Hans Schmidt-Mannheim geehrt

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Hans Schmidt-Mannheim an der Orgel in St. Marien zum Gesees. Foto: Sonja Eisenmann Foto: red

Seit 50 Jahren lebt er in Bayreuth, am Sonntag wurde er im Gottesdienst in St. Marien zum Gesees für sein kirchenmusikalisches Wirken geehrt, an diesem Dienstag feiert Hans Schmidt-Mannheim – Organist, Chordirigent, Komponist und einstiger Direktor der (heute so bezeichneten) Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayreuth – seinen 87. Geburtstag.

 
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Dass der Geehrte kein waschechter Oberfranken ist, lässt sich schnell erahnen, denn er trägt seinen Herkunftsort in seinem Namen. Als Hans Schmidt ist er, inklusive Abstechern nach Thüringen und in die Pfalz, in der badischen Großstadt Mannheim aufgewachsen. Zu dem Namenszusatz entschied sich der damals junge Kirchenmusiker nach einer Aufforderung durch die Gema. Verwechslungen sollten so ausgeschlossen werden.

In die Orgel verliebt

Schmidt-Mannheim war schon früh mit Kirchenmusik in Berührung gekommen. Und schnell von der Orgel fasziniert. „Noch ehe ich ein Mädchen geküsst habe, habe ich mich in die Orgel verliebt“, sagt der Jubilar rückblickend. Große Anstrengungen musste er auf sich nehmen, um in der Nachkriegszeit überhaupt auf einem Instrument spielen zu können. Um Orgelunterricht nehmen zu können, musste er bisweilen eine 24 Kilometer lange Strecke mit dem Fahrrad zurücklegen. Sich für den Beruf des Kirchenmusiker zu entscheiden war in den 50er-Jahren ein weitaus waghalsigeres Unterfangen als heute. Bayernweit gab es damals zwei hauptamtliche Stellen. In Baden-Württemberg waren die Verhältnisse entsprechend. Heute sieht Schmidt-Mannheim eher die Gefahr, dass die evangelische Landeskirche bald nicht mehr alle Stellen wird adäquat besetzen können. Viele Hauptamtliche sind kurz vor dem Ruhestand und die Zahl der Studierenden geht zurück.

Kinderchor gegründet

In Bayreuth wird Schmidt-Mannheims Name stets mit der Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Verbindung bleiben. Nach seiner 15-jährigen hauptamtlichen Kantorentätigkeit in Mannheim hatte der junge Musiker im Jahr 1968 als Lehrer für Tonsatz, Chorleitung und Orgelkunde an der damaligen Kirchenmusikschule Bayreuth angefangen. Von 1976 bis 1994 war er Direktor der Fachakademie für evangelische Kirchenmusik, dem Vorläufer der heutigen Hochschule. Zu seinen Verdiensten gehört auch die Gründung des bis heute stark nachgefragten Kinderchores der Hochschule. Schon zu Beginn seiner Bayreuther Zeit hat Schmidt-Mannheim Gefallen an der Kirche St. Marien zum Gesees gefunden. Jedoch: Die Orgel, die er vorfand war „total vermurxt umgebaut und halbwegs unspielbar“, wie er sagt. So betreute er in den 80er-Jahren die Planung einer neuen Orgel, die 1988 in das historische Gehäuse eingebaut wurde und deren Klang durch eine moderat-historische Stimmung gekennzeichnet ist.

Ehrung in Gesees

Bis heute bereitet es dem Organisten große Freude, von Zeit zu Zeit in Gesees den Gottesdienst zu spielen. So auch am vergangenen Sonntag, wo Schmidt-Mannheim vor dem Abendmahl von Pfarrer Ekkehard de Fallois gebeten wurde, von der Orgelempore herab nach vorne zu kommen, um die Würdigung seines kirchenmusikalischen Schaffens samt Blumenstrauß entgegenzunehmen.

Doch selbst nach 50 Jahren in Oberfranken: eine Umbenennung in Hans Schmidt-Bayreuth beabsichtigt der Badener Schmidt-Mannheim nicht.

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