Umweltinstitut München: Unkrautvernichtungsmittel in 14 Bieren - Brauerbund fürchtet großen Imageschaden Gift im Bier? Brauer schäumen

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Malz, das zum Brauen verwendet wird, wird seit 25 Jahren überprüft, sagen die Brauer. Das Umweltinstitut München macht das Malz und das dafür verwendete Getreide dafür verantwortlich, das als krebserregend eingestufte Glyphosat ins Bier zu schleppen. Foto: Archiv/Karl Heinz Lammel Foto: red

Diese Studie hat Bayern aufgerüttelt: Das Umweltinstitut München hat bei einem Test in 14 Bieren deutlich erhöhte Werte des als möglicherweise krebserregend eingestuften Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat nachgewiesen. Die Folge: Alarmstimmung bei den Malzherstellern und bei den Brauern. Die Brauer wittern eine Kampagne und fürchten einen Imageschaden.

 
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Im März soll in Brüssel die Entscheidung fallen, ob das umstrittene Glyphosat für weitere 15 Jahre zugelassen wird. Das war einer der Gründe für das Umweltinstitut München, auf die Suche zu gehen, wo das Herbizid in Lebensmitteln nachweisbar ist, sagt der Agrarökonom Karl Bär am Donnerstag im Gespräch mit unserer Zeitung. Der andere Grund: Das Reinheitsgebot feiert in diesem Jahr 500-jähriges Jubiläum. "Wobei wir die Studie auch jetzt gemacht hätten, wenn das Reinheitsgebot erst in einem Jahr Jubiläum gemacht hätte", sagt Bär.

14 Biere gestestet, alle positiv

Die 14 Biere, die positiv getestet wurden, kommen allesamt aus großen Brauereien. Radeberger, Beck's, Veltins, Hasseröder, Franziskaner, Jever, Warsteiner, Oettinger, König, Krombacher, Erdinger, Paulaner, Bitburger, Augustiner. Bis zu 300-fach sei der Grenzwert, der für Trinkwasser gelte, überschritten, heißt es in der Studie. Für Bier gebe es keine Grenzwerte. "Wir haben uns aber nicht nach der Größe der Brauerei gerichtet, sondern danach, ob das Bier deutschlandweit beworben wird", sagt Bär.

Wie kommt das Gift ins Bier?

Wie die Spuren des Unkrautvernichtungsmittel ins Bier kommen, sei nicht ganz klar. Das Brauwasser gilt als unwahrscheinlich. "Weil es der Trinkwasserverordnung unterliegt und regelmäßig geprüft wird." Ebenso nicht wahrscheinlich: der Hopfen. "Die Pflanzen sterben ab, wenn sie mit Glyphosat behandelt werden." Bleibt: das Malz. "Der Weg übers Getreide ist der wahrscheinlichste", sagt Bär. Allerdings auch hier mit einer Einschränkung. "Malz wird aus Weizen oder Gerste gemacht. Um Malz herzustellen, muss die Keimfähigkeit des Getreides erhalten bleiben." Man kann das Herbizid nicht einsetzen, wenn die Pflanze auf dem Feld ist, sie würde absterben. Also müsse Glyphosat vor der Saat und nach der Ernte zum Einsatz kommen. Die Pflanze nehme das Gift über den Boden auf.

"Es ist jetzt Aufgabe der Brauer, sich zu überlegen, wie kriegen sie das wieder weg", sagt Bär. Und Aufgabe der Politik, sich für ein Verbot von Glyphosat einzusetzen. Es sei nicht auszuschließen, dass Glyphosat auch in anderen als den getesteten Bieren nachweisbar sein könnte. "Wir können aber keine valide Aussage machen, ob es auch in Bier aus kleinen Brauereien vorkommt, weil wir es nicht getestet haben."

Untaugliche Messmethode?

Der Bayreuther Pflanzenphysiologe Stefan Clemens stellt im Gespräch mit unserer Zeitung die Wissenschaftlichkeit der Studie in Frage. Er sagt, das Umweltinstitut München habe Messmethoden angewandt, deren Genauigkeit untauglich für den komplizierten Glyphosat-Nachweis sei.

Brauerbund: Sind Teil einer Kampagne geworden

Bär sagt, "bei uns laufen die Leitungen heiß", so habe die Meldung eingeschlagen. Anders ist das am Donnerstag auch nicht beim Bayerischen Brauerbund in München: Der Geschäftsführer Walter König führt ein Interview nach dem anderen. Er sagt auf Anfrage unserer Zeitung: Der Bayerische Brauerbund sei völlig überrascht worden von der Studie. "Und von der manipulativen Berichterstattung." Dass Glyphosat im Bier nachweisbar sein kann, "das ist nichts Neues, das ist eine Tatsache. Deshalb sind wir seit 25 Jahren mit einem Monitoring ausgestattet, in dem unsere Rohstoffe auf das Genaueste untersucht werden".  Die von dem Umweltinstitut ins Feld geführten Giftmengen seien "minimalste Spuren, die man selbst im Regenwasser nachweisen könnte. Und wir werden jetzt hingestellt, als hätten wir ein Problem", sagt König. Für Cerealien wie Müsli gelte ein Grenzwert von 20 Milligramm pro Liter. "Im Bier fand man 30 Mikrogramm, tausendfach weniger."

Imageschaden schwer wieder einzufangen

Der Geschäftsführer des Brauerbunds befürchtet einen Imageschaden durch die Studie, der schwer wieder einzufangen sei. "Wir sind Teil einer Kampagne geworden, mit der Druck auf die Politik aufgebaut werden soll, Glyphosat zu verbieten." Bier "als reines Getränk und das Reinheitsgebot als Produkt" seien "in den Dreck gezogen worden", sagt König. Der Brauerbund werde sich "mit allen Mitteln wehren. Aber was am Donnerstag zwischen 6 und 10 Uhr passiert ist, kriegen wir auch mit einer Klarstellung nicht wieder weg. Das Kind ist schon in den Brunnen gefallen".

         

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