Geschäfte bleiben an Heiligabend zu

Von Martin Kreklau
Lebens- und Genussmittelgeschäfte dürfen laut Gesetz auch dann öffnen, wenn Heiligabend auf einen Sonntag fällt. Die meisten Händler verzichten jedoch in diesem Jahr darauf.⋌Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der 24. Dezember fällt dieses Jahr auf einen Sonntag, doch Angestellte im Einzelhandel haben deshalb nicht unbedingt frei. Geschäfte, die hauptsächlich Lebens- und Genussmittel verkaufen, dürfen laut Gesetzt für drei Stunden öffnen. Die Gewerkschaft Verdi ruft Verbraucher dazu auf, an Heiligabend nicht einkaufen zu gehen.

 
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Paul Lehmann ist aufgebracht: "Es kann nicht sein, dass man Kolleginnen und Kollegen an diesem Sonntag zum Arbeiten reinholt", sagt der Verdi-Gewerkschaftssekretär für Oberfranken in Bayreuth. Es gebe aber auch einige Vorbilder, die bereits bekanntgegeben haben, an Heiligabend nicht öffnen zu wollen.

Und das, obwohl es per Gesetz erlaubt ist: "In Bayern gilt noch das alte Ladenschlussgesetz des Bundes", erklärt Lehmann. Paragraph 15 besagt, dass bestimmte Geschäfte auch dann öffnen dürfen, wenn Heiligabend auf einen Sonntag fällt. Dazu gehören Lebens- und Genussmittelläden und alle "Verkaufsstellen für die Abgabe von Weihnachtsbäumen", wie es im Gesetzestext heißt.

Bekleidungsgeschäfte ausgenommen

Bekleidungsgeschäfte sind davon beispielsweise ausgenommen - und da gebe es auch keinen Ermessensspielraum, wie Lehmann betont. Für Lebensmittelhändler gilt: Die Öffnungszeiten sind auf drei Stunden begrenzt, und spätestens um 14 Uhr ist Feierabend.

Ist Heiligabend an einem Wochentag, dürfen Geschäfte übrigens von 6 Uhr bis 14 Uhr öffnen. Der Verdi-Vertreter fordert die Kunden auf, in diesem Jahr am 24. Dezember nicht einkaufen zu gehen: "Früher ging es vielleicht nicht anders, aber heute gibt es so viele Möglichkeiten, am Tag vorher seine Einkäufe zu erledigen."

Lohnt sich nicht

Thorsten Becker, Geschäftsführer des Handelsverbandes Bayern für Oberfranken, versteht die Aufregung nicht: "Hier wird seitens der Gewerkschaft ein Thema platziert, dass der Handel nicht ernsthaft in Betracht gezogen hat."

Bislang habe sich bei ihm noch kein Händler gemeldet, der vor hat, an Heiligabend zu öffnen. Vor- und Nachbereitung, dazu gehören etwa das Einräumen der Theken und die Reinigung der Schneidemaschinen beim Metzger, würde die Händler und ihre Mitarbeiter mindestens fünf Stunden Arbeit kosten. Das lohne sich für drei Stunden Öffnungszeit nicht.

Auch Becker betont, dass die Möglichkeiten für die Kunden heute andere seien als zu der Zeit, aus der das "Relikt im Ladenschlussgesetz stammt". Zwischenzeitlich hätten technische Neuerungen in deutschen Haushalten Einzug gehalten: der Kühl- und der Gefrierschrank.

Normal Weihnachten feiern

In Bayreuth werden an Heiligabend voraussichtlich kaum Geschäfte öffnen. Michael Heinisch leitet einige Rewe-Märkte in der Region, die alle geschlossen bleiben werden: "Ich und meine Mitarbeiter freuen uns dermaßen, dass wir heuer mal ganz normal Weihnachten feiern können. Außerdem wollen 90 Prozent der Kunden sowieso nicht, dass wir aufmachen", sagt er.

Gleiches gilt für Hans-Peter Schneider, der mehrere Edeka-Märkte in Bayreuth und Umgebung betreibt: "Wir denken da auch an unsere Mitarbeiter und bleiben an Heiligabend geschlossen."

Auch Real, Lidl, Norma und Kaufland werden nicht öffnen. Bei Netto stand die Entscheidung laut einer Unternehmenssprecherin noch nicht fest.

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