Das Oratorium auf der Landesgartenschau: Eine kleine Kirche für alle Konfessionen Gartenschau-Kirche: Stille ist bunt

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Die vier vom Oratorium: Der Landschaftsbauer Klaus Richter, Pfarrer Martin Kleineidam, Architekt Wolfgang Becher und Dekan Hans Peetz. Sie haben geplant, gestrichen, Hand angelegt und gespendet. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Büsche und Bäume tragen Grün. Alles ist dicht zugewachsen an dem Hang unterhalb des Wohngebiets Allensteiner Ring. Trotzdem leuchtet es heraus. Bei Sonne. Und erst recht, wenn es grau und trist ist: das Oratorium, die kleine Kirche unter freiem Himmel auf der Landesgartenschau. Ein Rückzugsort. Ein Ort der Einkehr. Der Stille. Gerade an Pfingsten vielleicht ein Ort, an dem man mal zum Nachdenken Pause macht.

 
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Ganz einfach war es nicht, die Ideen und Entwürfe des Architekten Wolfgang Becher umzusetzen, sagt der Garten- und Landschaftsbauer Klaus Richter. "Er wollte, dass man aus Produkten, die von Natur aus einfach mal eckig sind, etwas Rundes, etwas Geschwungenes schafft." Richter spricht die Drahtkästen an, die Gabbionen, die mit Steinen gefüllt werden und so für Halt im Hang sorgen. Aus den Gabbionen ist der stufenweise Aufbau des Oratoriums gemacht worden. Darauf sind die bunten Sitzflächen montiert. "Mit dem Entwurf hatte er mich natürlich schnell gepackt", sagt Richter.

Die teuerste der Stationen

Becher hat für die Melodie des Lebens, den Weg der Kirchen und Religionsgemeinschaften auf der Gartenschau, mehrere Stationen entworfen. Das Oratorium ist die größte Station. Die aufwendigste. Und auch die teuerste. Allein die kleine Kirche hat "rund 100.000 Euro gekostet", sagt der Dekan Hans Peetz. Klaus Richter hat rund 15.000 Euro in Form von Material und Arbeit als Spende beigesteuert. "Wann hat man schon mal die Chance, so etwas zu bauen? Und ich wollte bei der spannenden Aufgabe auch was zurückgeben", sagt Richter.

Stationen am Weg des Lebens, der jetzt Melodie des Lebens heißt

Wie bei allen Stationen am Weg des Lebens, wie der Weg ursprünglich hieß, weil er Stationen von der Geburt bis zum Tod hat, haben viele Menschen mit angepackt in ihrer Freizeit. "Hans Peetz stand hier als Schreiner und hat gewerkelt", sagt Becher. "Die komplette Familie Kleineidam hat beim Streichen mitgeholfen", sagt Peetz über den Stadtkirchenpfarrer Martin Kleineidam. Zu streichen war viel. Brett für Brett. Für die Wände und für die Bänke. Bunt. Das soll für die Vielfalt des Glaubens stehen, sagt Hans Peetz. "Und Assoziationen herstellen, zum Beispiel zu Bunt statt braun." Die bunten Gläser in der Überdachung sollen den Bogen spannen zu den bunten Kirchenfenstern. "Hier drin könnte man auch wunderbar Fotoshootings für Mode machen", sagt Becher, der selber passionierter Fotograf ist.

Multifunktionaler Ort

Multifunktional sei das Oratorium. "Die Menschen können hier dem Trubel der Gartenschau für einen Moment entfliehen", sagt Peetz. Sie können aber genauso einfach ein Picknick auf den Bänken machen. "Wir hatten auch schon Anfragen von Theatergruppen, weil die Akustik hier tatsächlich gut ist." Was mit einem Vorlauf von drei Jahren gebaut wurde, ist so gebaut worden, dass es "dauerhaft stehen bleiben könnte. Das ist stabil", sagt Richter. "An sich soll ja auch das Oratorium nach Oktober wieder abgebaut werden. Man könnte sich aber schon vorstellen, dass die Stadt es behalten will", sagt Becher. Als bunten Ort der Stille.

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