Über 700 Tiere bei der 60. Kreisgeflügelschau Über 700 Tiere bei Kreis-Geflügelschau

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Wildes Geschnatter und Gekrähe schlägt dem Besucher entgegen. Über 700 Tiere von Groß- und Wassergeflügel über Hühner und Tauben der verschiedensten Farben und Rassen sitzen in den Volieren. 54 Aussteller präsentierten am Wochenende bei der 60. Kreisgeflügelschau im Gemeindezentrum in Bieberswöhr ihre Tiere.

 
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Waren es sonst rund 450 Tiere, die bei der Kreisschau gezeigt wurden, war es diesmal eine der stärksten Schauen seit Jahren, stellten die Ausrichter, der Kleintierzuchtverein Creußen, und Kreisvorsitzender Heinricht Hermann fest. 526 Tiere stellten allein die Senioren aus, 126 die Jugend.

Valentin Schmidt (4), jüngster Aussteller:

Der Bub aus Schlackenhof bei Kemnath zeigt bei der Schau seine Seidenhühner, die ihm sein Opa geschenkt hat. 25 hatte er bekommen, sieben darf er behalten, erzählt er. "Ich mag die so gerne, weil sie so flauschig sind, der Flaum kitzelt", sagt Valentin und drückt sich die Henne Frieda ans Gesicht. Er hätte gern mehr Tiere, aber seine Mama ist dagegen. Bei der Pflege der Tiere hilft ihm sein Papa etwas, aber das Füttern macht er alleine. Einen halben Eimer Futter verteilt er morgens und abends an das Geflügel, das alles in einem Stall ist. "Das sind so gelb-braune Körner", erklärt er. Die Gockel krähen und die Hennen gackern, das sei manchmal ganz schön laut. Züchter ist er geworden, weil sein Opa aus Gottsfeld (Stadt Creußen) das schon viele Jahre macht. Und wenn der mal damit aufhört, bekommt er seine Brutapparate, berichtet Valentin stolz. Mit vier Jahren darf er diesmal das erste Mal ausstellen.

Georg Ross (80): ältester Aussteller:

Seit 30 Jahren ist Ross Züchter und damit eigentlich ein Späteinsteiger. Er zeigt bei der Schau seine Zwerg-Welsumer rost-rebhuhnfarbig. Zu den Züchtern ist er gekommen, als er 1963 in Bayreuth in den Verein eingetreten ist. "Ich habe mit vier Paar Tauben angefangen", erzählt er. Jetzt sind es 30 Paar, Welsumer hat er 20 Paar. Zuhause in Gottsfeld hat sich der gelernte Betonarbeiter eine Voliere mit fünf Schlägen gebaut. Für die Tauben hat er Extra-Schläge. Was ist das Faszinierende an der Geflügelzucht? "Irgendeine Arbeit muss man ja haben", sagt Ross lächelnd. Den ganzen Tag kann er sich damit beschäftigen, muss aber auch immer wieder Pausen machen. Aber so langsam fahre er die Zucht zurück - das Alter und die Gesundheit. Eine faszinierende Beobachtung hat er im Laufe der Jahre gemacht. Früher hat er die Tiere öfter ausgemistet, da habe es mit der Brut einfach nicht so geklappt. Seit er das nur zweimal im Jahr macht, läuft es besser. "Das ist die Wärme durch den Mist", ist er sich sicher.

Stefan Weiß (40), Erst-Aussteller:

Der Steuerfachangestellte stellt das erste Mal mit dem Kleintierzuchtverein Creußen aus. Seit vergangenem Jahr ist er dort Mitglied. Angefangen mit der Zucht hat er schon als Sechsjähriger in seinem Heimatort Haina in Thüringen. Seit 2001 wohnt er nun in Tiefenthal. "Ich habe mich ausschließlich auf Italienerhennen spezialisiert", sagt er. 46 hat er davon in mehreren Ställen untergebracht. Das ist schon viel Arbeit, aber er hat alles gut geordnet. Trotzdem, Urlaub über mehrere Tage ist nicht drin, denn wer kümmert sich dann um die Tiere? Die Zucht geht zurück, hat er festgestellt. Er glaubt, dass für viele auch die Kosten zu hoch sind. Denn wer beispielsweise keine Landwirtschaft hat, muss das ganze Futter dazukaufen. Auf rund 50 Euro schätzt Weiß seine monatlichen Kosten für Futter und Impfen. Abschreckend ist für viele auch der Ärger, den sie mit ihren Tieren und den Nachbarn oft wegen des Lärms haben. Für ihn selber ist die Zuchtarbeit Ausgleich und Entspannung zum Beruf. Und er hat beim Creußener Veren gleich eine Posten bekommen und ist Zuchtwart für Groß- und Wassergeflügel und für das Impfen der Tiere zuständig.

Heinrich Hermann (57), Kreisvorsitzender:

Seit 28 Jahren hat Hermann dieses Amt inne und ist mit dem großen Interesse an der diesjährigen Schau zufrieden. "Denn es gibt in den vergangenen Jahren immer weniger Züchter", hat er festgestellt. Die Zucht sei ein Hobby, wo man da sein muss und es kommen immer weniger junge Leute nach. Deshalb müsste man über solche Ausstellungen oder auch die Schule mehr Kinder dafür interessieren. "Das Hobby ist einfach nicht mehr zeitgemäß", so Hermann. Selber hat er mit 14 Jahren als Taubenzüchter begonnen, aber momentan hat er keine Tiere. 572 Züchter in elf Vereinen gibt es im Landkreis, davon 70 Jugendliche. Hermann wünscht sich vor allem, dass die politischen Bestimmungen anders werden und die Kleintierzüchter nicht mehr mit den Geflügelgroßmästern auf eine Stufe gestellt werden.

Georg Götz (84), Preisrichter:

"Man muss Geflügel züchten und mit Erfolg ausstellen", erklärt Götz, der seit 40 Jahren Preisrichter ist. Seit 1973 ist er zugelassen und hat seitdem rund 120000 Tiere bewertet. "Damals hat mal halt jemanden gebraucht, der sich auskennt", sagt er. Und so hat ihn sein Verein in Neudrossenfeld vorgeschlagen. 1300 Schauen mit etwa 80 Tieren jeweils werden es in den Jahren gewesen sein, schätzt er. "Es gibt gute und schlechte Viecher", so Götz. Bei der Bewertung schaut er drauf, ob der Standard - Form, Farbe, Auge, Flügel und Beinfarbe - gut sind. Passt alles, gibt es die Bestnote "Vorzüglich". Man müsse aber unterschiedliche Maßstäbe bei den Schauen setzen, eine Lokalschau sei etwas anderes als eine Bundesschau. Götz bewertet ausschließlich Geflügel. Selber züchtet der gelernte Schneider auch: Zwergweyandotten und früher Trommeltauben. "23 Paar Tauben und 150 Hühner hatte ich in meiner Glanzzeit", sagt er stolz. Jetzt sind es noch sechs Zwerghühner und 15 Tauben. Das Züchten muss man können, sagt er. "Man muss die Abstammung kennen, wissen, wie man paaren muss. Aber Glück gehört auch dazu. Es braucht einfach ein Auge dafür", bringt es Götz auf den Punkt.

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