Hunderte Tote nach Überschwemmungen

Soldaten helfen bei Rettungsarbeiten in Mocoa (Kolumbien). Helfer sind mitten im Schlamm beschäftigt. Foto: Ejército Nacional/colprensa/dpa Foto: red

Mocoa im Süden Kolumbiens wird nachts von einem Unwetter heimgesucht, es kommt zu schweren Erdrutschen und reißenden Fluten.

 
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Nach Überschwemmungen und Erdrutschen sind in der kolumbianischen Stadt Mocoa Hunderte Menschen gestorben. Heftiger Regen ließ drei kleine Flüsse in der Anden-Stadt zu reißenden Strömen anwachsen. Hunderte Menschen wurden von Wassermassen mitgerissen, ganze Wohnviertel unter Schlamm begraben. Wegen vieler verschütteter Häuser ist mit steigenden Opferzahlen zu rechnen.

Die Menschen wurden in der Nacht zum Samstag gegen 23 Uhr (Ortszeit) von dem Unwetter überrascht. Erst zuletzt wurden bei Überschwemmungen in Peru rund 100 Menschen getötet - aber dort hatte es nicht ein so katastrophales Einzelereignis gegeben.

Bis Sonntagmittag deutscher Zeit war von mindestens 206 Toten in Mocoa die Rede. Rund 200 Einwohner wurden verletzt, rund 400 noch vermisst, wie Radio Caracol unter Berufung auf das Rote Kreuz berichtete. Koumbiens Präsident Juan Manuel Santos verhängte den Ausnahmezustand.

"Diese Tragödie lässt alle Kolumbianer trauern"

Luftbilder zeigten schwere Schäden. Mocoa liegt in der Nähe der Grenze zu Ecuador, rund 630 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Bogotá. «Ein großer Teil der Bevölkerung ist von der Lawine quasi mitgerissen worden. Häuser in 17 Vierteln sind praktisch ausradiert worden», sagte Bürgermeister José Antonio Castro. «Mein Haus wurde auch zerstört, der Schlamm steht bis an die Decke», erklärte Castro.

Die Flüsse Mocoa, Mulato und Sancoyaco hatten sich in der Nacht zu reißenden Strömen entwickelt, die wie Lawinen alles mitrissen, hinzu kamen mehrere Erdrutsche. In der Stadt, die 40 000 Einwohner hat, brach auch die Strom- und Wasserversorgung zusammen. Präsident Juan Manuel Santos sagte eine Kuba-Reise ab, um in die Katastrophenregion zu fahren. «Diese Tragödie lässt alle Kolumbianer trauern», sagte er.

Er beorderte Einheiten der Streitkräfte in die Region, Soldaten nahmen alte Menschen Huckepack, um sie zu retten. Rund 2500 Helfer waren im Einsatz.

Der Direktor der nationalen Katastrophenschutzbehörde, Carlos Iván Márquez, sagte, es habe ein Zusammentreffen mehrerer Ereignisse durch das Unwetter gegeben. Viele Menschen harrten wegen der Wassermassen auf Dächern aus, um gerettet zu werden. Erst langsam fielen die Pegel wieder und gaben das Ausmaß der Zerstörung in Mocoa frei.

Angesichts der hohen Zahl an Verletzten könne die Versorgung nicht ausreichend gewährleistet werden, sagte die Gouverneurin des Departements Putumayo, Sorrel Aroca. «Uns fehlt Personal, um den Opfern der Tragödie zu helfen.» Santos versprach, rasch Abhilfe zu schaffen.

Papst Franziskus, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sind tief betroffen

Papst Franziskus erklärte, er sei zutiefst betroffen über die Tragödie. Er bete für die Opfer und fühle mit den Angehörigen und den Rettern. Vor kurzem hatte der Vatikan mitgeteilt, dass Franziskus im September nach Kolumbienreisen wolle.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach den Opfern in Kolumbien ihr Mitgefühl aus. Die Kanzlerin sei bestürzt von den Bildern und dem unermesslichen Leid der Menschen vor Ort, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter. Sie hoffe, dass sich die Lage rasch stabilisiere.

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reagierte mit Betroffenheit auf die Katastrophe. «Mit mir sind heute viele Deutsche in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer und bei den Frauen und Männern, die sich noch in Gefahr befinden und auf Rettung hoffen.»

In Kolumbien ereignete sich vor 31 Jahren auch die weltweit bisher schlimmste Katastrophe durch eine Schlammlawine. Nach dem Ausbruch des Vulkans Nevado del Ruiz brachte die Lava die Eiskappe des 5390 Meter hohen Vulkans zum Schmelzen und löste damit im November 1985 eine Schlamm- und Gerölllawine aus, die die Stadt Armero auslöschte, 25 000 Menschen starben. Heute ist der Ort ein riesiger Friedhof.

dpa

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