Pegnitz: Probleme bei der Landschaftspflege Giftiges Kraut und gefräßige Biber

Von Thomas Knauber
 Foto: red

Von Spies im Süden bis ins Hummeltal im Norden hat Manfred Teckelmann zu tun. Er leitet den Landschaftspflegeverband Fränkische Schweiz-Rotmaintal, der sich über neun Gemeinden erstreckt. Er und sein Stellvertreter Manfred Wallner aus Pertenhof zeigen, wo die Probleme liegen.

 
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Ein Schock war es, als vor zwei Jahren der Anruf kam, das giftige Jakobskreuzkraut sei im Pegnitzer Gärtles großflächig daheim. „Das entstand durch eine Flächenstilllegung. Mit der Bewirtschaftung verschwindet es wieder.“ Seine Chance bekommt dieses Kraut immer in Pferdekoppeln, weil die Tiere es dort nicht fressen und die Samen mit den Hufen nach draußen tragen.

Biber als Ingenieure

Große Sorgen bereitet auch der Biber, der im Püttlachtal seine Dämme baut – und das so klug wie ein Ingenieur. Manfred Teckelmann: „Ich steh manchmal bewundernd vor diesem Tier. Jetzt lass ich ihm die Wiesen dort. Soll er sie halt haben.“

Der Pflegeverband sucht wertvolle Wiesen mit seltenen Arten – zum Beispiel ist bei Plech die rote Fadenbinse sehr gefährdet – und kümmert sich um Entbuschungen und Hecken, um Felshänge und Gewässer. Die Aufgabe von Teckelmann ist es dabei, Bauern und Vereine zu finden, die gegen Entgelt solche Flecken pflegen. Die Elbersberger entbuschten zum Beispiel den Hang beim Felsenbad, wo Haselnusssträucher „eine Pflege ohne Ende“ fordern, weil ihre Wurzeln Steine absprengen, die auf die Straße rollen.

Abseits will keiner sein

Auf den Wiesen um Pottenstein wirkt Schäfer Konrad Stiller und in Pretzfeld lebt Schäfer Stefan Dorn, der schon bis ins Waischenfelder Gebiet vorstößt. „Aber auf Abseitiges, da kriegen Sie keinen Menschen hin.“ Ein Hoffnungsschimmer steht am Horizont, weil ein Ziegenfreund aus Baden-Württemberg herziehen will. Doch der braucht einen leeren Hof und 30 Hektar Land. „In Ringau wäre eine Hofstelle“, so Teckelmann. „Dann könnte er rund um Plankenfels und Waischenfeld unsere Biotope beweiden.“ Teckelmann erklärt die Mähvorschriften für Biotope: Entweder man mulcht im Frühjahr, so dass das liegen bleibende Schnittgut bis zum Herbst verrotten kann, „sonst ergibt es einen Grasfilz, der alles erstickt“, oder es wird in der zweiten Julihälfte gemäht, wenn die Samen abgefallen sind. Dann muss aber das Heu weggefahren werden.Er zeigte auch ein Hangmoor, wo es nur mit der Motorsense geht, und weist auf eine Gruppe junger Zitterpappeln daneben. Sie sollen weg, um einen Ladestreifen fürs Heu frei zu halten. Das ist aber nicht einfach, weil eine einzige gefällte Zitterpappel 100 Quadratmeter Pappelgebüsch auslöst.

Stolz ist Manfred Teckelmann auf den Magerrasenhang zwischen Oberhauenstein und Prüllsbirkig, wo er den hoch gefährdeten Kreuzenzian aufpäppeln konnte, von dem es vor Jahren nur ein Exemplar am Waldrand gegenüber gab. Genau zehn Jahre investierte er, um irgendwo mitten im Wald eine verschollene Orchideenart zurückzuholen. Noch klappt es nicht. Zwei Jahre gibt er seinem Versuch noch. „Wir können ja nicht dauernd alles blockieren.“

Riesiger Verwaltungsaufwand

Manfred Teckelmann muss sich übrigens endlos durch Zuschussprogramme wühlen. Sein Verwaltungsaufwand ist sehr groß und belastend. Dazu kommen komplizierte Verhandlungen mit Bauern. „In einem Fall ist zum Beispiel eine Erbengemeinschaft in den USA verschollen. Da hab ich es aufgegeben.“

Im Nacken sitzen ihm zudem EU-Kontrolleure, die übers Land fahren und nachsehen, wo ihr Geld fürs Entbuschen geblieben ist. „Wir haben zum Beispiel die Nachpflege vieler Flächen des Naturparks übernommen, weil sich der auf Touristisches konzentriert. Wächst da etwas wieder zu, will die EU ihr Geld zurück.“ Er ergänzt: „Ziegen bräuchten wir da. Ohne dem ist es völlig sinnlos. Wir haben gerade einen derartigen Bedarf an Nachpflege, dass wir nichts Neues anfangen.“

Alternative: Weideschweine

Teckelmann bekam schon von einem Mitarbeiter des Pegnitzer Rathauses den Vorschlag, auf Püttlacher Wiesen als Alternative Weideschweine einzusetzen, wie sie das Nürnberger Land zum Teil bei alten Eichenhutungen hat.

Auch eine Alternative sind laut Teckelmann übrigens die Kletterer von „Vertical Tours“ in Sachsendorf. Sie sind eigentlich auf Industrie-Klettertouren geeicht, übernehmen aber gern im Winter kleine Jobs in der Naturpflege. So steigen sie quasi zum Training die völlig vereisten Felswände in der Bärenschlucht hoch und entfernen oben Bäume, deren Wurzeln grobe Steine auf die Straße herab sprengen könnten.