Der Klimawandel arbeitet zusätzlich gegen den See: Höhere Temperaturen mit längeren Vegetationsphasen und weniger Tagen mit strengem Frost verbessern die Voraussetzungen für Algenwachstum. Hartmann hat sich Daten einer nahen Klimastation der vergangenen zwölf Jahre angeschaut und gemittelt. Der Befund ist deutlich. Die Vegetationszeit wuchs von 210 auf 230 Tage. Und die Zahl der Eistage auf dem See sank von 54 auf 29 Tage. Und die Zunahme von Starkregen verstärkt das Problem.
Was kann getan werden und läuft zum Teil schon?
- Moorrenaturrierung, die hilft Phosphat zurückzuhalten.
- Mulden auf landwirtschaftlichen Flächen, in denen das Phosphat zurückgehalten wird.
- Anbau von Becherpflanzen statt Mais, was die Bodenerosion verringert.
- Die Bachsohlen der begradigten Wasserläufe erhöhen. Das würde aber auch die Überschwemmungsgefahr erhöhen.
- Den Fischbesatz im See ändern: Mehr Raubfische, weniger Weißfische. Denn Raubfische fressen Weißfische. Dann bleibt mehr Plankton, das sonst die Weißfische fressen. Und Plankton frisst Algen.
- Als kurzfristige Sofortmaßnahme eine Belüftung des Seegrundes.
- Was auch ginge, aber teuer und keine dauerhafte Lösung ist: Die Algen mit Chemikalien oder mit Ultraschall zu neutralisieren.
"Maßnahmen im See allein helfen nicht weiter", fasste Hartmann zusammmen, der von "komplexen physikalischen und chemischen Prozessen" sprach. Oder, wie es Bürgermeister Frank Dreyer formulierte: "Die eine Tablette, die man in den See schmeißt, gibt es nicht."
Stattdessen sollen nun wieder Projekte aus der Schublade geholt werden, die vor über zehn Jahren am mangelnden Geld der Stadt und an fehlenden Zuschüssen scheiterten.
Und eine Sofortmaßnahme soll es doch geben, die Luft verschaffen soll, bis die längerfristigen Projekte umgesetzt sind und ihre Wirkung entfalten: Im Herbst soll der See, wie schon 2003 abgefischt und so weit wie möglich trockengelegt werden, damit man die auf ein bis zwei Meter Dicke angewachsene Schlammsohle zumindest teilweise abtragen kann. Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigten, dass dies für zehn bis 13 Jahre Luft verschafft.
Und wer dieses Jahr trotzdem noch schwimmen will, macht es einfach wie Jutta Jahreis: "Ich achte beim Schwimmen darauf, kein Wasser zu schlucken. Und wenn mal zu viel grüne Klumpen im Wasser sind, schwimme ich eben nicht."