Herr Maier hat die buntesten Eier

Von Christina Holzinger

Der Hühnerzuchtwart Horst Maier sagt: „Jeder Mensch hat einen Vogel.“ In seinem Fall sind es sogar 60: Hühner, Enten und Tauben. Maiers Hühner haben eine Besonderheit: Sie legen mintgrüne, türkisgrüne, kastanienbraune und hautfarbene Eier. Zu Ostern sind diese von Natur aus bunten Eier besonders gefragt.

 
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In Horst Maiers Garten gibt es fünf große Ausläufe mit jeweils einem kleinen braunen Gartenhäuschen als Unterschlupf. Gerade zu Ostern halten viele Passanten und Radfahrer an, unterhalten sich mit dem Hühnerexperten und stellen ihm Fragen. Und einige kaufen bei ihm Eier – immerhin isst jeder Deutsche im Durchschnitt etwa 230 Stück jährlich. Maier geht es gar nicht um die Eier, die sind ein Nebenprodukt seines Hobbys, der Geflügelzucht. „Die Leute sollen auch mal außergewöhnliche Hühnerrassen sehen“, sagt Maier. In Straßennähe stehen deshalb die selteneren Rassen wie die Araucana, Maran oder Yokohama.  

Grüne Eier

Zwischen drei Enten und drei schwedischen Blumenhühnern picken blaue, schwarze und wildfarbene Araucana-Hühner nach den Maiskörnern, die Maier auf den matschigen Grasboden wirft. Hühner der Rasse Araucana legen grüne bis türkisfarbene Eier. Jedes wiegt etwa 50 Gramm. „Die Rasse stammt ursprünglich aus Chile“, sagt der Hühnerexperte. Dort lebe das Tier im Unterholz, weshalb es von Natur aus „rund“, also schwanzlos, sei. Die Eierschale sei deshalb grün, weil diese Farbe im chilenischen Dschungel weniger auffällt als weiß oder braun.

Schokoladenbraune Eier

Auf der anderen Seiten des Maschendrahtzauns zupfen einige Maran-Hühner an dem grünen Gebüsch, das Maier als Schutz vor Habichten aufgestellt hat. Die Rasse stammt aus der gleichnamigen französischen Stadt. Die Eier sind schokoladenfarben, meist mit dunkelbraunen Sprenkeln. Sie sind deutlich größer als gewöhnliche Hühnereier, dafür legen die Tiere nur bis zu 200 Stück pro Jahr. Im Vergleich dazu: Im vergangenen Jahr hat eine bayerische Legehenne im Schnitt 294 Eier gelegt.

Rote Eier? Fehlanzeige

Einige Schritte weiter leben zwischen einigen Perl-, Strupp- und Seidenhühnern auch Yokohama-Hühner. Sie stolzieren über die Rasenfläche. Den buschigen Federschwanz recken sie immer soweit über den Boden, dass er nicht schmutzig wird. Eigentlich hatte sich Maier die Rasse vor zwei Jahren angeschafft, weil sie rote Eier legen soll. Bis jetzt aber: Fehlanzeige. „Meine Yokohama-Hennen legen nur hautfarbene Eier“, sagt der Hühnerexperte. Doch das ist ihm egal. Er mag jedes seiner Tiere – unabhängig von ihrer Eierfarbe.

Grund dafür sind Pigmente

Doch wie werden die Eier eigentlich so bunt? Das hängt mit der Entstehung des Eis zusammen, sagt Maier. Die Entwicklung eines Eis beginnt im Eierstock. Hier werden neue Eizellen gebildet – jeden Tag kann sich eine zu einem Ei entwickeln. Die Eizelle samt Dotter wandert durch den Eileiter in Richtung Kloake, dort wird durch ständige Drehbewegungen mehrere Lagen Eiweiß um den Dotter gewickelt. Dann wird das Ei von einer dünnen Haut ummantelt und mit einer widerstandsfähigen Kalkschicht überzogen. Erst jetzt entsteht nach Aussage des Eierexperten die Farbe. Die Pigmente für die Farbe stammen aus einer speziellen Drüse, die für die Schalenbildung verantwortlich ist. Rote Pigmente kommen aus dem Blut, gelbe aus der Galle. Vermischen sich beide, entsteht braun. Deshalb haben die Eier eines Huhnes eine charakteristische Farbe – sieht Maier eines der weißen, braunen, grünen oder schokoladenfarbenen Eier, weiß er genau, welches Huhn es gelegt hat.

Seine Lieblinge: Quack und Susie

Namen haben Maiers Hühner nicht. „Dafür sind es einfach zu viele“, sagt er. Eine große Ausnahme sind die Wildente Quack, die als verwundetes Küken zu ihm kam, und die Ente Susie. Der betagte Vogel ist bereits zwölf Jahre alt und darf ihren Lebensabend in Maiers Garten verbringen. Für den 73-Jährigen sind die Vögel weit mehr als nur ein Hobby: Sie halten ihn fit - körperlich, wie auch geistig. So mäht er nicht nur alle zwei Wochen das Gras, damit die Hühner den Rasenschnitt fressen können. Er gibt sein Wissen an Nachwuchszüchter im Kaninchen- und Geflügelzuchtverein Mainleus und Umgebung weiter. Diese lernen beispielsweise, woher das Huhn überhaupt kommt. Denn Maier weiß: Wie alle Hunderassen vom Wolf abstammen, stammen alle heutigen Hühnerrassen vom Bankivahuhn  ab. Dieses sei von Südasien aus mit dem Schiff nach Europa gebracht worden. „Die Kartoffel kam ja auch erst später nach Deutschland, die haben wir ja auch nicht erfunden“, sagt Maier.

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