Hortprobleme: Runder Tisch muss her

Von
Ortsschild, Creußen Foto: red

Ein runder Tisch soll die Lösung bringen. Soll die zerstrittenen Parteien wieder zusammenbringen. Auf dem Weg dahin sind alle Beteiligten, die Eltern genauso wie der Träger des Hortes und die jetzt mit involvierten Stadträte, einen guten Schritt weitergekommen. Feinjustierung einerseits, um Elternwünsche möglichst exakt zu erfüllen, aber auch die Aufrechterhaltung des hohen pädagogischen Niveaus, so sieht der Spagat aus, der jetzt geleistet werden muss.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Das Elterninteresse an dem Thema ist groß. Fast 40 Mütter vor allem sind ins Rathaus gekommen. Einige nutzen die Bürgersprechzeit, um die Problematik darzulegen.

Das sagen die Eltern: "Wir wollen den Hort nicht schlecht machen. Er ist ein großes Plus für Creußen," sagt Kerstin Hartmann. "Aber viele Eltern wollen ein weniger pädagogisches Angebot und mehr Flexibilität." Außerdem sei es für Kinder in der ersten Klasse zu lange, bis um 16 Uhr im Hort bleiben zu müssen, damit die Mindestbuchungszeiten erfüllt werden. "Und was ist mit anderen Aktivitäten, wie Fußballspielen oder Karate?", fragt Kerstin Hartmann. "Jeder sollte den Hort so nutzen können, wie er es braucht," fordert sie und überreicht Bürgermeister Martin Dannhäußer eine Liste mit 64 Unterschriften, die das untermauern. Jetzt bereits würden sich die Kündigungen im Hort häufen, berichtet sie. Tanja Keller, die aus Rücksicht auf das Familienleben beruflich kürzer tritt, konkretisiert: "Ich habe zwei Kinder, eines ist schulpflichtig. Bei einer Mindestbuchung des Hortes von 15 Stunden ist mein Kind wöchentlich 40 Stunden außer Haus (Unterrichtszeit und Fahrzeiten mit eingerechnet). Und das mit acht Jahren." Und genau das wollen die Eltern nicht. Eine weitere Mutter kritisiert die Verknüpfung von Hort und Ferienbetreuung. "Ich brauche weder Hort noch Mittagsbetreuung, aber die Ferienbetreuung."

Das sagt die Kirche: Pfarrerin Nicole Peter bemüht sich intensiv um Schadensbegrenzung. Sie bedankt sich für die gemäßigten Worte seitens der Eltern und entschuldigt sich dafür, wie die Neustrukturierung gelaufen sei. "Aber es ändert nichts an der Problematik,"  betont sie. Und das sind vor allem die unterschiedlichen Abholzeiten. "Das erschwert gruppendynamische Prozesse und Ruhezeiten und die Qualität der Hausaufgabenbetreuung." Eine Mindestbuchungszeit von drei bis vier Stunden zu fordern, habe seine Gründe. "Wir fürchten sonst ein Stück weit abzudriften in eine Aufbewahrsituation." Darüber hinaus drohe ein Verlust an Fördermitteln."Deshalb wollen wir die zwei bis drei Stunden-Buchung auch nicht anbieten. Es wäre schade, wenn das hohe Niveau zunichte gemacht würde."

Auch die strukturellen Unterschiede zwischen Mittagsbetreuung und Hort verdeutlicht Peter, ohne die dort geleistete Arbeit schmälern zu wollen. "In der Mittagsbetreuung sind Laien tätig, im Hort ausgebildete Leute. Auf einen Betreuer im Hort kommen zehn bis elf Kinder, in der Mittagsbetreuung sind es mindestens zwölf bis maximal 23. Das ist der Personalschlüssel."

Das sagen die Stadträte: Auf die Stadträte stürmt an diesem langen Montagabend viel ein. Erwin Morba, ÜWG/FW, sagt: "Wir sollten das Gespräch suchen." Bernhard Ohlraun, ÜWG/FW schlägt vor, auszurechnen, wie sich die Mehrkosten bemerkbar machen würden, wenn man trotz geringerer Förderung eine Erzieherin weiter beschäftigt. Denn trotz der rund 20 Kündigungen, die in den letzten Wochen eingingen, könnten wohl die drei Hortgruppen aufrecht erhalten werden, sagt Peter. Verständnis für die Situation des Trägers zeigt Raimund Nols, SPD. "Alle Wünsche unter einen Hut kriegen, geht nicht. Bei 72 Kindern haben wir bestimmt 72 verschiedene Meinungen." Und auch der pädagogische Wert der Arbeit sei wichtig. Einen runden Tisch, um alle Probleme noch einmal zu besprechen, schlägt auch Toni Schmidt, Creußener Liste, vor. Das sollte man mit der Auswertung der entsprechenden Fragebogen verbinden. Von 400, die ausgeteilt wurden, seien aber nur 151 Bögen zurückgekommen, sagt Dannhäußer. Man werde die Eltern bitten, sich daran zu beteiligen,und den Fragebogen auf der Internetseite der Gemeine bereitstellen. Renate van de Gabel-Rüppel, Grüne/Unabhängige, und Egbert Wölfel, CSU, brachten den Vorschlag, eine flexible Hortgruppe einzurichten und von vornherein zu erklären, dass "die Gruppe eine andere Qualität hat." Da zieht Carolin Peter die Reißleine: "Das ist für uns nicht denkbar."              

Autor

Bilder