Ungewöhnliche Zusammenarbeit gelingt Gärtnerin im Haus des Metzgers glücklich

Von Sarah Bernhard
Yvonne Schneider, Tanja Schmidt und Manuela Schimmel (von links) sind froh, dass Metzgermeister Gerd Böhner sie unterstützt hat. Foto: Harbach Foto: red

Er machte ihr ein unerwartetes Angebot und rettete sie so vor der Geschäftsaufgabe: Weil niemand Tanja Schmidt Räume für ihren Blumenladen zur Verfügung stellen wollte, baute ihr Metzgermeister Gerd Böhner einfach einen. Einen Monat nach der Eröffnung sagen beide: Es hat sich gelohnt.

 
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Im Hof der Metzgerei Böhner ist es so voll, dass man erst parken kann, wenn jemand anders wegfährt. Rechts vom Hof liegt die Metzgerei, die heuer 20-jähriges Bestehen feiert. Links lag lange nur ein alter Schuppen. Jetzt hängen dort fliederfarbene Vogelhäuschen, stehen Osterglocken neben Hortensien, Deko-Hasen und Päckchen mit Samen. Sie gehören zum neuen Blumenladen von Tanja Schmidt, der dort Anfang März eröffnet hat.

„Hier ist es super", sagt sie. „Größer, schöner" – und dank Esel und Pony im angrenzenden Stall könnten auch Eltern „ganz in Ruhe einkaufen".  Um rund ein Drittel hat sich Schmidts Verkaufsfläche durch den Umzug in den Metzgerei-Hof vergrößert, dazu kommt ein eigener Raum für Pflanzarbeiten. „Man kann einfach mal die Tür zumachen und es ist nicht ständig überall dreckig", sagt Schmidt.

Drinnen steht jetzt eine riesige, mit Holzbohlen verkleidete Theke. Hier können die Mitarbeiterinnen nun Sträuße binden, ohne den Kunden den Rücken zuzuwenden. „Haben wir alles selber gebaut. In mühsamer Handarbeit", sagt Tanja Schmidt. Mitarbeiterin Yvonne Schneider nickt. Sie ist froh, dass es mit dem Blumenladen in Mistelgau weitergeht: „Ich brauche weiter kein Auto, es liegt alles auf dem Weg."

Und auch Schmidt ist begeistert: „Wir hätten sonst nie jemanden gefunden, der das für uns macht, weil man nach sechs Jahren Selbstständigkeit finanziell noch nicht so gut aufgestellt ist." Jetzt zahlt sie mit der Miete die Renovierungskosten ab. Denn gebaut hat den neuen Laden Metzgermeister Gerd Böhner. Weil der Mietvertrag für den bisherigen Blumenladen auslief und er seine Mitarbeiter für Tischdekorationen nicht immer in Schmidts Filiale nach Plankenfels schicken wollte.

Davon, dass es etwas Besonderes ist, anderen Menschen einfach so Läden zu bauen, will Böhner nichts wissen. „Wir haben spontan gesagt, das wird gemacht, und jetzt ist es fertig", sagt er einfach. Wie viel das Ganze gekostet hat, sagt er nicht. Weil das blöd aussähe. „Zeit und Nerven", solle man schreiben.

Jetzt profitieren Metzger und Gärtnerin täglich voneinander. „Die Kunden von uns gehen rüber und andersrum", sagt Böhner. „Ich denke, wir haben jetzt mehr Kunden", bestätigt Schmidt. „Immerhin sind wir neben einem Metzger – und gegessen wird immer." Das Einzugsgebiet reiche mittlerweile bis nach Bayreuth und die Kunden könnten gleich zwei Dinge auf einmal erledigen. „Wir sind das Mini-Einkaufszentrum von Mistelgau", sagt Schmidt und lacht.

„Die Leute fragen schon, wann das Café kommt", ruft Mitarbeiterin Yvonne Schneider hinter der Theke. Böhner und Schmidt gucken, als ob sie ernsthaft darüber nachdenken. „Aber dann gibt es ja noch weniger Parkplätze", sagt Böhner schließlich. Und das können Gärtnerin und Metzger im Moment wirklich nicht gebrauchen.

Wie es zu dieser außergewöhnlichen Zusammenarbeit kam, lesen Sie hier.