Bezirksverband für Gartenbau bekommt für Slogan am Pavillon Bußgeld in Höhe von 30.000 Euro angedroht Gartenschau: Ökologischer Amtsschimmel

Von
Sie machen alles ökologisch, trotzdem muss das Plakat weg. Irreführung der Verbraucher bemängelt die Landesanstalt für Landwirtschaft in einem Schreiben an den oberfränkischen Bezirksverband für Gartenbau und Landschaftspflege. Deshalb muss die Vorsitzende Gudrun Brendel-Fischer das Plakat entfernen. Foto: Eric Waha Foto: red

Öko ist ein weites Feld. Und eines, das ganz schön teuer werden kann. Denn der Bezirksverband Oberfranken für Gartenbau und Landschaftspflege hat jetzt eine Bußgeldandrohung am Hals. Bis zu 30.000 Euro könnten fällig werden, heißt es in einem mehrseitigen Schreiben der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Für den Slogan "Alles öko? - Logisch!", der an dem Pavillon des Verbands auf der Landesgartenschau hängt. "Die Ehrenamtler schütteln darüber nur den Kopf", sagt Gudrun Brendel-Fischer.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Landesanstalt für Landwirtschaft hat sich offensichtlich große Mühe gegeben. Das Schreiben ging bei der Bezirksvorsitzenden Brendel-Fischer "mit Postzustellungsurkunde" ein. "Man hat also meine Adresse herausgefunden. Ich frage mich, warum man da nicht einfach zum Telefon gegriffen hat. Die Art und Weise ärgert mich", sagt sie am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung. "Ein Mitarbeiter einer Kontrollstelle hat der Landesanstalt mitgeteilt" heißt es in dem Schreiben, dass der Verband auf der Gartenschau "im Außenbereich und im Innenbereich Ihres Standes" für Gartenprodukte und Pralinen den geschützten Hinweis auf ökologischen Landbau verwende. Brendel-Fischer: "Stimmt. Zu der Zeit waren die Kronacher da. Die haben noch ein bisschen Tourismus-Werbung gemacht." Und eben auch auf Porzellan und Pralinen, die in ihrer Heimat produziert werden, hingewiesen.  

Es gibt nichts zu essen, es wird auch nichts verkauft

"Es gab aber nichts zu essen. Wir verkaufen dort auch nichts", sagt Brendel-Fischer. "Wir wollen die Leute aufmerksam machen auf altes Saatgut, das selten geworden ist und eben nicht aus der Saatgutindustrie kommt." Wer zu dem Pavillon im Grünen Quartett nahe des Eingangs Nord am Roten Main kommt, soll Infos bekommen, wie er gesunde Lebensmittel im eigenen Garten oder am Balkon auf kleinstem Raum selber erzeugen kann. "Chemiefrei. Torffrei. Mit regionalen Sorten", sagt Brendel-Fischer. Pikant: "Den Slogan ,Alles öko? - Logisch!' haben wir vor zwei Jahren in einem Seminar in Weismain entwickelt, das vom bayerischen Umweltministerium gefördert wurde", sagt die Bezirksvorsitzende und CSU-Landtagsabgeordnete, die das Vorgehen der Beamten in der Landesanstalt für Landwirtschaft scharf kritisiert: "Da wiehert doch der Amtsschimmel. Mich ärgert die Art und Weise, in der man mit so etwas konfrontiert wird."  Wobei Brendel-Fischer einräumt: "Wir haben unter unseren Mitgliedern beides: Leute, die nur ökologisch erzeugtes Bio-Saatgut verwenden. Oder die, die normales Saatgut verwenden." Dafür aber auch ohne Zusatzstoffe gärtnern.

Strafe könnte "selbstverständlich nicht" bezahlt werden

Der Gärtnereiverband könne die angedrohte Strafe "selbstverständlich nicht bezahlen. Wie auch?", sagt Brendel-Fischer. 55.000 Mitglieder in Oberfranken zahlten einen geringen Beitrag. Für den Betrieb des Pavillons, der nach der Gartenschau verkauft werden soll, "haben wir einen Zuschuss vom Landesverband in Höhe von 10.000 Euro bekommen. Damit wir den Leuten, die den Stand betreuen, wenigstens ein kleines Benzingeld geben können, wenn die beispielsweise vier oder fünf Tage jeden Tag von Coburg oder woanders aus ganz Oberfranken her kommen."   

Plakat ist abgeschraubt

Das Plakat schraubt Brendel-Fischer gemeinsam mit Ursula Schimmel vom Obst- und Gartenbauverein Waldershof, der an diesem Tag den Pavillon betreut, ab. "Es stellt sich die Frage, ob das so sinnhaft ist", sagt Brendel-Fischer. "Denn mit solchen Maßnahmen suggeriert man, dass alles, was nicht von der Wurzel an öko ist, giftig ist." Ursula Schimmel sagt, dass so etwas "ein möglicher Grund dafür sein kann, dass die Briten aus der EU aussteigen wollen". Nachvollziehen, sagt Schimmel, könne sie das Vorgehen nicht. Genauso denkt Hubert Adam, der Kreisgartenfachberater. Adam pflegt gerade das Gemüse im Kistengarten vor dem Pavillon. "Ist doch alles ökologisch. Da kommt nichts drauf. Und es ist auch nicht zwingend notwendig, mit Bio-Pflanzen zu arbeiten." Wichtig sei, die Leute zum Umdenken zu bewegen: Viele machten es schon anders als früher, als "es hieß, ,horch Gerch, auf dem G'müs sind Viecher drauf. Hol amol die Spritzn raus." 

Solche Vorfälle sind sehr selten

Sabine Weindl, die Pressesprecherin der Landesanstalt für Landwirtschaft, wiegelt auf Nachfrage ab. Was der "Kollege angemerkt hat", betreffe die EG-Öko-Verordnung. Und die besage, dass der Begriff "Öko" nicht so geführt werden dürfe, dass der Verbraucher in die Irre geführt werden könne. "Verwaltungshandeln ist an die Schriftform gekoppelt", sagt Sabine Weindl. Deshalb habe man in München nicht einfach zum Telefonhörer greifen und Rücksprache mit dem Bezirksverband nehmen können. Der mehrseitige Brief mit Rechtsbehelfsbelehrung sei "ein Hinweis, dass sie sich zur Sache äußern müssen. Es wurde kein Verfahren eingeleitet". Fälle wie der in Bayreuth kommen laut Weindl eher selten vor: "Im Rahmen von Messen oder Ausstellung habe ich das noch nicht erlebt."

Autor

Bilder