Die Kabinette auf der Landesgartenschau: Balkone, die bleiben und die links und rechts des Mains miteinander verbinden Gartenschau: Bunte Balkone

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Bleibt das? Oder kommt das wieder weg? Was ist das denn eigentlich? Drei Fragen, ein Thema, eine Antwort: die Kabinette auf der Landesgartenschau. Landschaftsbalkone mit einer trutzigen Form und einer ungewöhnlichen Farbe. Die aber so ungewöhnlich gar nicht ist, wie man als Bayreuth weiß, wenn man schon mal im Boden gegraben hat. Oder graben musste.

 
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Inga Hahn und Alexander Bölk vom Berliner Architekturbüro Hahn Hertling von Hantelmann (HHvH) haben die Landschaft in der Wilhelminenaue geplant. Haben die Vorgabe gemacht, wie die modelliert werden soll. Und wo sie aus der Landschaft herausragen, die Balkone aus Erdbeton. Aus dem Wettbewerb für die Gestaltung der Landesgartenschau heraus habe sich die Aufgabe förmlich aufgedrängt, sagt Inga Hahn am Dienstag im Gespräch mit unserer Zeitung. Wie geht man ran an den Landschaftsraum, der zum einen riesengroß ist, zum anderen vom Roten Main geteilt ist. Und wie schafft man eine Verbindung zwischen den beiden Seiten: die eine ander Autobahn. Und die andere, "die künftig, wenn die Gartenschau nicht mehr da ist, wohl der Hauptzugang sein wird: die Erschließung über die steilen Hänge von St. Georgen. Dort, wo jetzt das Panoramakabinett ist."

Ein Element, das verbindet

Mit den Kabinetten und ihrer Erdbetonverkleidung habe man "ein Element gefunden, das auf beiden Wasserseiten gleich aussieht", sagt Inga Hahn. Gleichzeitig sind die Kabinette, deren optische Verlängerung in die Aue die Balkone sind, ein Brückenschlag in die Gartenhistorie. Die ja auch ein Stück weit Bayreuther Gartenbaugeschichte mit aufnimmt. Der Garten als eine Ansammlung kleiner Räume. "Ganz Versailles ist beispielsweise in kleine Gartenkabinette unterteilt", sagt Alexander Bölk. In Bayreuth sind sie eben groß. "Weil dort schwerpunktmäßig auch die Nutzung stattfinden soll", sagt Inga Hahn. Jetzt, während der Landesgartenschau. Und nach dem 9. Oktober, oder eben nach dem Rückbau der Gartenschau."Der Rest des Geländes ist weitgehend naturbelassen mit seinen großen Auenwiesenflächen. Und jedes der Kabinette hat seinen Namen, seinen eigenen gestalterischen Charakter."

Das Kulturkabinett, das erste, das sich "wie Perlen an der Schnur am Auenbogenweg reiht", wie Inga Hahn es beschreibt, ist das einzige, das ohne Balkon auskommt. Schließlich hat es vorne eine Seebühne und einen gezackten Weg nach unten. Auch ein besonderes Gestaltungsmerkmal.

Das Gartenkabinett, das nächste in der Reihe Richtung Ausgang Nord, wird vom Hopfen und vom Heckentheater dominiert. "Staudengarten, Hofpengarten. Dort soll auch später Theater gespielt werden können. Vielleicht experimentelle Dinge", sagt Inga Hahn.

Das Gourmetkabinett, in dem derzeit das große Gastro-Zelt steht, hat später eine Art Überleitungsfunktion zum Sportkabinett. "Dort wird der Bolzplatz angelegt. Ein Rasenplatz", sagt Inga Hahn. "Und ein bisschen Gourmet wird auch später noch übrig bleiben, denn dort werden öffentliche Grillplätze sein. Au0erdem hat das Kabinett vorne einen recht großen Platz für Veranstaltungen.

Das Sportkabinett hat optisch einiges mit seinen Kabinett-Brüdern gemeint, "fällt aber ein bisschen in sich zusammen", sagt Hahn. Es ist niedriger angelegt, wird dominiert von der Netzlandschaft, der in der Art größten der Welt. "Ein wunderbar dynamisches Spielgerät", sagt die Architektin.

Das Panoramakabinett ist ein Einzelkind auf der Seite von St. Georgen. Aber gerade deshalb nicht minder auffällig. "Die Idee war, die Blickbeziehung von der Aue nach oben aufzunehmen." Ein Mittel zum Zweck: Der Kinderspielplatz Wolkenkuckucksheim an der Schönen Aussicht mit seinen hellblauen, weißen und hellgrauen Vogelhäuschen.

Wie baut man das?

"Die große Frage war natürlich, wie baut man das? Kostengünstig. Und so, dass es sich angemessen in die Landschaft einfügt", sagt Inga Hahn. Man habe "lange rumgeforscht mit dem Erdbeton", in dem Material aus der Region die Farbe gibt, sagt Alexander Bölk, der Projektleiter während der Bauphase. Mit Drahtgitter bewehrte Erde bilkde das Fundament der Kabinette. Der Erdbeton ist davor gesetzt. Schichtweise aufgebaut, wie mit einer großen Zahnpasta-Tube aufgetragen. "70 Zentimeter starke Schichten sind das", sagt Bölk.

Fürst-Pückler-Muster und die Bodenmühlwand

"Um das Fürst-Pückler-Muster haben wir bei uns im Büro lange gerungen." Schließlich habe die Farbegebung das Rennen gemacht. Schließlich könne man sich damit identifizieren. Weil es in etwa den Linien entspricht, die man auch findet, wenn man im lehmigen Bayreuther Boden gräbt. "Die Kabinette schauen aus, als würden sie sich aus der Ebene herausschieben. Nur die Linien des Bodens sind schräg nach hinten gekippt." Und ein bisschen spiele das Muster der Kabinette mit einem der Geotope, das die Bodenschichten Oberfrankens sehr deutlich demonstriere: der roten Wand an der Bodenmühle. 

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