Patienten sind unzufrieden – Doch das Bayreuther Krankenhaus sieht sich bei Keimbekämpfung an der Spitze Hygiene: Klinikum weist Kritik zurück

Von Frank Schmälzle
Saubere Hände? Unter einer Schwarzlichtlampe lassen sich übertragbare
Keime erkennen. Foto: Wittek Foto: red

„Saubere Hände“: Unter diesem Motto steht eine bundesweite Aktion an Krankenhäusern, an denen sich das Klinikum Bayreuth derzeit beteiligt. Ziel ist es, die Hygiene an Krankenhäusern weiter zu verbessern und die Ausbreitung von krankmachenden Keimen einzudämmen. Aber wie steht es um die Hygiene am Klinikum Bayreuth? Schlecht, meinen Patienten, die sich auf den Internetseiten des Kuriers zu Wort melden. Gut, meinen hingegen die leitenden Ärzte.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Nach Kurier-Berichten in der vergangenen Wochen über die wirtschaftliche Situation der Klinikum Bayreuth GmbH, die 2012 1,8 Millionen Euro Gewinn gemacht hatte, meldeten sich Leser im Internet zu Wort. Und setzten sich kritisch mit der Hygiene am Klinikum auseinander. Ein Nutzer schrieb wörtlich: „Dann ist ja jetzt mal Geld da, um die offensichtlich katastrophalen Hygienezustände auf den Stationen anzugehen. Der schlechte Ruf eilt dem Klinikum in ganz Bayern voraus.“

Der ärztliche Direktor des Klinikums, Prof. Klaus Henneking, wies diese Kritik auf Anfrage zurück. Er bezeichnete die Hygienesituation in den beiden Betriebsstätten des Klinikums als „sehr gut“. Regelmäßig überprüfe das Staatliche Gesundheitsamt alle 25 Fachabteilungen, zuletzt sei dies im Februar geschehen. Gravierende Mängel seien dabei nicht aufgetreten. Die Klinikum Bayreuth GmbH tue viel, um die Verbreitung von Krankenhauskeimen einzudämmen. So würden alle Patienten, die über 65 Jahre alt sind und in der Notaufnahme erstbehandelt werden, auf multiresistente Keime untersucht. Gleiches gelte für Risikopatienten, zu denen etwa Diabetiker gehören.

Nach Angaben des Leiters des Instituts für Laboratoriumsmedizin am Klinikum, Dr. Sven Schimanski, werden grundsätzlich alle Patienten nach ihren individuellen Risikofaktoren befragt. „Auf den Stationen mit höherem Risiko, etwa in der Geriatrie, in der Behandlung von Querschnittgelähmten und im Intensivbereich, werden zudem alle Patienten konkret getestet.“ Dieses Konzept, sagt Schimanski, hat Erfolg: Der Anteil der Klinikum-Patienten mit multiresistenten Keimen, die sich in dem Bayreuther Krankenhaus infizieren, liege bei sechs Prozent – im Vergleich mit anderen deutschen Krankenhäusern, die sich an einer Studie beteiligen, sei dies ein sehr guter Wert. 94 Prozent hätten die Keime bereits vor ihrem Krankenhausaufenthalt im Körper. Wie viele Patienten sich im Klinikum mit Keimen anstecken, konnte Schimanski allerdings nicht sagen. Der Chefarzt räumte ein: Dass sich in einem Krankenhaus niemand mehr mit Keimen infiziert, ist nicht möglich.

Eine zentrale Position muss die Klinikum Bayreuth GmbH in naher Zukunft neu besetzen: Das Krankenhaus trennt sich von seinem Hygienearzt, ein Nachfolger ist bislang nicht gefunden. Ein Kandidat, der für den Posten im Gespräch war, hat wieder abgesagt. Kritische Stimmen sagen, dem Klinikum sei es nicht gelungen, mit dem bisherigen Hygienearzt einen angesehenen Mediziner zu halten.

Anders als die leitenden Ärzte machen sich Mitarbeiter des Klinikums durchaus Sorgen um die Hygiene am Klinikum. Sie erinnern daran, dass in der Vergangenheit der Putzdienst auf den Intensivstation nach 16 Uhr mitunter schwer erreichbar war. Und: Sie fragen sich, ob die Hygienestandards für Handwerker, die medizinische Geräte warten und reinigen, tatsächlich ausreichen.

Bilder