Geldsorgen trüben den Badespaß

Von Stefan Linß und Renate Allwicher
In Weidenberg steht eine vollständige energetische Sanierung der Schwimmhalle. Die Kosten dafür betragen voraussichtlich 2,8 Millionen Euro inklusive der Sanierung der kleinen Turnhalle, sagt Bürgermeister Hans Wittauer.Foto: Archiv/
Ronald Wittek Foto: red

Mehr als drei Jahrzehnte hat das Bischofsgrüner Freibad auf dem Buckel. "Wir haben einen Sanierungsbedarf in Höhe von rund zwei Millionen Euro", sagt Bürgermeister Stephan Unglaub (SPD). Den Freibädern in Wirsberg, Himmelkron, Thurnau, Betzenstein und den Hallenbädern in Gefrees und Weidenberg geht es ähnlich. Dabei gehören sie in vielen Fällen ohnehin zu den letzten ihrer Art.

 
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"Früher gab es auch ein beheiztes Freibad in Brandt", erinnert sich Unglaub. Das Hallenbad in Bad Berneck gebe es nicht mehr, wie auch zurzeit keine Therme in Fichtelberg. In Zell könnten aktuell auch nicht alle Becken genutzt werden. Umso wichtiger sei es, die bestehenden Bäder zu erhalten. "Wir haben ja in den 32 Jahren immer wieder Geld in die Hand genommen", sagt Unglaub. Trotzdem könne dort aktuell fast überall eine Baustelle aufgemacht werden. Die technische Steuerung, die Art der Beheizung, die Warmwassersteuerung, die Becken: Unglaubs Liste ist lang. "Und das alles, ohne am grundsätzlichen Charakter des Bades etwas zu ändern. Das hier wird kein Spaßbad werden", betont Unglaub.

An Schließung denkt niemand

An Schließung denkt niemand. Auch der Stadtsteinacher Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) sagt: "Wir haben einen Sanierungsbedarf, aber ich stehe zu hundert Prozent hinter unserem Freibad." Und in Weidenberg sind die nächsten Schritte längst erledigt: Seit drei Jahren laufen die Planungen für den Umbau, im Jahr 2017 geht es los.  

Damit geht es diesen Bädern besser als den vier oberfränkischen Bädern in Bad Steben, Tettau, Ludwigstadt und Wiesenttal - ihnen droht das Aus. Dies geht aus der Antwort hervor, die der Fraktionschef der SPD-Landtagsfraktion, Markus Rinderspacher, auf eine Anfrage an die bayerische Staatsregierung erhalten hat. Insgesamt gibt es in Oberfranken 117 öffentliche Bäder, davon sind 35 dringend sanierungsbedürftig. Die SPD fordert einen Sonderfonds zur Sanierung öffentlicher Schwimmbäder, die Förderung solle in Härtefällen auf bis zu 100 Prozent ausgeweitet werden.

Vor 40 Jahren dachte niemand daran, Energie zu sparen

Dass dies klappt, bezweifelt Unglaub stark. "Natürlich wäre das schön", sagt er, kann an den Erfolg des SPD-Antrags jedoch nicht glauben. "Aber vielleicht gibt es ja trotzdem mehr Förderung“, hofft er. In Bischofsgrün geht es unter anderem darum, die Heizung von teurem Flüssiggas auf ein energetisch günstigeres Modell umzustellen, was langfristig die Betriebskosten senken und die Badesaison verlängern würde.

In Weidenberg steht eine vollständige energetische Sanierung von Dach, Außenwänden und Technik an. Die Kosten dafür betragen voraussichtlich 2,8 Millionen Euro inklusive der Sanierung der kleinen Turnhalle, sagt Bürgermeister Hans Wittauer (FWG). "Unsere Schwimmhalle ist etwa 40 Jahre alt –  damals hat sich noch niemand richtig viel Gedanken um Energie gemacht, dass muss man jetzt korrigieren." Finanziert wird die Sanierung bislang über das Kommunalinvestitionsprogramm (KIP) mit 90 Prozent für die energetische Sanierung, was 1,8 Millionen Euro entspricht. Der Rest wird über den Finanzausgleich gefördert, hier hofft Wittauer auf eine Förderung in Höhe von 60 Prozent. "Falls sich neue Fördermöglichkeiten eröffnen, sind wir auf jeden Fall dabei", sagt Wittauer.

Ist ein Zweckverband die Lösung?

Auch ohne neue Heizungsanlage beschert das Stadtsteinacher Schwimmbad der Stadt jährlich ein Defizit von rund 100 000 Euro. Das Bad komme nicht nur den Stadtsteinachern, sondern vielen Menschen in der Region zugute, sagt Wolfrum. Denn bei  Besucherbefragungen stelle die Stadt regelmäßig fest, dass auch viele Gäste aus den Nachbarkommunen die Einrichtung besuchen. Vor diesem Hintergrund bringt Wolfrum die Gründung eines Zweckverbandes ins Gespräch. Diesem könnten mehrere Kommunen angehören. Die entsprechenden Städte und Gemeinden würden die Kosten für das Schwimmbad dann untereinander aufteilen. Doch die Diskussion scheint wenig zielführend, gibt Wolfrum zu: "Ich glaube, die anderen werden wohl nicht mitspielen."

Das sieht auch der Bischofsgrüner Bürgermeister so. Auch er habe zwar mit verschiedenen Gemeinden Gespräche geführt. Und aus Goldkronach, Gefrees und Bad Berneck gebe es klare Bekenntnisse zu diesem Bad. "Aber in unserer Region gibt es ja keinen der sagt, er habe ein bisschen was übrig", berichtet Unglaub. In Weidenberg stelle sich die Frage nach einem Zweckverband nicht, weil der Träger der Schwimmhalle ohnehin der Schulverband ist, in dem sechs Gemeinden zusammengeschlossen sind, sagt Wittauer.

SPD fordert mehr Hilfe für die Kommunen

Der Fraktionschef der SPD-Landtagsfraktion, Markus Rinderspacher, will die öffentlichen Schwimmbäder in Bayern unterstützen. Er fordert einen staatlichen Sonderfonds in Höhe von 30 Millionen Euro: "Die Regierung darf die Kommunen nicht im Stich lassen." Viele Kommunen seien nicht mehr in der Lage, die anfallenden Sanierungen durchzuführen und die laufenden Betriebskosten für ihre Bäder zu bezahlen, teilt Rinderspacher mit. "So können die bayerischen Schulen den Schwimmunterricht nicht mehr im notwendigen Umfang durchführen. Schwimmkurse sind aber wichtig, um Badeunfälle zu verhindern." Die staatliche Förderung sollte in Härtefällen bis zu 100 Prozent betragen, sofern die Kommunen keine Eigenmittel aufbringen können, sagt Rinderspacher.

 Der SPD-Fraktionschef zitiert eine Studie der DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft). Demnach kann bereits jedes zweite zehnjährige Kind nicht schwimmen. Ein Grund dafür sei, dass immer weniger Kinder und Jugendliche das Schwimmen im Schulsportunterricht erlernen.

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