Polizeigewerkschaft fordert Konsequenzen Grundstoff für Crystal Speed frei handelbar

Von Peter Engelbrecht
Das BKA beschlagnahmte Chemikalien für Crystal-Herstellung. Foto: red

Es hört sich unglaublich an: Der Handel mit dem Grundstoff für die berüchtigte Droge Crystal Speed ist grundsätzlich erlaubt. Die betreffende Chemikalie Chlorephedrin werde aber legal nur zu Forschungs- und Versuchszwecken genutzt, teilte eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes mit. Doch die Droge überflutet seit Jahren das Grenzland zwischen Oberfranken und der Tschechischen Republik.

 
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Der Grundstoff Chlorephedrin fällt weder unter das deutsche Betäubungsmittelgesetz noch unter das Grundstoffüberwachungsgesetz, obwohl er sich aus Sicht der Polizei nahezu ausschließlich zur Herstellung von Crystal eignet. „Die von der oberfränkischen Polizei sichergestellten Mengen an Crystal stammen vorwiegend aus Tschechien und werden nach Deutschland eingeschmuggelt. Bei der oberfränkischen Polizei wurden noch keine Aufgriffe von Chlorephedrin registriert“, teilt Alexander Czech vom Polizeipräsidium in Bayreuth mit.

Handel mit Drogengrundstoff verbieten?

Müsste der freie Handel mit dem Drogengrundstoff nicht verboten werden? Zu dieser Frage wollte die oberfränkische Polizei keine Stellungnahme abgeben, da es sich um „ein Thema von bundesweiter Bedeutung“ handle. Polizeivizepräsident Werner Mikulasch hatte noch im Juli beklagt, der Polizei fehle ausreichendes Personal, um den Schmuggel von Crystal effektiv bekämpfen zu können.

Trotz etwas rückläufiger Fallzahlen wurden 2013 durch oberfränkische Polizeibehörden 3,4 Kilogramm Crystal sichergestellt. „Dieser Trend scheint sich auch 2014 fortzusetzen und veranschaulicht den hohen Verfolgungsdruck“, erläutert Czech. Zum Vergleich: 2011 waren es noch zwei Kilogramm, 2012 schon 3,2 Kilogramm Crystal, so die amtliche Statistik.

Erst Anfang November hatte die Polizei einen Rauschgifthändlerring in Leipzig und Prag zerschlagen und 2,9 Tonnen Chlorephedrin beschlagnahmt. Diese Menge ist zur Herstellung von rund 2,3 Tonnen Crystal mit einem geschätzten Straßenverkaufswert von 184 Millionen Euro geeignet.

Ein Chemie- und Pharmahändler aus Leipzig steht im Verdacht, er habe die Chemikalie im europäischen Ausland produzieren und nach Deutschland liefern lassen. Von Leipzig aus soll der Stoff dann in kleinere Mengen unter anderem ins tschechische Karlsbad gegangen sein, wo es mit einfachen Mitteln in Giftküchen zu Crystal Speed verkocht worden sein soll – der Weg nach Oberfranken ist nicht weit.

Polizeigewerkschaft: Die Politik muss reagieren

„Bei den tonnenschweren Mengen sollte die Politik reagieren“, forderte Hermann Benker, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft aus dem Landkreis Hof. Ein Handelsverbot von Chlorephedrin sei kein Allheilmittel, denn es gebe weitere chemische Stoffe, die sich zur Herstellung der Droge eigneten. Zudem könne der Grundstoff nach Deutschland geschmuggelt werden. „Die Politik sollte die Beschaffung erschweren“, betonte Benker. Er will sich nun an Bundestagsabgeordnete wenden, um dem legalen Handel einen Riegel vorzuschieben.

Chlorephedrin könne man nicht einfach in der Apotheke kaufen, beruhigte die Landesapothekerkammer in München. „Das ist keine gebräuchliche Chemikalie“, sagte der pharmazeutische Geschäftsführer der Kammer, Volker Schmitt. Von einer verstärkten Nachfrage war ihm nichts bekannt.

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