Erstes Mal Auszeichnung für Bürgerbeteiligung Heinersreuth ehrt seine Ehrenamtlichen

Von Sarah Bernhard

Rund 20 Heinersreuther wurden am Freitag von der Gemeinde für ihre Verdienste geehrt. Weil sie sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich für ihren Verein engagieren. Oder weil sie mit ihm Erfolge feierten. Zudem zeichnete die Gemeinde zum ersten Mal Menschen aus, die sich freiwillig bei einem  Gemeindeprojekt eingebracht haben. Und die gleich noch eine neue Idee hatten.

 
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Ehrenamtliches Engagement

Es gibt da dieses Foto aus seiner Jugend. All seine Kumpels haben auf dem Bild schwarze Gummistiefel an. Nur seine sind gelb. "Da haben die schon gesagt: Irgendwann wirst du Vorsitzender", sagt Michael Dötsch. Und er ist Vorsitzender geworden: Seit 14 Jahren lenkt der 46-Jährige die Geschicke der Heinersreuther Feuerwehr, davor war er sechs Jahre lang zweiter Vorstand. "Ich bin ein Mensch, der nach Höherem strebt, vielleicht hat man mich deshalb damals vorgeschlagen."

Es mache ihn stolz, nun für sein Engagement geehrt zu werden. Zumal er als Vorsitzender eher selten Dank bekäme: "Außenstehende wissen oft nicht zu schätzen, wie viel Zeit wir investieren. Die nehmen das als selbstverständlich hin. "Aber damit könne er leben - weil auch er selbst von seinen Ehrenämtern profitiere.

"Befriedigung", ist seine erste Antwort auf die Frage nach dem Wie. Aber sie gefällt ihm nicht. "Nein, das ist das falsche Wort. Es ist eher... ich habe ein reines Gewissen mir gegenüber, weil ich anderen etwas Gutes tue." Deshalb ist er seit 32 Jahren Feuerwehrmann, seit mehr als 30 Jahren im SVH, seit mehr als 25 Jahren in der SPD, seit 18 Jahren im Kreisspielmannszug, deshalb pflegt er wie kaum ein anderer die Partnerschaft zu Schwarzkollm. " Ich brauche einen gewissen Druck, sonst wäre mir langweilig", sagt Dötsch.

Nach dieser Wahlperiode sei für ihn aber trotzdem Schluss mit dem Feuerwehr-Vorsitz: "Nach 18 Jahren merke ich einfach, dass ich keine frischen Ideen mehr habe, weil ich zu einer anderen Generation gehöre." Und keinesfalls wolle er der jüngeren Generation seine Gedanken aufdrücken.

Aber, und das ist der zweite Grund, warum das Ehrenamt für Dötsch so wichtig ist, ganz vergessen dürfe man die Vergangenheit auch nicht. "Ich muss den Jüngeren vorleben, dass soziales Engagement wichtig ist. Und ich will sie daran erinnern, was die Generationen vor uns aufgebaut haben und was wir bewaren sollten."

Einen guten Mittelweg zwischen diesen Polen zu finden, darum geht es dem 46-Jährigen. "Und auch wenn es manchmal schwer war, wir haben noch immer einen gefunden."

Weitere Geehrte: Gerhard Baumann (Filmemacher, VdK-Schriftführer), Dieter Fischer (Arbeit für Gesangs- und Obst- und Gartenbauverein), Helmut Franke (Vorsitz SVH), Hans-Martin Götz (Vorsitz SVH), Georg Hacker (Arbeit als Gemeinderat), Andreas Müller (Lektor für die Kirchengemeinde), Kathrin Schütze-Pensel (Jugendleiterin Tennis beim SVH), Roland Pensel (Spartenleiter Tennis), Peter Riedel (Arbeit beim SCA), Gernot Schönauer (Arbeit bei der Feuerwehr Unterwaiz), Hannelore Winterstein (Schriftführerin SPD Altenplos).

Sportliche Erfolge

Als Jörg List das erste Mal ein Luftgewehr in der Hand hält, kehrt der Spaß in sein Leben zurück. Acht Jahre nach seinem Motorradunfall, seit dem der 42-Jährige im Rollstuhl sitzt, nahm ihn ein Freund mit zu den Heinersreuther Schützen. Das war vor sechs Jahren. Heuer wurde List Deutscher Vizemeister. "Das Schießen hat mir wieder Spaß gebracht, und der ist wichtig beim Sport." Und es habe ihm seine innere Ruhe zurückgegeben, ohne die beim Freihandschießen gar nichts gehe.

Als Vorbild sieht sich List nicht. "Aber vielleicht nehmen sich einige ein Beispiel an mir, dass es auch im Rollstuhl möglich ist, Erfolge zu haben." Auch wenn ihm sein eigener Erfolg erst auf der Rückfahrt nach Hause so richtig bewusst geworden sei.

Was als nächstes kommt, weil List noch nicht genau. Aber er glaubt an sich. Und an den Sport. "Wenn sich andere Rollstuhlfahrer überlegen, bei uns mitzumachen, sind sie immer herzlich Willkommen."

Weitere Geehrte: Timo Holzschuher (Bayerischer Meister im Cross-Mountainbike), Marco Schubert (Deutscher Kegelmeister U-14).

Erfolge bei der Vogelzucht

"Vögel faszinieren mich", sagt Eric Roß. Der 18-Jährige züchtete 2015 den schönsten Königssittich Deutschlands in der Jugendklasse. Und ist vor allem von der Lernfähigkeit dieser Sittichart begeistert: Sieben kleine Königssittiche hat er in diesem Jahr von Hand großgezogen, wenn er jetzt den Käfig betritt, erkennen sie ihn sofort und setzen sich auf seine Hand. "Die sind handzahm. Die Exoten, die mein Vater züchtet, können sowas nicht."

Manche fänden sein Hobby merkwürdig. "Andere findens schön, dass man sowas noch macht." Schließlich gehe es auch darum, seltene Vogelarten zu erhalten.

Roß' nächstes Ziel ist die Europameisterschaft. Einmal hat er es schon probiert, ohne Erfolg. "Aber wenn ich die Möglichkeit habe, probiere ich es sicher nochmal."

Weitere Geehrte: Lorenz Dörnhöfer (Deutscher Meister Sperlingspapageien-Mutation), Ludwig Dörfler (Deutscher Meister Mährische Strassser), Günter Wurst (Europameister Modeneser-Tauben), Irina Kunkel (Europameisterin Modeneser-Tauben).

Bürgerbeteiligung

Sie wollten einen Spielplatz. "Einen besonderen Spielplatz", sagt Miriam Eitler. Denn in Cottenbach gibt es zwar viele Kinder. Aber keinen Ort, an dem sie spielen konnten. Als die Gemeinde anfragte, ob sich jemand an der Planung für einen Spielplatz beteiligen würde, war ihr sofort klar, dass sie mithelfen würde. Gemeinsam mit Martina Fluhrer, Julia Hochfeld, Karin Sommerer, Nicole Potzel und Nicole Kauper stürzt sie sich in die Planungen, rund ein Jahr später wurde der neue Spielplatz eingeweiht. "Heute wird der Spielplatz total intensiv genutzt, das ist schön", sagt Potzel.

Bereut haben die fünf ihr Engagement nie. Im Gegenteil. "Wir haben noch ganz viele andere Ideen, was wir machen könnten", sagt Kauper. "Zum Beispiel einen Radweg von Bayreuth nach Cottenbach", sagt Potzel. "Den würden wir auch wieder aktiv mitplanen."