Einige Beispiele für Leser-Echo: In harmlosen Fällen wird die Redaktion gefragt, ob sie "noch tiefer sinken" wolle. Dann bieten die Leser den Redakteuren des "Käseblatts" wahlweise Deutsch-Nachhilfe oder geben den einfachen Tipp, lediglich mal das Rechtschreibprogramm zu verwenden. In härteren Fällen werden die Redakteure als "Arschgeigen" tituliert, denen "eitrige Analfurunkel" wachsen mögen. Manchmal können Leser "gar nicht so viel essen", wie sie "kotzen könnten". Und im Extremfall wird dem Redakteur, der in einem Kommentar klar seine Meinung gesagt hat, empfohlen: "Kaufen sie sich einen Strick und erlösen sie uns von ihrer Anwesenheit".
Plötzlich vergeht das Lachen
Ja, der Kurier-Hate-Slam, das ist keine Kuschelveranstaltung, wenngleich Journalisten manchmal eine gewisse Sehnsucht nach dem, sagen wir, Anti-Programm, haben. Und es ist meist wahr, was Vanessa Sanarov, die als Ansagerin durch den Abend im ausverkauften Zentrum führte, sagt: "Wir lieben unsere Leser."
Natürlich jene etwas mehr, die in gesittetem Ton ihre Verärgerung erklären. Wie zum Beispiel den Leser, der das Print-Abo kündigen, jedoch das E-Paper behalten möchte, weil der Zeitungsausträger nie die Briefkastenklappe schließt und der (kostbare?) Kurier des öfteren nass wird. Oder jene, die uns ein Päckchen Haferflocken zum Dank für eine noch zu veröffentlichende Geschichte schicken.
Wir schätzen aber auch jene, die uns mit einer Dose Pferdemist ihr Missfallen zeigen.
Und selbst die sind wichtig, die auf eine Geschichte von einem Afrikaner, der in Nürnberg eine Rentnerin getötet haben soll, in Facebook-Kommentaren zum Lynchmord aufrufen: Das Hass-Bombardement mit "Aufhängen", "Erschießen", "Einschläfern", "Kopfschuss, fertig", "Anstelle der alten Dame hätte eure Merkel sein sollen" war von solcher Härte, dass dem bis dahin auch durch die Auftritte des Poetry Slammers Micha Ebeling gut gelaunten Publikum derart das Lachen verging, dass es nach diesem knüppelharten Höhepunkt fast den Schlussapplaus vergessen hätte. Vielleicht auch deshalb, weil Vanessa Sanarov erklärte, Facebook habe die von der Redaktion bei Facebook monierten Kommentare als unbedenklich eingestuft. Aber beim Hateslam geht's um Hass, er heißt nicht Loveslam.
Nachsatz: Nach der Veranstaltung fanden einige Besucher des Zentrums an ihren Auto Druckerzeugnisse des Verkehrsüberwachungsdienstes. Es wäre mal interessant, wenn der VÜD einen Hate-Slam abhielte.