Rehpinscher Julia ist wieder bei Frauchen Hundediebin zu Geldstrafe verurteilt

Von Sarah Bernhard
Karola Karl hat ihren Hund wieder, die Diebin wurde vom Amtsgericht zu 1200 Euro Geldstrafe verurteilt. Foto: Ronald Wittek Foto: red

1200 Euro Geldstrafe sind das Ende der skurrilen Hunde-Entführung in Bad Berneck. Ende August hatte die Fichtelbergerin Petra  W. (45) der 83-jährigen Karola Karl ihren Rehpinscher Julia geklaut. Zwar ist Julia mittlerweile wieder zu Hause. Aber nichts ist mehr, wie es vorher war.

 
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Dieses Mal hat sie also einen Hund geklaut. Denn Petra W. ist wegen Diebstahls bereits vorbestraft. Im August hatte sie den Rehpinscher Julia gesehen, wie er ohne Frauchen durch die Straßen von Bad Berneck irrte. Sie packte das Tier ins Auto und brachte es nach Hause. Klarer Diebstahl, sagt das Gericht.

„Der Hund ist durch ganz Bad Berneck gerannt und hat den Verkehr lahmgelegt", sagte Petra W. gestern zu ihrer Verteidigung. Und tatsächlich bestätigt das auch Ludwig Schrüfer, der als Zeuge geladen war. Er hatte Karola Karl die Hündin einige Monate zuvor für 350 Euro verkauft und sie seitdem immer wieder besucht, um nach der Hündin zu schauen. Auch an diesem Freitag.

„Ich ging durch die Baustelle zu meinem Auto und fuhr los", sagt der 65-Jährige vor Gericht. An einer roten Ampel, immerhin 1,5 Kilometer von Karola Karls Haus entfernt, weisen ihn Passanten darauf hin, dass ihm ein Hund hinterherlaufe. Es ist Julia. „Ich hatte ihre Schwester im Auto. Die hat sie halt noch erkannt und ist hinterher."  Er wendet, will den Hund zurückbringen.

Als er an Karola Karls Haus ankommt, ist Petra W. schon da. Sie habe ihn noch gefragt, wem der Hund gehöre, sagt Schrüfer. Auch die Besitzerin selbst habe sie angesprochen. Doch die habe nicht wirklich reagiert, sagt Petra W. Sie habe sogar den Eindruck gehabt, dass die ältere Dame „geistig nicht mehr alles mitbekomme". Obwohl der Hund nach ihr schnappt, packt sie ihn ins Auto. „Ich habe ihn mitgenommen, damit ihm nichts passiert."

Eigentlich wollte sie Julia später ins Tierheim bringen. Wenn da nicht ihre fünf Kinder gewesen wären. Die hätten sie „eingelullt", wollten das Tier unbedingt behalten. Also blieb Julia in der Familie. Als die wenige Tage später in den Urlaub fährt, kommt der geklaute Hund bei Freunden unter. Und irgendwann in dieser Zeit muss Julia den Hund ihrer Träume getroffen haben.

Karola Karl hingegen schläft in den kommenden Wochen kaum noch. „Mir tat das Herz weh vor lauter Kummer", sagt sie. „Ich war noch nie ohne Hund." Seit ihr Mann 2012 gestorben ist, hat die gebürtige Rheinländerin nur noch Julia.

Umso glücklicher ist sie, als die Polizei ihr ihre Julia rund drei Wochen später zurückbringt. „Der Aufwand zum Empfang war riesig, die ganze Straße war auf den Beinen." Einige Wochen später dann der Schock: „Eines Morgens lag Julia mit den vier Welpen im Schlafzimmer."

Die machen der gehbehinderten Frau nun viel Arbeit. Jeden Morgen um sechs Uhr fängt sie an, sich um die kleinen Welpen zu kümmern. Petra W. sagt, sie habe von der Trächtigkeit nichts mitbekommen. Und bietet Karola Karl Hilfe an. „Das alles war dumm von mir. Ich habe halt nicht nachgedacht." Aber Karola Karl will davon nichts wissen. „Sie hat mich bestohlen, sie hat mir das Liebste genommen. Ihre Hilfe brauche ich nicht."

Foto: Wittek

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