Christen, Jugend und Muslime arbeiten gemeinsam an sechs Stationen auf dem Gelände der Landesgartenschau 2016 Gartenschau: Kirchen bauen Weg des Lebens

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Die Landesgartenschau wird nicht nur ein Feuerwerk der Farbenpracht und der Gartenbaukunst, sondern bekommt auch Stationen zum Innehalten. Zum Nachdenken. Seit dem frühen Freitagnachmittag wird am Weg des Lebens gebaut. Sechs Stationen von der Geburt bis zum Tod. Weil das Leben so vielfältig wie die Religionen ist, bauen christliche, muslimische und jüdische Glaubensgemeinschaften gemeinsam den Weg.

 
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Seit 2006 wird geplant. Am Weg der Kontemplaton durch Bayreuth. Und in der Folge am Weg des Lebens auf dem gartenschau-Gelände. Trotzdem musste es plötzlich ganz, ganz schnell gehen. Die Weiden mussten in den Boden. "War gar nicht so leicht, sieben bis zehn Helfer zu finden", sagt Martin Kleineidam, kirchlicher Beauftragter für die Landesgartenschau der evangelischen Kirche. Freitagmittag brauchte Gärtner Thomas Klein Unterstützung, um die Weiden für den natürlichen Sichtschutz für die Station eins zu setzen: Geburt, symbolisiert durchs Wasser des Roten Mains. Einen Taufstein wird es auch geben. Auch Flusstaufen. "Wir taufen überall", sagt Kleineidam. Weil es eilig war, ist auch gleich dieser kleine Schnitzer passiert: "Bei der Einladung zum Mithelfen ist mir durchgerutscht, dass die muslimische Gemeinde am Freitag ja ihren Feiertag hat."

Station eins

Der Weg mit den sechs Stationen "von der Geburt bis zum gesegneten Alter", wie Kleineidam es formuliert, steckt voller Symbolik: Der grüne Sichtschutz für den Bereich am Main, der für die Geburt steht, ist aus Weiden - ein Verweis auf den Propheten Jesaja. "Weide wächst schnell, ein Baum, der symbolisiert, dass Segen auf der nächsten Generation liegen soll. Für die jüdische Gemeinde steht die Weide für das Weidenkörbchen von Mose", sagt der Pfarrer. "Dass man auf die jüdischen Leute in Bayreuth zugegangen ist, sehe ich als großen Schritt und das macht mich sehr froh", sagt der BAyreuther Jude Sagy Cohen, der mit seiner Familie beim Weidenstecken mithilft.

Station zwei

Die zweite der sechs Stationen wird das Jugendwerk gestalten: "Die schwierige Zeit der Pubertät. Eine Zeit der Sackgassen, des sandigen Bodens, mit Schranken, an die man kommt. Dazwischen verschiedene Wegweiser", sagt Kleineidam.

Station drei und vier

Über das Erwachsenwerden "mit vielen verschiedenen Plänen, der Besinnung auf die eigenen Wurzeln und einer Bank zur Reflexion - auch über die sexuelle Orientierung" an Station drei geht es weiter vom Main in Richtung Panoramakabinett. "Mitte des Lebens", sagt Kleineidam, heißt die vierte Station. Menschen im Alter zwischen 30 und 60, die beruflich fest im Sattel sitzen. Die aber von heute auf morgen oft in der Mitte des Lebens entwurzelt werden: "Keine einfache Zeit, nicht selten geprägt von kompletten Neuanfängen. Beruflich oder privat." Der Mensch breche mit vielen, dürfe sich aber Gottes Segen sicher sein. Das soll an dieser Station symbolisiert werden.

Station fünf

Der goldene Oktober an Station fünf mit einem Hochbeet zum Tasten und Fühlen auch für Menschen mit Behinderung steht für die Zeit, in der der Mensch im Herbst seines Lebens angekommen ist. "Eine Zeit, in der man die Welt schon ein bisschen mit anderen Augen sieht", nennt das Kleineidam.

Station sechs

Letzte Station des Wegs des Lebens ist am Panoramakabinett, dem westlichen Eingang zur Landesgartenschau. "Gesegnetes Alter nennen wir das. Wir bekommen den Quellstein vom Hospiz und schlagen durch dieses Symbol und das Wasser, das hier fließen wird, die Brücke zur Ausgangsposition." Von dort haben die Besucher einen weiten Blick übers Gelände, symbolhaft soll der Blick stehen "für den Ausblick auf die Hoffnung, dass mit dem Tod nicht alles aus ist", sagt der Pfarrer, der es "mutig" nennt, dass im Panoramakabinett die Friedhofsgärtner eine Ausstellungsfläche bekommen haben. 

Bilder, die Bedeutung haben

Dekan Hans Peetz ist einer von denen, die kräftig mitschaufeln und in der Sonne schwitzen. Er sagt im Gespräch mit unserer Zeitung: "bei der Landesgartenschau werden 750000 bis eine Million Besucher erwartet. Angesichts der Zahl ist es wichtig, dass wir Kirchen eine Botschaft rüberbringen." Die Menschen möchten etwas erleben, etwas sehen auf der Gartenschau. Es soll aber auch Platz geben, "Inhalte zu zeigen, die für das Leben eine Bedeutung haben. Wasser und Pflanzen haben Symbolkraft für das Leben. Man kann über diese Bilder viel ausdrücken", sagt Peetz. Oder eine Botschaft transportieren über den großen Versammlungsplatz, den die Kirchen bauen. Maximal 200000 Euro soll der Weg des Lebens, soll das überkonfessionelle Angebot kosten. "Wir haben 50000 Euro als Anschub bereit, viel soll über Spenden abgedeckt werden. Und über Eigenarbeit", sagt Peetz, bevor er wieder zur Schaufel greift.

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