Marathonläuferin mit Prothese aus Eckersdorf Ihr Name ist Hoffnung: Asha Noppeney

Manfred Präcklein,

ECKERSDORF. Ein banaler Unfall hat das Leben von Asha Noppeney mit einem Schlag verändert. Auf der Flucht vor einem Löwen stößt die Siebenjährige in ihrer Heimat Uganda mit einem Fahrradfahrer zusammen - durch den Behandlungsfehler eines Arztes verliert sie ihr rechtes Bein. Heute läuft die 56-Jährige die Nordic Walking-Strecke im Marathon und unterstützt damit Kinderdörfer und Hilfsprojekte für in Not geratene Menschen.

 
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In ihrem Buch "Tochter der Kriegernomaden" hat Asha Noppeney ihre Lebensgeschichte niedergeschrieben. "Mein Name heißt Hoffnung", lächelt sie. Sie will anderen Menschen zeigen, wie man mit unerschütterlichem Mut, starkem Willen und großer Lebensfreude das Beste aus seinem Schicksal machen kann.   

"Es war ein banaler Unfall", sagt ihr Mann Herbert, ein Bayreuther Internist. "Asha wurde einfach falsch behandelt." Statt das gebrochene Bein einfach zu schienen, hat es der Arzt hochgebunden und dabei die Blutzufuhr abgeschnitten. Nach einer Woche war ihr Bein schwarz vor Fäulnis - es musste abgenommen werden.   

Hüpfen auf einem Bein

"Mein Bein ist im Krankenhaus geblieben, weil es kaputt war", erklärt sie den neugierigen Kindern im Dorf. Prothesen gibt es damals nicht. "Ich bin erstmal auf einem Bein gehüpft", erinnert sich die Frau mit der Afro-Frisur. In den Augen der Kinder war sie nicht behindert. "Ich konnte wie die anderen spielen und auf Bäume klettern."   

Anders war die Sicht der Erwachsenen in der afrikanischen Tradition. "Ihr größtes Stigma war, sie war nicht mehr verheiratbar", ergänzt ihr Mann. Für eine beinamputierte Braut bekommen die Eltern keine 100 Kühe mehr. Drei Jahre nach dem Unfall bekommt sie zwei Unterarmkrücken. Später schnitzt ihr ihr Vater eine einfache Prothese aus Holz. Damit ist Asha Noppeney in der Lage, ihr Leben selbst zu meistern. Sie macht ihr Abitur und eine Ausbildung als Hotelfachfrau. Schließlich will sie Diplomatin werden. Doch dieser Traum zerplatzt in den politischen Wirren ihres Heimatlandes unter dem brutalen Diktator Idi Amin.   

Geld durch Putz-Jobs

Sie verlässt Uganda, um in Paris zu studieren. Anfang der 80er Jahre kommt sie nach Deutschland. Mit Putz-Jobs hält sie sich über Wasser. Am Goethe-Institut in München lernt sie deutsch und besucht das Dolmetscher-Institut. Das Diplom erreicht sie nicht. "Wenn man hart arbeiten muss, schafft man kein Studium", beschreibt sie ihre Erfahrung. In München lernt sie später ihren Mann Herbert kennen. In der Zwischenzeit besucht Asha Noppeney einmal ihre alte Heimat. Die Lage dort ist 1983 immer noch sehr instabil. Soldaten entführen und foltern sie. In letzter Minute wird sie vor ihrer Hinrichtung gerettet.   

Zu ihrem Sport ist Asha Noppeney erst vor fünf Jahren gekommen, auf einer Gesundheitsmesse. "Dort hieß es, Nordic Walking ist nichts für Beinamputierte." Doch wenig später findet sie einen Lehrer, der auf ihr Handicap eingeht. Sie trainiert fleißig, dreimal die Woche jeweils vier Kilometer.   

Erster Halbmarathon

2007 läuft sie erstmals einen offiziellen Halbmarathon. Ein Jahr später bewältigt sie auf dem steinigen Kurs im Fichtelgebirge die volle Distanz von 42,195 Kilometern - als Benefizaktion für das Internationale Friedensdorf in Oberhausen. Zusammen mit ihrem Mann und einem Freund startet sie um Mitternacht. Nach 13 Stunden und 42 Minuten kommen sie gemeinsam mit den gesunden Läufern ins Ziel.   

2009 folgt ein Halbmarathon im Ruhrgebiet in der Gruppe "Iron Calli". "Ich war nur 15 Minuten langsamer als Reiner Calmund", erinnert sie sich an die Begegnung mit dem schwergewichtigen Fußballmanager. Ihren zweiten Vollmarathon absolviert sie im Juli 2010 wiederum in Gefrees im Fichtelgebirge, dieses Mal zugunsten der Aktion "Menschen in Not" in Bayreuth. Bei einem Benefizkonzert der Schauspielerin Jutta Speidel wird schließlich die Idee geboren, ihre Geschichte aufzuschreiben. Ashas Lesungen stoßen auf riesiges Interesse. Der Erlös ihres Buches kommt sozialen Projekten zu Gute.

Fotos: dpa

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