Institution der Nacht: Die Mohre lebt

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Generationen von Bayreuthern haben hier die Nacht zum Tag gemacht. Haben in der Mohrenstube noch einen Absacker genommen, wenn alle anderen Kneipen schon zugemacht hatten. Über mehr als 50 Jahre hat sich die Nachtbar zu einer kulturellen Institution des Nachtlebens entwickelt. Fünf Freunde wollen dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Sie haben die Mohrenstube gekauft, damit sie beinahe unberührt weiterleben kann.

 
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Geschichten ranken sich viele um dieses Lokal in der Mittelstraße. Einige davon erzählt man sich hinter vorgehaltener Hand - am besten mit einem wissenden Grinsen. Geschichten, die mit "weißt du noch, ...?" beginnen, tragen sich am besten von Generation zu Generation weiter. Viele der Kneipen, in denen Geschichten entstanden sind, die man sich entsprechend weiter trägt, sind von der Bayreuther Stadtkarte verschwunden: Die Funzel, zum Beispiel, "die Rosenau, abgebrannt", sagt Peter Pühl.

Aber diese eine Institution ist noch da: die Mohrenstube. Und: Sie stand zum Verkauf. Mehr durch Zufall, sagt Richard Augustin, sei er im Internet auf die Annonce gestoßen, dass die Eigentümerin Irene Spengler das Lokal verkaufen wolle. "Das habe ich dem Peter Pühl erzählt. Und da ist die Idee entstanden, dass wir doch die Mohrenstube kaufen könnten", sagt Richard Augustin.

"Richtig schöne Erinnerungen"

"Nach dem Tanzschulen-Abschlussball war ich damals zum ersten Mal hier", sagt Augustin. "Irgendwann nachts nach halb zwei bin ich zum ersten Mal mit dem Lokal in Berührung gekommen." In den 80er Jahren war das. "Später war ich natürlich auch sporadisch hier. Es war die Absackerkneipe, in die man einfach ging. Ich habe schöne Erinnerungen an die Zeit gehabt. Da war immer richtig was los."

Und als Augustin mit seinen Freunden über das Thema sprach, irgendwann Ende vergangenen Jahres, sei "da richtig Dynamik rein gekommen", sagt Augustin. Schnell werden sich Augustin, Pühl und ihre Freunde Stefan Hübner, Wolfgang Döring und Walter Wagner einig: "Wir kaufen die Mohrenstube. Nicht für den Dauerbetrieb. Aber um sie für Veranstaltungen zu nutzen oder zu vermieten, ist das ideal." Schließlich stehen die fünf, die die Mohrenstube "als Herzensgeschichte sehen", wie Pühl sagt, fest im Berufsleben. Und haben als Ingenieur, Arzt, Einzelhändler, Anwalt oder Physiotherapeut an sich schon einen mehr als ausgefüllten Tag.

1952 wird die Mohrenstube als Weinstube eröffnet

Die Mohrenstube, 1952 als Weinstube des Weihenstephan eröffnet, gibt es seit 1963 als Bar mit einer Konzession bis 5 Uhr früh. Mit einem Lächeln sagt Walter Wagner: "Über Jahrzehnte hat diese Bar alle schwer erziehbaren Bayreuther aufgefangen." Nachdem Angelika und Ramon Lehnbeuter die Mohrenstube von 1988 bis 2002 betrieben hatten, gab es "einige Gastspiele" verschiedener Gastronomen", sagt Stefan Hübner, bevor die Eigentümerin Irene Spengler selber wieder am Zapfhahn stand. "Mit viel Arbeit und Liebe hat sie es wieder hinbekommen - bis sie eben jetzt einen Nachfolger gesucht hat." Für die Freunde war klar: "Die Mohrenstube sollte keine Shisha-Bar und auch kein Casino werden. Wir wollten die Tradition des Lokals fortführen."

Keine Konkurrenz für die Gastronomie

Das Konzept: Die Mohrenstube soll keine Konkurrenz zu bestehenden Kneipen sein. "Man soll sie mieten können für Geburtstage, für Hausfasching, für Firmenfeiern, Mottoparties", sagt Hübner. "Wir machen auch mal was in Eigenregie, wie zum Beispiel eine Nikolaus-After-Work-Party am 6. Dezember ab 18 Uhr. Mal sehen, wie die Leute darauf reagieren." Bei der privaten Eröffnung nach einer behutsamen - vor allem technischen - Neuausstattung im Oktober "waren alle begeistert, die da waren". Das Geld, das durch die Vermietung eingenommen wird, wird in den Erhalt des Bayreuther Kulturguts Mohrenstube investiert, sagt Hübner. "Es sind schon einige Investitionen in der Pipeline."

"Sie ist in guten Händen"

Irene Spengler, die die Mohrenstube einige Jahre mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Werner geführt hatte, bevor sie verpachtet wurde, sagt: "Schweren Herzens" habe sie im August nach der Festspielzeit, wo die Bar gerade bei Künstlern und Festspielgästen eine feste Größe war, die Tür ein letztes Mal zugesperrt. Aber: "Sie ist in guten Händen. Bei fünf Bayreuthern, deren Väter schon bei meinem Mann und mir gefeiert haben. Und die in ihrer Sturm-und-Drang-Zeit auch Gäste waren. Das hat es mir natürlich leichter gemacht."

Sie hätte die Mohrenstube auch "anderweitig verkaufen können, dann wäre es aber nicht mehr die Mohrenstube gewesen. Die Verhandlungen liefen seit Dezember, so konnte ich Monat für Monat ein Stück weit Abschied nehmen. Und zehn Jahre, nachdem ich übernommen hatte, übergeben."

Infos und Geschichte unter www.mohrenstuben.de

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