Immer mehr Urlauber

Von Renate Allwicher und Andreas Gewinner
2016 war ein gutes Jahr für den Tourismus im Landkreis Bayreuth. Und 2017, verspricht ähnlich zu werden, wie unser Bild aus dem Fichtelgebirge von den Mehlmeisler Klausenliften von vor wenigen Tagen zeigt. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der Tourismus in Bayern boomt - auch im Landkreis Bayreuth. Von Januar bis November des vergangenen Jahres gab es im Landkreis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum genau 8,2 Prozent mehr Gäste, die Zahl der Übernachtungen stieg um 6,4 Prozent. In den traditionellen Feriengebieten im Landkreis zeigen die Zahlen noch deutlicher nach oben: In der Fränkischen Schweiz gab es 7,7 Prozent mehr Übernachtungen, im Fichtelgebirge 7,2 Prozent. Die beiden größten Gewinner im Fichtelgebirge liegen im Landkreis Wunsiedel und auf der Südseite des Ochsenkopfes.

 
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Fränkische Schweiz: Anders als für die Stadt Bayreuth gebe es  noch keine verlässlichen Übernachtungszahlen für die Region, sagt Thomas Bernard vom Tourismusbüro Pottenstein. Der Hintergrund: „Nur Betriebe über zehn Betten müssen ihre Übernachtungszahlen direkt an das statistische Landesamt melden. Bei uns im Gebiet sind aber fünfzig Prozent der Übernachtungsbetriebe kleiner. Die sind jetzt noch nicht erfasst, daher wären Zahlen, wie sie jetzt vorliegen, absolut verfälschend“, erklärt Bernard. Seine Einschätzung ohne konkrete Zahlen lautet: „Wir liegen im positiven Trend.“

Dies bestätigt Christine Bayer, die Inhaberin des Campingplatzes Bärenschlucht in Pottenstein. Sie verzeichnete für das Jahr 2016 etwa 500 mehr Ankünfte als im Jahr zuvor, die Zahl der Übernachtungen sei sogar um 2300 gestiegen. „Die Leute sind vergangenes Jahr länger geblieben, die haben hier richtig zwei, drei oder vier Wochen Urlaub gemacht.“ Sie verzeichnet schon seit dem Jahr 2011 steigende Übernachtungszahlen. „Aber dieses Jahr ist ein echter Sprung nach oben“, sagt Bayer.

Auch Irene Schmitt von der Tourismusinformation der Verwaltungsgemeinschaft Mistelgau-Glashütten mag angesichts fehlender Zahlen noch keine konkrete Aussage machen. Im Gespräch mit Helmut Häfner, dem Vorsitzenden des Fremdenverkehrsvereins für Obernsees und Umgebung,  vermuten aber beide, dass Obernsees auf einer Linie mit den Bayreuther Zahlen liegen könnte, bei einem Zuwachs zwischen drei und vier Prozent. „Wir haben hier in Obernsees aber ein paar Sonderfaktoren“, erklärt Häfner: „Viele haben im vergangenen Jahr an Arbeiter vermieten können, die wegen der Baustelle für das Feriendorfes der Windräder vor Ort sein mussten.“

Konkrete Zahlen gibt es für die 40 Wohnmobilstellplätze an der Therme Obernsees. Hier sei die Nachfrage im vergangenen Jahr enorm gewesen, sagt Geschäftsführer Uli Gesell. Allein von 2015 auf 2016 stieg die Zahl der Ankünfte um 22,8 Prozent. „Seit 2009, unserem ersten vollen Betriebsjahr, ist die Nachfrage aber immer gestiegen“, sagt Gesell.

Auch in Hollfeld sei deutlich spürbar, dass die Region für Touristen attraktiv ist, sagt Christine Küffner vom Fremdenverkehrsamt. Ihrer Einschätzung nach seien in Hollfeld allerdings die Übernachtungszahlen konstant geblieben, die Zahl der Tagesgäste aber enorm gestiegen.  Davon profitiere die Stadt trotzdem: Weil die Gäste Essen gehen, Kaffee trinken, das Schwimmbad besuchen und einkaufen.

Fichtelgebirge: Das Flaggschiff im Fichtelgebirgstourismus ist die Ochsenkopfregion. Noch. Denn Weißenstadt hat bei den Übernachtungszahlen drei der vier Ochsenkopfkommunen schon hinter sich gelassen. Allein im November gab es 43 Prozent mehr Gäste als im November 2015.

Aber beklagen braucht sich für das abgelaufene Jahr niemand, alle Orte rund um den Ochsenkopf legten zu. Bischofsgrün hatte von Januar bis November sieben Prozent Gäste mehr, die Übernachtungen stiegen um zwei Prozent. Fichtelberg hatte gut 16 Prozent mehr Gäste und zehn Prozent mehr Übernachtungen. Mehlmeisel hatte gut ein Fünftel mehr Gäste und ein Zehntel mehr Übernachtungen.

Der größte Gewinner am Ochsenkopf aber ist Warmensteinach, das schon zum Halbjahr eindrucksvolle Zahlen vorlegen konnte. Die wurden im zweiten Halbjahr offenbar nochmal gesteigert: In der Elf-Monatsbilanz steht gut ein Drittel mehr Gäste und ein Viertel mehr Übernachtungen. Die Zahlen aus dem Fichtelgebirge beziehen sich indes nur auf große Betrieb mit elf und mehr Betten, die monatlich direkt an das Statistische Landesamt melden müssen.

Andreas Munder, der Tourismusmanager der Ochsenkopfregion, freut sich, dass "alle acht Zahlen positiv" sind, also je für Gäste und Übernachtungen aller vier Ochsenkopfgemeinden. Die außerordentliche Steigerung in Warmensteinach sei ohne zusätzliches Bettenangebot geschafft worden, "vor allem Vorzeigebetriebe haben zugelegt." Auch rund um den Ochsenkopf hätten die Gastgeber 2016 "einen tollen Job gemacht". Munder erkennt aber auch die Bedeutung der Landesgartenschau in Bayreuth für diese Entwicklung an: "Wir haben in unseren Büros allein rund 600 Karten verkauft." Aber auch eine andere wichtige Zahl, die sich nicht direkt in Gäste- und Übernachtungszahlen wiederfindet, zeigt nach oben: das Onlinebuchungssystem hatte 2016 ein Plus von 50 Prozent, so Munder.

Zur jüngsten Saison zwischen Weihnachten und Dreikönig - früher war das Fichtelgebirge hier stets ausgebucht - sagt Munder: "Wir waren gut gebucht, wenngleich es in allen Kategorien noch Betten gab. Aber auf Silvester zu wurde es eng." Eine Rolle gespielt habe sicher auch, dass diesmal die Feiertage sehr arbeitnehmerunfreundlich lagen.

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