Seit Juni spielt der Mexikaner Aldo Rames beim FC Integration am Creußener Fußballplatz

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Seit Juni dieses Jahres spielt der Mexikaner Aldo Rames beim FC Creußen Fußball. Foto: Klaus Trenz Foto: red

Es ist ein etwas anderes Gespräch mit Aldo Rames. Seit Juni dieses Jahres lebt der 29-jährige Mexikaner in Creußen und spielt Fußball beim FC. Seine Muttersprache ist Spanisch. Die Unterhaltung verläuft ganz gut auf Englisch, manchmal übersetzt seine Frau Angelika Kraus auf Spanisch.

 
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Einige Worte Deutsch kann er auch, die hat er vier Monate lang am Goethe-Institut in Mexiko gelernt. Doch das reicht noch nicht, um hier zu leben, die endgültige Aufenthaltserlaubnis zu erhalten. Die Ausländerbehörde erwartet, dass er den Test zu deutscher Sprache und Kultur, den er im Juli gemacht hat, besteht. Im Oktober erwarten Aldo und Renate das Ergebnis, dann gibt es wahrscheinlich die Aufenthaltsgenehmigung. Momentan darf er bis nächstes Jahr bleiben.

In Bayreuth BWL studiert

Die beiden haben sich vor zehn Jahren kennengelernt, als Renate als Austauschstudentin in Mexiko war. Sie hatte in Bayreuth BWL studiert, wollte dann ins Ausland. „Das war ein Lebenstraum“, so die junge Frau. Auch die Schwester und die Eltern haben schon im Ausland gelebt. Aldo hat in Mexiko Politikwissenschaften studiert und ein Diplom erworben. In Deutschland würde er ja gerne in der Politik aktiv sein, erzählt er, aber das wird wohl schwierig werden. „Wenn ich die Sprache kann und die Genehmigung habe, werde ich mir einen Bürojob in einem Unternehmen suchen“, sagt er.

Das Paar hat auch schon in den USA, in Tucson und Nord-Carolina gelebt. Sechs Jahre haben sie eine Fernbeziehung geführt. Damit sollte jetzt Schluss sein. „Ich wollte endlich mit meiner Frau zusammenleben“, sagt Aldo. Und nachdem seine Frau in Eschenbach bei einer internationalen Firma eine Stelle in der Buchhaltung bekommen hat, haben sie einen Wohnort gesucht, der zentral liegt. Denn der Mexikaner könnte entweder in Bayreuth oder in Nürnberg die deutsche Sprache lernen. Und ein Bahnhof musste vor Ort sein, das waren die Voraussetzungen.

Deutsche Begriffe beibringen

Momentan ist er daheim der Hausmann, erzählt Renate. Sie versucht schon im Alltag ihrem Mann deutsche Begriffe beizubringen. Zum Beispiel, indem sie ihm Haushaltsgegenstände mit Namen benennt. Hauptsächlich sprechen die beiden aber Spanisch. „Man wendet eigentlich immer die Sprache an, in der man sich kennengelernt hat“, sagt sie. Es sei schwer, davon wegzukommen.

Fußball spielt Aldo schon, seit er ein kleines Kind ist, erzählt er. Aber mehr hobbymäßig, nicht im Verein. Er war gut, hätte in eine höhere Liga kommen können, aber dann gab es gesundheitliche Probleme und er hat es gelassen. Trotzdem ist er ein stolzer Fan des Heimatvereins. FC Atlas steht auf dem Logo an seinem T-Shirt, das der 29-Jährige stolz präsentiert. Aldo kommt aus Guadalajara, die drittgrößte Stadt nach Mexiko-City. Rund sieben Millionen Einwohner hat die Stadt, schätzt er. „Das ist schon ein Unterschied zu Creußen“, bestätigt er grinsend. Das ist die Gegend, wo der Tequilla herkommt, ergänzt seine Frau.

Manchmal hat er Heimweh

Der Abschied von der Heimat war schon schwer. Die Beziehung der Familie ist dort viel intensiver. Manchmal hat er schon Heimweh. Heuer feiert er zum ersten Mal Weihnachten in Deutschland. Aldo ist bei seiner Mutter aufgewachsen, die Eltern sind getrennt. Sie sind ursprünglich drei Jungs und zwei Mädchen, ein Bruder ist erst vor kurzem gestorben. Doch mittlerweile fühlt er sich sehr wohl in Deutschland, in Oberfranken. „Die Leute sind alle sehr freundlich“, hat er festgestellt. Er wurde sehr gut von allen aufgenommen, wird selbstverständlich integriert. Vor allem eben beim FC Creußen. Ganz alleine ist er vor Kurzem hergekommen, hat gefragt, ob er mitspielen kann. „Das war kein Problem“, sagt FC-Vorsitzender Norbert Bauerfeind, „er spielt gut.“ Seit vergangener Woche sind auch endlich die notwendigen Papiere da. Und die Mitspieler der zweiten Mannschaft haben ihn gleich mit aufgenommen. Mit ihnen verbringt der Mexikaner auch viel private Zeit. Am vergangenen Wochenende waren sie miteinander beim Jubiläum der Landjugend in der Schulturnhalle. „Das Bier ist fantastisch“, schwärmt Aldo lachend auf die Frage, ob er welches trinkt.

Das Wetter ist anders

Aber auch das Essen hier ist sehr lecker. Am liebsten ist er Rahmschnitzel mit Spätzle, erzählt er. Und das, obwohl er es eigentlich lieber scharf mag. Zu Hause ist Chilischote mit Käse und Eiweißpanade mit Reis und Tomatensoße seine Leibspeise. „Ja, manchmal vermiss ich hier schon die Tacos von daheim“, bedauert er. Auch das Wetter ist anders als in Mexiko, aber das passt schon alles.

Auch Vorsitzender Bauerfeind ist angetan von dem Neuzugang. Die beiden Männer verstehen sich gut. „Das tut dem Verein gut, das ist gelebte Integration“, betont er. Sicher, man habe auch schon mal Spieler aus Tschechien gehabt, aber ein Mexikaner ist schon etwas anderes. „Das ist eben eine andere Mentalität“, so der Vorsitzende, der selber schon in Mexiko war. Und Aldo versteht auch sofort alles. Man zeige es ihm einmal und schon kann er es. Lachend erinnert sich Bauerfeind daran, dass Aldo anfangs die Mitspieler irritiert hat. Immer wenn er auf sich aufmerksam machen wollte, hat er gepfiffen und die anderen dachten, es wäre der Schiedsrichter. Mittlerweile haben sich aber alle daran gewöhnt.

Doch nun hat Aldo keine Zeit mehr. Der Trainer wartet. Stolz zieht er das Creußen-Trikot an und läuft zu den Mitspielern am Platz.

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