Zwei Mädchen bemängeln nach wie vor das Angebot in der Gemeinde Gemeinde kommt mit Jugendtreff nur schleppend voran

Von Heike Fauser
Jugendliche posieren vor dem alten Kindergarten. In dem Gebäude soll der Jugendtreff einziehen, der Beschluss des Gemeinderates steht aber noch aus. Viele junge Leute sind in Weidenberg der Meinung, dass sich in ihrem Ort etwas tun muss. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Knapp ein Jahr nachdem sich Jugendliche im Kurier kritisch über Weidenberg äußerten, ist die Lage unverändert. „Viel bewegt hat sich nichts", sagt Cyra Thess (15). Auch Günter Dörfler weiß, dass das Angebot für Jugendliche begrenzt ist. „Wir haben in Weidenberg ein deutliches Defizit", sagt der CSU-Gemeinderat. Der Jugendbeauftragte Marco Rebger arbeitet derweil an einem Jugendtreff. Doch wann die Einrichtung öffnet, ist noch völlig unklar.

 
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Sie fühlt sich noch immer nicht wohl in Weidenberg. Nur noch drei Monate, dann hat Michelle Dahms Mittlere Reife. Im September beginnt die 17-Jährige ihre Ausbildung in Bayreuth. Sobald sie 18 ist, will sie weg. Raus aus Weidenberg. „Wir fühlen uns hier nicht wohl", sagte Michelle, als sie vor einem Jahr von unserer Zeitung über ihren Heimatort befragt wurde. Geändert hat sie ihre Meinung nicht. Aber sie will helfen, damit es andere Jugendliche einmal besser haben als sie. Zusammen mit dem Jugendbeauftragen und Gemeinderat Marco Regber (SPD) hat sie eine Präsentation über die Vor- und Nachteile von Weidenberg erstellt. Die Ergebnisse sollen dem Gemeinderat vorgelegt werden.

Eine Sache, die sie stört, ist der Bahnhof. „Der ist abgeranzt." Leere Flaschen, zerknülltes Papier, alte Sitzbänke seien „kein schönes Aushängeschild für Weidenberg." Trotzdem ist der Bahnhof unter Jugendlichen ein beliebter Treff. Unbegreiflich – finden Erwachsene. Sie würden die Jugend als störend empfinden und sie angeblich als „asozial" bezeichnen, berichtete Cyra Thess vor einem Jahr unserer Zeitung. Auch die sie wurde damals befragt. „An der Situation", sagt sie „hat sich nichts geändert." Aber: Dafür seien andere Dinge besser als zuvor. „Wir merken, dass jemand für uns da ist", sagt Crya.

Jugend will den Jugendtreff

Mit „jemand" meint sie den Jugendbeauftragen Marco Regber. Schon seit Jahren versucht der Gemeinderat in Weidenberg einen Jugendtreff aufzuziehen. Doch mit seinem Projekt kommt er nur schleppend voran. Zumindest hat man jetzt einen Platz für die Einrichtung, favorisiert wird ein Raum im alten Kindergarten. Dort organisierte er am vergangenen Samstag eine Jugend-Disco. Zum einen für die Jugendlichen, zum anderen um herauszufinden, „was die Jugendlichen von einem Jugendtreff halten." Deshalb verteilte er Zettel mit mehren Fragen drauf. 30 von 80 ausgeteilten Blättern kamen zurück. Das Ergebnis: Alle wollen einen Jugendtreff. Das Problem: Ist der Gemeinderatsbeschluss. „Den braucht es", so Regber. In spätestens zwei Monaten wolle er dem Gemeinderat seine Erfahrungen und Rückmeldungen vorlegen. Dann soll der Jugendtreff beschlossene Sache sein.

Günter Dörfler findet es gut, dass die Jugendarbeit in Weidenberg vorangeht. Der Gemeinderat war 18 Jahre lang Vorsitzender des Kreisjugendrings und weiß, wie es um das Jugendangebot im Ort bestellt ist. „Wir haben ein deutliches Defizit", gibt er zu. Auch was den Raum für einen Jugendtreff angehe, wünscht sich Dörfler Alternativen. Der Platz im alten Kindergarten sei seiner Ansicht nach „viel zu weit weg."Doch ein anderer Raum sei laut Rebger nicht frei. „Wenn wir jetzt wieder suchen müssen, verlieren wir Zeit."

In Glashütten gibt es Vorzeigemodell

Regber will das Projekt vorantreiben. Sein Wunsch: Die Jugendlichen sollen sich selbst um den Jugendtreff kümmern. Ähnlich wie in Glashütten. Christian Porsch, Vorsitzender des Kreisjugendrings in Bayreuth, bezeichnet das „Fun Four You" in Glasthütten als Vorzeigemodell im Landkreis. „Dort wird vieles richtig gemacht."

Das Geheimrezept seien die Jugendlichen selbst, sagt Jugendbeauftragter Werner Kirchbach (61). Der Rentner betont, er sei kein Gemeinderat – „die Politik kann draußen bleiben" – und dass es viele Leute braucht, damit es funktioniere. 80 Mitglieder hat das „Fun Four You", davon sind 20 Jugendliche aktiv. Vereinsbeiträge gibt es nicht. Sein Tipp an Weidenberg: Zusammenarbeiten, mit der Gemeinde und dem Landkreis. „Denn ohne Hilfe ist es nicht zu schaffen."

Foto: Wittek

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