Rogg Inn in Weißenstadt eröffnet: Poetisches Wissen über Roggen Informationszentrum soll Touristen anlocken

Von Ulrike Sommerer
Kaum einer weiß noch die eine von der anderen Getreideart zu unterscheiden, geschweige denn die Bedeutung des Roggens für das Fichtelgebirge zu ermessen. Dem will Laura Krainz-Leupoldt gegensteuern und hat in Weißenstadt ein Informationszentrum für Roggen eröffnet. Foto: red Foto: red

Roggen ist das Getreide des Fichtelgebirges. Es ist mit den dortigen kargen Böden zufrieden. Es ist vital, wenig krankheitsanfällig und geradezu ideal zum Brot backen. Nur: Das weiß niemand mehr. Deshalb gibt es jetzt das Rogg Inn, das Infozentrum für Roggenkultur in Weißenstadt. Dort soll man - auch - über das Leben nachdenken.

 
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Ideengeberin dafür ist Laura Krainz-Leupoldt. Mit ihrem Mann Franz betreibt sie die Brotfabrik Pema, kennt Roggen also auch dienstlich. Und Laura Krainz -Leupoldt hat den Weißenstädtern schon einmal ein Museum verschafft, zeitgenössische Kunst wird dort gezeigt. Und jetzt eines, das sich dem Roggen widmet? Ein Museum? Nein, nein, ruft Laura Krainz-Leupoldt gleich. Nein, nein, ein Museum sei das nicht! Das Rogg Inn, wie die neue Einrichtung heißt, soll vielmehr Lernort sein. Informationszentrum inmitten einer Landschaft, in der der Roggen so wichtig sei und in der die Menschen kaum mehr über ihn Bescheid wüssten.

Rogg Inn soll Fichtelgebirge aufwerten

Ihr Anspruch ist ein mehrfacher. Der strukturpolitische Anspruch: Roggen soll wieder vermehrt angebaut werden, eine Zukunftsperspektive für die Landwirtschaft im Fichtelgebirge bieten. Der touristische Anspruch: Das Rogg Inn soll die Attraktivität des Fichtelgebirges aufwerten, wird daher auch mit anderen Museen wie dem Brotmuseum in Kulmbach oder dem Gerätemuseum in Bergnersreuth vernetzt.

Der philosophische Anspruch: Das Rogg Inn soll deutlich machen, dass gutes Brot Zeit braucht, es will zur Entschleunigung einladen, eine Möglichkeit bieten, über das Leben nachzudenken. „Und wo kann man das besser, als im Fichtelgebirge“, sinniert Laura Krainz-Leupoldt.

Allerdings klingt Informationszentrum doch recht nüchtern. So wenig ansprechend. Deshalb setzte Laura Krainz-Leupoldt einen Untertitel zum Rogg Inn: „pädagogisch-poetisches Informationszentrum für Roggen-Kultur“. Poetisch soll es also sein, dazu informativ auf unterhaltsame Art und sinnlich, irgendwie. Das gelingt tatsächlich. Gleich am Eingang wird der Besucher mit einem Quiz empfangen, bei dem er sein (Halb)Wissen über Getreide testen kann. Es folgen – auf modernde Art gold-schwarz durchdesignt – viele, auch technische Spielereien, laden ein, sich intensiv mit dem Getreide zu beschäftigen. Auch mit dessen Verarbeitung, immer wieder wird auf das sinnliche Erleben beim Mahlen, beim Backen verwiesen. Und immer wieder das Gold: Es strahlt von Wänden, wird in Texten aufgegriffen. Roggen – das Gold der Region.

Im Außenbereich wird anhand einer Drei-Felder-Wirtschaft mit der Fruchtfolge Roggen, Lupinen, Hafer, der Roggenanbau gezeigt. Extra Angebote richten sich gezielt an Kinder, lesen sollten diese allerdings schon können.
Beim ersten Rundgang durch das Rogg Inn fällt eine kleine, alte Frau auf, die durch die Ausstellung geführt wird. An einer Videoinformation hält ihr Franz Leupoldt den Kopfhörer hin, sie sieht sich selbst auf dem Bildschirm und lauscht ihrer eigenen Stimme. Die Frau ist Fanni Schricker. Ihr Mann hatte einst einen Roggen-Saatgutbetrieb in Raumetengrün (Kirchenlamitz) bis die Politik 1964 den Roggensortenschutz aufhob. Die Saatgutzucht wurde nun wissenschaftlicher, „da konnten wir privaten Züchter nicht mehr mithalten“.
Jetzt, 50 Jahre später, sitzt die 83-Jährige im Rogg Inn, schaut sich an, was einst einen Großteil ihrer Zeit bestimmte: Der Roggen. Die jungen Leute, sagt sie, wüssten ja gar nicht mehr, wie Roggen aussieht.


FAKTEN

Größe: 300 Quadratmeter Ausstellungsfläche im Inneren, der Außenbereich ist 1300 Quadratmeter groß.

Kosten: 1,2 Millionen Euro, finanziert durch Fördergelder der EU, dem Freistaat Bayern, der Oberfrankenstiftung, der Pema und der Sparkasse Hochfranken.

Träger: Förderverein für Roggenkultur in Weißenstadt am See, bislang 50 Mitglieder.

Öffnungszeiten: Dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Man sollte eine Stunde Besuchszeit einplanen.

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