Vom Ausweis bis zum Impfpass Gustl Mollath: Seine Ex-Frau Petra M. hat fast alle seine Unterlagen

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Er sucht ihn - sie hat ihn: Gustl Mollaths Pass. Seit mehr als sieben Jahren liegt er bei Petra M. Die Ex-Frau von Mollath hat fast sämtliche Unterlagen ihres Ex-Manns. Nur hat sie danach keiner gefragt - auch nicht Mollath.

 
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Bei Petra M. (53) klingelt es. Allein das macht sie und ihren Mann Martin (59) nervös. Schon wieder jemand, der etwas wissen will, etwas sagen will oder einfach nur wieder den Aufzug beschmiert? Dabei will die Ex-Frau von Gustl Mollath (56) nur eines: ihre Ruhe. Aber seit er am Dienstag aus der Psychiatrie entlassen worden ist, wo er wegen Gemeingefährlichkeit saß, sorgt die Türklingel wieder für Aufregung. Oder das Telefon.

„Das Weiterwühlen in meinem Leben finde ich übel“, sagt sie. Und wundert sich, warum niemand von Mollaths Unterstützern und keiner seiner Anwälte sich bei ihr gemeldet hat. „Keiner interessiert sich dafür.“ Denn vor Wochen schon stand im Kurier, dass sie die wichtigsten Sachen ihres Ex-Mannes aufbewahrt: Zeugnisse, Fotos, Urkunden, sogar der Impfschein Mollaths – auch das Bild seiner Mutter. Und seinen Führerschein. Und seinen Ausweis. Aber der ist seit 2009 abgelaufen.

„Priorität hat für mich, mich um einen Ausweis zu kümmern. Ich habe ja gar nichts. Ich muss jetzt klären, wo meine ganzen persönlichen Sachen geblieben sind. Die Kontrolle über mein Haus hat ja meine Frau übernommen, obwohl wir da schon getrennt waren“, sagte Mollath einen Tag nach seiner Entlassung.

Mollaths Sachen lagern in Kisten

Seine Habe ist nur einen Anruf weit entfernt. In mehreren Kisten, sauber verpackt und akribisch gefaltet. Dass alles so gekommen sei, die Versteigerung, die Unterbringung, dafür sei Mollath selbst verantwortlich. „Er ist kein Opfer“, sagt Petra M., „er hat es sich selbst zugefügt.“

„Kein Betreuer hätte so viel aufgehoben“, sagt sie. Die Lagerung hat der Kleidung nicht gutgetan. Sie musste sie wegwerfen. 20 Kisten hatte sie aus dem einst gemeinsamen Haus geschleppt, was ihr oft zum Vorwurf gemacht wurde.

Als der Termin 2006 zur Zwangsversteigerung angesetzt war, lebte sie in Berlin. Sie wusste bis dahin noch gar nicht, dass Mollath einen Betreuer hatte. Sie übergab diesem am Tag der Gerichtsverhandlung, in der Mollath in die Psychiatrie eingewiesen wurde, den Schlüssel zu dem Haus. Später gab der Betreuer ihr die mündliche Zusage, das Haus räumen zu können. Sie wollte das unbedingt schriftlich haben, aber es kam kein Brief. Stattdessen kam die Nachricht, er sei kein Betreuer mehr. Der Betreuer bestätigte das in einem Gespräch mit dem Kurier. Petra M. hatte also nur die mündliche Zusage. „Aber wir haben weitergemacht, weil wir schon mitten in der Räumung waren“, denn die Zwangsversteigerung rückte näher. Beim Räumen entdeckte sie den Kaufvertrag, den ihr Ex-Mann mit einem Freund abgeschlossen hatte: Mollath hatte die Einrichtung des Hauses an ihn verkauft. Petra M. kaufte diesem Freund alles ab – und räumte weiter aus. Der Vertrag liegt der Redaktion vor.

Petra M: Die Angst sei verflogen

Die Kisten soll ihr Anwalt Mollath übergeben. Angst vor der Begegnung mit ihrem Ex-Mann hat sie nicht. „Wovor denn?“, fragt sie. Die Angst sei mit den Jahren verflogen. Und sie lebe ihr eigenes Leben. Aber mulmig, das gibt sie zu, mulmig sei ihr schon. Sie hat zwar die gemeinsamen Erinnerungsstücke weggeworfen, aber sie sei „froh, alles aufbewahrt zu haben“ für ihn.

Ansonsten ist sie nur eins: „Genervt.“ Weil die Vorwürfe wiederkämen wegen Schwarzgeldverschiebereien in Millionenhöhe. „Was einfach nicht stimmt.“ Genervt, weil Mollath angeblich einen Skandal aufgedeckt habe. „Welchen denn?“ Die Bank hat die Vorwürfe gegen sie zurückgenommen. Genervt wegen der „feigen“ anonymen Briefe, die voller Behauptungen und Beleidigungen sind. Selbst ihre Angehörigen werden mit einbezogen. Und genervt ist sie auch, weil ständig das Telefon klingelt.

Fotos/Repros: Lapp

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