Hatzius: Eine Echse schreibt Geschichte

Michael Hatzius und der wahre Star, die Echse: Richtig komisch im Zentrum. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wer sagt denn, dass Puppen nichts für Männer sind? Michael Hatzius gastiert mit ihnen sogar im Zentrum – mit der Echse, dem Tod und jeder Menge Enten. Ein ernsthaft komischer Abend.

 
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Von wegen nur kleine Mädchen spielen mit Puppen. Auch erwachsenen Männern kann das gut zu Gesicht stehen. Michael Hatzius zum Beispiel. Er kam vor einigen Jahren auf die Idee, sich mit Handpuppen auf die Bühne zu stellen. Am bekanntesten wurde: die Echse.

Sie ist der einzige Überlebende des Meteoriten, der die Dinosaurier ausgelöscht hat. Natürlich kennt sie alle. Ob Konfuzius oder Martin Luther – alles ihre „Kumpel“. Über sich selbst sagt sie: „Hallo, ich bin die Echse. Ihr kennt mich: Ich bin ein Star.“ Wer so bekannt ist wie die Echse, der hat auch Einfluss auf die Weltgeschichte. In breitestem Berlinisch erzählt sie: „Dit war so’n junger Student. Siddharta Gautama hieß der. Der hat für den Marathon trainiert. Immer auf und ab, auf und ab. Dit hat so genervt: Da hab ick ihn mir geschnappt, ihm `nen Knoten in die Beine gemacht und gesagt: Jetzt machste erstmal nüscht. Tja, ist 'ne Weltreligion draus entstanden.“

Ente des Todes

Die Echse ist nicht die einzige Puppe an diesem Abend. Er kommt noch mit einer fetten, schwarzen Zecke auf die Bühne. Die hängt an einem Tropf mit Blut und lamentiert über ihr schlechtes Image als Blutsauger. Mit kleineren Handpuppen spielt Hatzius auf einem Tisch. Dort ist eine Kamera installiert, die das Geschehen auf eine Videoleinwand überträgt.

Hatzius erklärt in einer atemlos schnellen Nummer die Probleme Berlins und der Welt – mit Quietsche-Entchen. Die Punk-Enten sind gegen den Staat und die Rüstungsindustrie, die wiederum der Vater der Hipster-Ente ist und ihr Leben finanziert. Als ein Drache die Enten-Zivilisation angreift, entscheidet die Merkel-Ente nichts und gefährdet so alles. Am Ende muss eine Echsen-Ente eingreifen, um die Drachen-Ente per Schwanzvergleich ins Jenseits zu befördern. Die Todes-Ente keucht immer nur gehetzt: „Viel zu tun!“

Mein lieber Plastikschwan

So irre das klingt, so gnadenlos komisch sind diese Spielereien von Hatzius. Pointen zu drechseln ist für ihn ein Kinderspiel. Der Humor entsteht zwischen ihm, seinen Handpuppen, den Situationen, in denen sie sind und dem Publikum. Allein das Bild, dass ein erwachsener Mann mit der Hand in einer Hühnerpuppe dasteht ist schon witzig. Zwischen den Nummern hat er noch kleine Video-Einspieler vorbereitet. Da marschiert die Echse durch eine leere Welt. Ihre Dinosaurier-Kumpels sind gerade ausgestorben. Also zieht sie einsam durch einen verlassenen Vergnügungspark und fliegt schließlich auf einem Plastikschwan ins Weltall.

Das letzte Wort überlässt Hatzius an diesem Abend aber dem Tod. Der hat „viel zu tun“. In Franken sei er „fast fertig“. Im Krieg und auf der Autobahn fährt er gute Ernte ein, aber für das Publikum hat er noch einen Wunsch. „Kommt gut nach Hause“, sagt er und kichert. Sehr witzig, im Ernst. Hatzius beweist, dass es nicht nur ein Alter gibt, um mit Puppen zu spielen.

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