Pfotenabdrücke rund um das Gehege und ein niedergedrückter Zaun: Kleiner Bock ist verschwunden Hat ein Hund einen Rehbock verjagt?

Von
Anna-Maria Mottl und ihre kleine Rehgeiß Gretel vermissen den Bock Hänsel. Er wurde vermutlich von einem freilaufenden Hund gejagt und ist nun verschwunden. Foto: Frauke Engelbrecht Foto: red

Leise fiepend kuschelt sich die kleine Rehgeiß Gretel an Anna-Maria Mottl. Die beiden vermissen den Bock Hänsel. Seit vergangenem Mittwoch ist er aus seinem Gehege in Engelmannsreuth verschwunden. Rund um das Gehege sind Pfoten-Spuren von einem großen Hund zu sehen, an einer Stelle ist der Zaun nach unten gedrückt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Neun Monate sind die beiden Kitze alt. Im vergangenen Sommer hat ein Förster Anna-Maria Mottl gefragt, ob sie die beiden Tiere aufziehen würde. Sie lagen neugeboren in einer Wiese, von der Rehmutter war nichts zu sehen. „Ich habe die beiden mit der Pipette gefüttert, erst mit Schafsmilch, später mit Ziegenmilch“, erzählt die 35-Jährige. Alle zwei Stunden rund 30 Milliliter waren es anfangs. Die Eltern von Anna-Maria Mottl haben den Wintergarten umfunktioniert, hier waren die beiden Kitze zu Beginn untergebracht. Später sind sie in ein Gehege, etwa 150 Meter vom Wohnhaus der Familie entfernt, gekommen. Nachts hat ihnen eine Hütte Unterschlupf geboten.

Keine Angst vor anderen Tieren

Sie haben eine enge Beziehung zu Anna-Maria Mottl aufgebaut, haben sie sofort erkannt, wenn sie kam. „Sie haben keine Angst vor anderen Tieren gehabt“, erzählt die 35-Jährige. Wenn außen am Gehege jemand mit einem Hund spazieren ging, haben sie sich nicht versteckt. Sie kannten keine Feinde, waren Menschen und Hunde gewöhnt, erzählt sie. Auf der Fläche haben die Mottls auch noch Pferde, Alpakas und Ziegen, in einem Stall sind Hasen und Gänse untergebracht.

Am vergangenen Mittwoch ist Anna-Maria Mottl gegen 16.15 Uhr zum Gehege gegangen. Da war nur noch die kleine Geiß da, machte einen völlig verschreckten Eindruck. An einer Stelle war der Zaun so eingedrückt, als wenn ein Tier darübergesprungen wäre. Rund um das ganze Gehege sind Pfotenabdrücke zu sehen. „Etwa eine Dreiviertelstunde vorher ist eine Nachbarin vorbeigegangen und hat beide Rehe noch gesehen“, sagt Mottl. Sie vermutet nun auf Grund der Spuren, dass ein freilaufender Hund im Gehege war und den kleinen Bock gejagt hat. Sie hat schon das ganze Gelände rund um das Gehege abgesucht, war in den benachbarten Wäldern, aber hat nichts gefunden. „Wer weiß, wohin Hänsel gelaufen ist“, sorgt sie sich.

Zeugen werden gesucht

Schon öfter wurden in Engelmannsreuth freilaufende Hunde gesehen: ein Bernersennenhund mit blauem Halsband und ein kleinerer Mischling. Die beiden kommen aus Richtung Altencreußen, hat sie beobachtet. Wem die beiden Hunde gehören und ob sie den Rehbock gejagt haben, weiß Anna-Maria Mottl nicht. „Aber ich hoffe, dass es bei den Hundebesitzern jetzt ’Klick’ macht“, sagt sie. Sie glaubt zwar, dass sie sich nicht bei ihr melden werden, aber vielleicht gibt es ja Zeugen, die etwas beobachtet oder den kleinen Bock gesehen haben – tot oder lebend. Anna-Maria Mottl hat jedenfalls bei der Polizei Pegnitz Anzeige gegen unbekannt erstattet.

„Wir ermitteln wegen fahrlässiger Sachbeschädigung“, bestätigt Roland Schmitt, Leiter der PI Pegnitz. Da die beiden Tiere in einem Gehege waren, handelt es sich nicht um Wilderei, ist auch keine Straftat. Es werde nun versucht festzustellen, was genau passiert ist, ob ein freilaufender Hund in Frage kommt und wenn ja, wer der Halter ist. Und es werde Kontakt zur Gemeinde aufgenommen, ob Leinenzwang besteht.

Familie Mottl wird jetzt am Gehege eine Wildkamera aufstellen, um einen Beweis zu haben, wenn wieder etwas passiert. Sie hoffen, dass der Bock gefunden wird. „Die Ungewissheit ist am Schlimmsten“, sagt Anna-Maria Mottl.

Autor

Bilder