uhr im Evangelischen Bildungswerk zum Thema "Gute Vorsätze fürs neue Jahr endlich mal einhalten". Eintritt vier Euro.

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