Schnell erkannte sie, dass man als Souffleuse die Stücke von ganz anderen Seiten kennenlernt, als wenn man „nur“ singt. Mit der Folge: „Ich habe gleich gebrannt für diesen Beruf“, sagt Heike Preuß. Und sie nennt eine wesentliche Grundvoraussetzung für diese dienende Tätigkeit: „Man muss Freude daran haben, helfen zu wollen, ohne selber Lorbeeren einheimsen zu wollen.“
Netz für den Trapezkünstler
Ob man sie als verlängerten Arm des Dirigenten, als Fels in der Brandung oder als „Netz für den Trapezkünstler“ bezeichnen mag – Heike Preuß erledigt ihre Aufgabe mit Hingabe und freut sich auf jede Aufführung. Auch wenn das Stück so heikle Stellen enthält, wie etwa das Quintett in Wagners „Meistersingern“: „Da muss man fünf Augenpaare und fünf Ohren haben.“
Ist der Applaus das Brot des Künstlers, so ist es für Heike Preuß eine freundliche Geste des Sängers, dem sie über die Klippen des Textes geholfen hat, die dieser beim Schlussapplaus in Richtung ihres Kastens richtet. Nach der „Meistersinger“-Aufführung am vergangenen Montag durfte sie so den Dank von Klaus Floria Vogt entgegennehmen. Geradezu geadelt fühlen darf sich die Souffleuse, wenn ihr im rauschenden Publikumsjubel gar Arm des Dirigenten entgegengestreckt wird. Auch Christian Thielemann hat auf diese Weise schon seine Anerkennung bezeugt.