Inszenierter Deal platzt vorzeitig

Von Moritz Kircher
Wegen Handels mit Marihuana (Bild) und Ecstasy steht ein Mann aus der Oberpfalz derzeit in Bayreuth vor Gericht. Symbolfoto: Oliver Berg / dpa Foto: red

Für den Handel mit Marihuana und Ecstasy muss sich ein 25-jähriger Oberpfälzer derzeit vor dem Landgericht Bayreuth verantworten. Bei der Polizei hat der Mann bereits ausgepackt und auch vor Gericht ein Geständnis abgelegt. Vom ersten Verhandlungstag blieb hängen, was er aus der Untersuchungshaft schilderte. "Der Knast ist die Hölle", sagte Joachim S. Und kurios war, wie er der Polizei ins Netz gegangen ist.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Kripo war dem Angeklagten auf der Spur, weil sie einen seiner Abnehmer geschnappt und dazu gebracht hatte, mit Joachim S. die Übergabe einer größeren Menge Marihuana zu vereinbaren. Dabei wollte die Polizei zuschlagen und den Mann festnehmen, der mehr als zwei Kilo Marihuana und mehrere hundert Ecstasytabletten in Umlauf gebracht haben soll. Aber zu dem inszenierten Deal kam es gar nicht mehr, weil vorher die Verkehrspolizei zuschlug.

Drogen im Auto und in der Wohnung

Der Angeklagte war am 15. Juni dieses Jahres mit seinem Auto bei Speichersdorf unterwegs zur Übergabe nach Bayreuth. Zwei Streifenpolizisten bemerkten, dass er nicht angeschnallt war und stoppten ihn. Einer der beiden Polizisten sagte am Montag vor Gericht aus, dass bei der Kontrolle sofort der Cannabisgeruch im Auto aufgefallen sei.

Die Beamten nahmen das Fahrzeug auseinander und fanden dabei größere Mengen Gras und Ecstasy. Joachim S. wurde verhaftet und seine Wohnung durchsucht. Dabei stellte die Polizei noch mehr Drogen sicher.

Im Knast geht's nur um Zigaretten und Drogen

"Die Hölle", so schilderte der Angeklagte vor Gericht nun die Zeit in der Untersuchungshaft. "Ich war vorher ein anderer Mensch." Er sei umgeben von Schwerverbrechern, die nichts anderes im Kopf hätten als die Frage, wie sie an Zigaretten und Drogen kommen. Er selbst habe nie viel Drogen konsumiert und die Dealerei nur wegen Geldsorgen angefangen.

Er wolle noch etwas aus seinem Leben machen. Zum Zeitpunkt seiner Festnahme war Joachim S. - gelernter Handwerker, ehemaliger Bundeswehrsoldat und Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma - zur Aufnahmeprüfung in der Berufsoberschule angemeldet.

"Ich habe so etwas vorher noch nie erlebt"

Doch daraus wurde nichts. Stattdessen saß er nun im Knast. Seine beiden Zellengenossen hätten ihm ständig Gewalt angedroht und ins Essen gespuckt. "Ich bin irgendwann zusammengebrochen", sagt der Angeklagte. Auf der Krankenstation habe er dann erstmals Drogensüchtige auf Entzug gesehen. "In so einen Zustand will ich niemals kommen", sagte er.

Staatsanwalt Florian Losert hielt ihm vor, dass er es sei, der mit seinem Drogenhandel die Menschen in genau diesen Zustand bringe. "Ich habe so etwas vorher noch nie erlebt", sagte Joachim S. "Mir war das nicht bewusst." Er habe bei seinen Deals nur an seine Schulden gedacht.

Angeklagter hofft auf Kronzeugenregelung

Zum Verhängnis könnte dem Angeklagten möglicherweise noch werden, dass er bei seiner Festnahme nicht nur auf dem Weg zu einem Drogengeschäft war. Bei der Durchsuchung fanden die Polizisten ein Teppichmesser, ein Taschenmesser und Reizgas im Auto. Sind bei einem Drogenhandel Waffen im Spiel, droht eine deutlich höhere Haftstrafe.

Joachim S. und sein Verteidiger Karsten Schieseck setzten alles daran, glaubhaft zu machen, dass sich die Gegenstände zufällig im Auto befanden. Dafür spricht, dass der Angeklagte zum Zeitpunkt seiner Festnahme als Handwerker und als Sicherheitsmann tätig war.

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. Als Zeuge wird dann auch der Polizeibeamte gehört, bei dem der Angeklagte ausgepackt und auch über seine Lieferanten gesprochen hat. Von dessen Aussage hängt wohl maßgeblich ab, ob Joachim S. von einer Kronzeugenregelung profitiert und vielleicht mit Bewährung davon kommt.

Bilder