Gespenstisches Naturphänomen bei Petra und Bernd Kauper im Garten Hunderte von Käfern krabbeln abends aus dem Boden

Von Christian Porsch
 Foto: red

Das verträgt nicht jeder: Petra und Bernd Kauper trauten ihren Augen nicht, als sie bei den lauschigen Freitagabend auf ihrer Terrasse am Ortsrand von Windischenlaibach ausklingen lassen wollten. Bei Einbruch der Dämmerung knisterte es und der Rasen begann sich zu bewegen. Kurz darauf flogen hunderte von Käfern in Richtung Nachthimmel. Seither wiederholt sich dieses Schauspiel von Abend zu Abend.

 
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„Jeden Abend zwischen neun und halb zehn kommen sie aus dem Erdboden. Und das seit vergangenen Freitag”, erklärt Bernd Kauper ein Naturschauspiel, das man nicht glauben würde, hätte man es nicht mit eigenen Augen gesehen. Am Freitagabend machte das Ehepaar Petra und Bernd Kauper erstmals die Entdeckung, dass aus ihrem Rasen hunderte von Käfern krabbeln, sich kurz sammeln und dann gemeinsam in die Nacht hinaus fliegen. Zahlreiche kleine Löcher sind im Rasen zu sehen, der an vielen Stellen verdorrt wirkt.

“Im Frühjahr haben wir eine besonders braune Stelle umgegraben und neu angesät. Dabei sind mir bereits zahlreiche Larven aufgefallen”, erinnert sich der Hausherr zurück. Er hätte sich seinen Fund nicht erklären können. Das daraus einmal so viele Insekten werden, damit hatte er nicht gerechnet. Auch nicht seine Nachbarn, die sich das allabendliche Schauspiel seither zusammen mit der Familie Kauper ansehen. Man merkt schnell, es ist nicht nur eine Stelle im Garten betroffen. Die Käfer kriechen aus dem ganzen Garten an die Erdoberfläche. Nach einer kurzen Zeit am Boden schwirren sie los und machen sich auch an dem ein oder anderen Strauch im weitläufigen Garten der Familie Kauper zu schaffen. Nach rund einer halben Stunde ist der Spuk zu Ende, die Insekten ziehen in Schwärmen davon. Dann ist auch die Katze von Familie Kauper wieder beruhigt, die die Insekten jeden Abend bereits erwartet.

Kein verspäteter Maikäfer

Petra und Bernd Kauper bereiten die Insekten allerdings Sorgenfalten. “Was ist, wenn das nun jedes Jahr so weiter geht”, sorgt sich die Familie zurecht um ihren idyllisch gelegenen Garten.

Die anfängliche Vermutung der Kaupers, bei den Insekten könnte es sich um verspätet auftretende Feldmaikäfer handeln, bestätigt sich im Gespräch mit dem Kreisfachberater für Gartenkultur und Landschaftspflege, Hubertus Adam, nicht. Der ausgewiesene Fachmann tippt aufgrund der eingehenden Schilderungen auf den Gerippten Brachkäfer, auch Junikäfer genannt. Die 14 bis 18 Millimeter großen Insekten mit dem lateinischen Namen Amphimallon solstitiale legen ihre rund 35 Eier im Boden ab, vornehmlich in Parkflächen und Gartenanlagen. Die Larven, so genannte Engerlinge, überwintern zwei Jahre im Erdboden und ernähren sich in dieser Zeit von kleineren Wurzeln und Pflanzenresten. Die Junikäfer sind Nacht aktiv und verstecken sich tagsüber. Sie treten in der Dämmerung warmer Nächte von Ende Juni bis in den Juli hinein in großen Schwärmen und ernähren sich von Blättern und Blüten.

Zunächst nicht bekämpfen

“Der Junikäfer ist im Landkreis Bayreuth keine Seltenheit. Unter gewissen Umständen können sie auch massenweise auftreten. Aber eine Plage sind sie nicht”, weiß Adam aus eigener Erfahrung. Vor einigen Jahren hatte auch er ein größeres Vorkommen im eigenen Garten. Nach einiger Zeit sei der Spuk vorbei gewesen, größere Schäden hätten sie nicht verursacht. Auch deshalb würde er die Insekten zunächst nicht bekämpfen. Erst wenn der Garten und vor allem die Rasenfläche stärker in Mitleidenschaft gezogen würden, rät Adam sich an einen Pflanzenschutzberater zu wenden. Die weitere Entwicklung abwarten will auch Bernd Kauper. Doch das gleiche Naturschauspiel im kommenden Sommer noch einmal zu erleben, darauf haben weder er noch seine Frau und seine Kinder Lust. “Wir wollen die lauschigen Sommernächte auf Terrasse auch wieder ohne Käfer erleben”, sagen sie übereinstimmend. Die Nachbarn sind dazu auch ohne Käfer-Vorführung willkommen.

Foto: Porsch

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