Im Jubiläumsjahr freier Eintritt Neu gestaltetes Jean-Paul-Museum eröffnet

Von Florian Zinnecker
Der erste Blick: So sieht das neue Jean-Paul-Museum aus. Foto: Wittek Foto: red

Eine halbe Stunde, das war das Ziel. In einer halben Stunde soll ein Besucher des neuen Museums erfahren, wer Jean Paul ist und welche Rolle er spielt – in der Literatur und der Kultur zu seinen Lebzeiten und danach. So lange dauert der Rundgang durch die neue Ausstellung des Jean-Paul-Museums an der Wahnfriedstraße.

 
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Genauer gesagt: Für diese Dauer ist der Rundgang angelegt. Wie lange er dauert, bleibt jedem selbst überlassen – das ist in jedem Museum so, in diesem passt es auch zum Konzept der Ausstellung: Dieses Museum ist der Einstieg. Vertiefen kann – und muss – sich jeder selbst. Nach fünfmonatiger Umbauphase öffnet heute das Jean-Paul-Museum wieder seine Pforten.

Ab Donnerstag wird es von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet sein, im Juli und August von 10 Uhr bis 17 Uhr. Im Jubiläumsjahr ist der Eintritt frei. Und es ist, 33 Jahre nach der Eröffnung 1980, nicht wiederzuerkennen. "Bisher hatten wir hier im Grunde eine ausgestellte Sammlung", sagt Friedrich. "Der Besucher musste schon sehr viel über Jean Paul wissen, um etwas damit anfangen zu können – und was er nicht wusste, hat er auch nicht erfahren." Jetzt, sagt Friedrich, ist es ein Museum.

Exponate und eine nachgebildete Schreibstube

Die Ausstellungsräume sind in dunklem rot gehalten, das Tageslicht muss draußen bleiben. Das erste, was der Besucher sieht im Jean-Paul-Museum, sind Bücher, eine ganze Wand voll. Hinter den Büchern, man sieht es erst auf den zweiten Blick, befindet sich eine nachgebildete Schreibstube. „So könnte sie ausgesehen haben", sagt Museumsdirektor Sven Friedrich, „auch wenn es sie hier natürlich nie gegeben hat." Das Haus, in dem das Museum sitzt, hat Jean Paul nie betreten, es war zu dessen Lebzeiten noch lange nicht gebaut – „deshalb haben wir uns bewusst für diesen künstlichen Raum entschieden, damit gar nicht erst der Eindruck entsteht, hier habe Jean Paul auch selbst einmal gelebt", sagt Friedrich.

Die Ausstellung ist zugleich das Depot des Museums, „wir müssen die gesamte Sammlung zeigen, das hat der Stifter Dr. Hausser in seinem Testament so bestimmt." Die Lösung: Schubladen, „wer sich vertiefen möchte, kann das machen, aber die Gewichtung der Exponate ist trotzdem eindeutig: In den Schaukästen steht das Wichtigste, darunter folgen die Einzelheiten. Und zwar nicht chronologisch, sondern nach Themen geordnet.

Jean-Paul muss man lesen

Das Museum ist kuratiert vom Bayreuther Literaturwissenschaftler und Jean-Paul-Experten Frank Piontek und gestaltet von Florian Raff. Die Kosten, rund 300.000 Euro, teilen sich die Stadt Bayreuth, die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, die Oberfrankenstiftung, der Kulturfonds Bayern und die Bayerische Landesstiftung. Mit einem Audioguide in Deutsch, Englisch und Französisch; an einer Multimedia-Station kann man Auszüge aus Werken anhören und Ausschnitte aus dem Jean-Paul-Film von Percy Adlon ansehen. Auch an die Decke und auf den Boden werden Zitate projeziert, „wir arbeiten über mehrere Ebenen", sagt Friedrich – und stellt klar: „Der eigentliche Jean Paul steckt in seinen Werken, man kann ihn nicht ausstellen, man muss ihn lesen", sagt Friedrich. Aber nach einer halben Stunde in diesem Museum kann man ihn mindestens ein bisschen besser darin erkennen.

Foto: Wittek