Kirschner will über die Zukunft diskutieren, Dötsch, Böhner und Linhardt nicht Klausurtagung ohne die SPD-Granden

Von Sarah Bernhard
Wie soll es mit Heinersreuth weitergehen? Bürgermeisterin Simone Kirschner will bei einer Klausur mit den Gemeinderäten darüber diskutieren. Doch Hans Dötsch, Elisabeth Linhardt und Reiner Böhner haben keine Lust. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Die Heinersreuther Bürgermeisterin Simone Kirschner (CSU) will mit ihren Gemeinderäten in Klausur gehen. Um über die Zukunft Heinersreuths zu sprechen. Doch Hans Dötsch, Elisabeth Linhardt und Reiner Böhner kommen nicht mit. Aus ungewöhnlichen Gründen.

 
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Es soll um Stärken und Schwächen der Gemeinde gehen. Darum, wie Heinersreuth in zehn Jahren aussehen soll. Und darum, wie man am besten dorthin kommt. Es ist Simone Kirschners Projekt: Zwei Tage Ende Oktober in Klosterlangheim, weit weg von Heinersreuth, weit weg von Partei- und Ortsteilzugehörigkeit. Zwei Tage, in denen Zeit ist zum Reden, zum Planen, zum Visionen entwickeln.

Rund 2000 Euro soll ihr Projekt kosten, unterstützt wird es vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE). Am Ende könnte der Beschluss stehen, ein Gemeindeentwicklungskonzept zu erstellen. Oder auch, darauf zu verzichten. „Es ist kein Muss, es geht vor allem darum, uns mal zu treffen und zu reden“, sagt Kirschner bei der Konzeptvorstellung im Gemeinderat.

"Manche Dinge wären besser gelaufen, wenn wir ein Konzept gehabt hätten"

Viele Gemeinderäte sind begeistert. „Wir müssen das machen, um uns einen roten Faden zu geben. Manche Dinge wären besser gelaufen, wenn wir ein Konzept gehabt hätten“, sagt etwa Alexander Knaus (CSU). „Ich habe meine anderen Termine verlegt, Fortbildung schadet nie“, sagt Marion Fick (SPD). Und auch Jens Kronefeld (CSU) plädiert für die Teilnahme.

Bei anderen hält sich die Begeisterung in Grenzen. Als Kirschner fragt, wer teilnimmt, schütteln Altbürgermeister Hans Dötsch, die ehemalige Bürgermeister-Kandidatin Elisabeth Linhardt und SPD-Fraktionssprecher Reiner Böhner unisono den Kopf.

„Ich bin 70 Jahre alt, das ist mir zu stressig“

„Ich bin 70 Jahre alt, das ist mir zu stressig“, sagt Dötsch am Tag danach auf Kurier-Anfrage. „Und wenn man auf neue Ideen kommen will, ist es vielleicht besser, wenn der Altbürgermeister nicht mit dabei ist.“ Er stehe dem Ganzen aber neutral gegenüber. „Über den Tellerrand schauen, war noch nie verkehrt.“

Böhner wiederholt, was er schon in der Sitzung gesagt hat. „Wir haben in den nächsten Jahren so viele Pflichtaufgaben, für die das Geld fehlt, dass wir nicht noch mehr beraten müssen.“

Drei SPD-Mitglieder kommen mit

Und Linhardt findet, dass es die Aufgabe der Bürgermeisterin sei, eine Marschroute vorzulegen. „Dafür wird sie schließlich bezahlt.“ Zumal der Zeitpunkt für die Klausur eineinhalb Jahre nach Beginn der Legislaturperiode „völlig unpassend“ sei. Sie betont allerdings, dass die SPD die Klausur nicht blockieren wolle. „Sonst hätten wir geschlossen dagegen gestimmt.“ Tatsächlich haben Jürgen Weigel, Marion Fick und Norbert Eichler ihr Kommen zugesagt. „Die werden uns dann sicherlich berichten“, sagt Linhardt.

Was Heinersreuth plant, gibt es in Pottenstein schon länger: Auch der Pottensteiner Bürgermeister Stefan Frühbeißer wird demnächst mit seinem Stadtrat, begleitet vom ALE, in Klausur gehen. Zum zweiten Mal. „Ich kann das nur empfehlen, weil es sich sowohl inhaltlich als auch bei der Effizienz der Arbeit auszahlt.“ Man habe Zeit, unter Anleitung ausführlich über die verschiedenen Themen zu diskutieren und könne so besser Prioritäten setzen. „Und auch dem kollegialen Miteinander ist es sehr dienlich, wenn man sich mal die Zeit nimmt, miteinander zu argumentieren.“

Es geht auch um die Zeit nach dem ersten Bier

Edmund Pirkelmann, Bürgermeister von Waischenfeld, kann ebenfalls nur Positives über die Klausur sagen, die in Waischenfeld immer zu Beginn einer Legislaturperiode stattfindet. „Die Räte haben das Ohr am Bürger und können das, was sie wissen, bei solchen Tagungen mit einfließen lassen. Das führt zu einer ganz anderen Diskussionskultur.“

Die Ergebnisse gäben ihm bei seiner Arbeit Rückhalt. „Weil ich dann sagen kann: Das haben wir auf der Tagung beschlossen. Das ist für mich eine Richtschnur und spart Zeit.“ Schlussendlich ändere sich auch das Verhältnis der Räte zueinander. „Die Zeit nach dem ersten Bier ist genauso wichtig wie die Tagung insgesamt.“

Die Haltung hätte sich ändern können

Dass sich der Heinersreuther Gemeinderat nicht zu einer gemeinsamen Klausur durchringen kann, findet er deshalb schade. „Gerade wenn man einen Gemeinderat hat, der sich nicht immer umarmt, könnte sie dazu beitragen, sich mit einer anderen Haltung zu begegnen.“

Simone Kirschner war gestern, trotz anders lautender Zusage, nicht für ein Gespräch erreichbar.

Eine Kommentar dazu lesen Sie hier.

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