Heruntergekommenes Haus macht Kummer

Von Andreas Gewinner
Kaputtes Haus an der Hauptstraße 66 beschäftigt die Gefreeser. Foto: Andreas Gewinner Foto: red

Ein Haus an der Gefreeser Hauptstraße macht Kummer: Die Hausnummer 66 sticht heraus wie ein fauler Zahn in einem sonst ansehnlichen Gebiss. Im Gefreeser Rathaus hat man das Thema auf dem Schirm. Doch wie so oft bei Privateigentum sind die Eingriffsmöglichkeiten der Verwaltung begrenzt.

 
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In der jüngsten Stadtratssitzung war es CSU-Fraktionssprecher Stephan Zeißler, der die Problemimmobilie ansprach. Die Hausnummer 66, das ehemalige „Gräf-Haus“, ist ein Wohn- und Geschäftshaus, das mit den seinen Nachbarhäusern unter Ensembleschutz (eine Art Denkmalschutz) steht, weil es Teil des historischen Gefreeser Stadtbildes ist.

Immobilie wechselte mehrmals den Besitzer

Doch das Haus steht seit Jahren leer und soll inzwischen in so bedenklichem Zustand sein, dass die Stadtverwaltung bereits vor längerem einen Bauzaun vor der Fassade aufgestellt hat, um Fußgänger vor herabfallenden Teilen zu schützen. Das Dach ist an einer Stelle bereits eingesackt.

Die Eigentumssituation ist unklar. Laut Bürgermeister Harald Schlegel hat man in der Verwaltung „schwierige“ Recherchen angestellt, um klarer zu sehen. Aus Datenschutzgründen dürfe Schlegel nicht alle Informationen mit der Öffentlichkeit teilen. Es sei aber wohl so, dass die Immobilie in den jüngeren Jahren mehr als einmal den Besitzer wechselte und dass der aktuelle Eintrag im Grundbuch wohl der tatsächlichen Entwicklung hinterherhinkt. Direkten Kontakt zum aktuellen Eigentümer habe man im Rathaus bisher nicht herstellen können. Ein wenig ruhen die Hoffnungen auf dem Besitzer des Nachbarhauses, der ehemaligen Bäckerei Grimm. Eigentümer ist ein Mann aus einem Nachbarlandkreis, der angeblich auch ein Auge auf das benachbarte grüne Haus geworfen hat.

Neuer Eigentümer kann mit Unterstützung rechnen

Der andere Nachbar des grünen Problemhauses ist Ottokar Feulner, der in der Hausnummer 68 das Geschäft Radio Kolb betreibt. Das Thema Stadtbild und Geschäftswelt in Gefrees treibt ihn schon länger um: „Ich würde jede Veränderung begrüßen, die für ein besseres Stadtbild sorgt.“ Unlängst sei ein Mann in seinen Laden gekommen, der sich als künftiger Eigentümer des Hauses 66 vorgestellt habe – ein Franzose, der einen seriösen Eindruck auf ihn gemacht habe, schildert Kolb.

Doch wer immer Eigentümer des grünen Problemhauses ist oder wird: Er kann mit finanzieller Unterstützung der Stadt Gefrees rechnen. Die Stadt hat ein Fassadenprogramm aufgelegt, bei dem Immobilieneigentümer mit bis zu 15 000 Euro für Verbesserungen an Fassaden, Dach oder Freiflächen gefördert werden können. Und da die Immobilie im städtischen Sanierungsgebiet liegt, bestehen darüber hinaus Steuerabzugsmöglichkeiten, heißt es seitens der Stadt.

Am Ende könnte der Abriss stehen

Die Verwaltung erarbeitet derzeit in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Klimakom in Hummeltal ein integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) mit dem Ziel, ein Leitbild und einen Orientierungsrahmen für die künftige Stadtentwicklung bis zum Jahr 2035 auszuarbeiten.

Doch an der Hauptstraße 66 sieht die Stadt unmittelbaren Handlungsbedarf, soll das Haus noch zu retten sein. Die aus Sicht der Verwaltung schlechtere Alternative wäre, das Haus abzureißen – es wäre nicht das erste Mal, Denkmalschutz hin, Ensembleschutz her. Wenige Hausnummern entfernt, neben der Johannesapotheke, wurde vor einigen Jahren ebenfalls eine geschützte, aber baufällige Immobilie abgerissen, die Fläche dient seither als provisorischer Parkplatz. Doch aktuell gibt es Pläne eines Privatmannes, hier wieder ein modernes Wohnhaus zu errichten.

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