Heilbäder fordern mehr Geld vom Freistaat

Symbolfoto: Armin Weigel/dpa Foto: red

Die Kurorte und Heilbäder in Bayern fordern mehr Geld von der Staatsregierung, um notwendige Investitionen vornehmen zu können. In einem Brief an Finanzminister Markus Söder (CSU) regen der Vorsitzende des Bayerischen Heilbäder-Verbandes, der Landtagsabgeordnete Klaus Holetschek (CSU), und andere Parlamentarier eine Erhöhung der jährlichen Investitionspauschale um fünf Millionen auf fast zwölf Millionen Euro an.

 
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Der Betrag solle auf die sogenannten hoch-prädikatisierten Heilbäder und Kurorte verteilt werden. Das Anliegen werde zurzeit geprüft, sagte Holetschek. «Wir sind aber beim Minister grundsätzlich auf offene Ohren gestoßen.»

Zuschüsse in den vergangenen Jahren ohnehin gestiegen

Ein Sprecher des Finanzministeriums in München sagte: «Eine etwaige Sonderförderung für Heilbäder und Kurorte wäre vorab mit den kommunalen Spitzenverbänden abzustimmen, zum Beispiel bei den Verhandlungen zum kommunalen Finanzausgleich.»

Die mit Prädikat ausgezeichneten Kurorte und Heilbäder in Bayern erhalten laut Ministerium im Jahr 2018 unter anderem Investitionspauschalen in Höhe von insgesamt fast sieben Millionen Euro. Das seien rund 145 Prozent oder über vier Millionen Euro mehr als 2011. Die Schlüsselzuweisungen für diese Gemeinden stiegen im selben Zeitraum um rund 23 Millionen auf rund 72 Millionen Euro im Jahr 2018 an, was einem Anstieg von 47 Prozent entspricht.

«Damals wurde alles schlechter»

Die Abgeordneten bezeichneten in ihrem Brief an Söder die Heilbäder und Kurorte als tragende Säule des Bayern-Tourismus und wichtigen Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum. Um im Wettbewerb bestehen zu können, müssten die Gemeinden in Qualität und Infrastruktur investieren. Angesichts knapper Haushaltslagen seien das besondere finanzielle Herausforderungen, die durch Fremdenverkehrs- und Kurbeiträge nicht gedeckt werden könnten.

Rudolf Weinberger, Geschäftsführer des Heilbäder-Verbandes, erinnerte an die Reform des Kursystems unter dem damaligen Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) 1996, nach der unter anderem die Dauer der von Krankenkassen gezahlten Kuren verkürzt und höhere Zuzahlungen erforderlich wurden. «Damals wurde alles schlechter», sagte Weinberger. Beispielsweise habe bis dato die Durchschnittsverweildauer im niederbayerischen Bad Füssing 21 Tage ausgemacht, heute seien es noch 7,5 Tage.

Neue Zielgruppen ansprechen

Heilbäder hätten keine große Lobby, jedoch böten sie im Freistaat 100.000 Arbeitsplätze und generierten einen jährlichen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro, fasste Weinberger zusammen. «Nachdem die Kassen nicht mehr so viel zahlten, mussten sich die Kurorte etwas Neues einfallen lassen, um Leute zu gewinnen, die bereit sind, aus eigener Tasche für ihre Gesundheit zu sorgen.» Es galt, neue Zielgruppen zu erreichen: jüngere Leute, Familien, Allergiker, Burnout-Patienten. Dafür hätten die Kurorte ihr etwas verstaubtes Image abschütteln und Betriebe modernisiert werden müssen.

«Früher war in vielen Bädern alles weiß gekachelt, es herrschte fast Schlachthausatmosphäre - aber das war den Leuten egal, weil es die Kassen bezahlt haben.» Gäste die auf eigene Kosten kommen, stellten andere Ansprüche, und darauf hätten sich die Betriebe erst einstellen müssen. «Auch die Planungssicherheit fiel weg. Früher haben die Leute bei der Abreise gleich für das folgende Jahr gebucht.»

5,4 Millionen Übernachtungsgäste und 23,5 Millionen Übernachtungen

Der Heilbäder-Verband setzt zudem auf Kooperationen wie neuerdings mit dem Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa). So soll künftig Pflegepersonal in Kurorten regenerieren können, um dann wieder umso fitter für die anstrengende und belastende Arbeit in den Pflegeeinrichtungen zu sein, berichtete Weinberger.

Im Bayerischen Heilbäder-Verband sind 47 Gemeinden und 27 Thermen, Kliniken und Sanatorien zusammengeschlossen. 2016 registrierte der Verband rund 5,4 Millionen Übernachtungsgäste und 23,5 Millionen Übernachtungen. Der Verbandssitz ist in Bad Füssing.

dpa

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