Für Obdachlose: Cosima statt Herzogmühle

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Die Umbauarbeiten in der neuen Obdachlosenunterkunft in der Cosima-Wagner-Straße laufen auf Hochtouren. Am 28. Oktober soll das Haus in Betrieb genommen werden. Foto: Andras Harbach Foto: red

"Cosima" nennt man sie fast zärtlich bei der Diakonie. Gemeint ist das Haus Cosima-Wagner-Straße 7, die Nachfolgerin für die Obdachlosenunterkunft der Stadt, die Herzogmühle. Wenn Ende Oktober das Haus öffnet, endet auch ein Kapitel Stadtgeschichte. Die letzten rund zehn Bewohner ziehen aus. Die Abrissbagger für die Wohnblocks 13 und 14 rücken an.

 
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"Wir wollen den Menschen wieder Wege aufzeigen und Schritt für Schritt erklären, was es in Bayreuth für Möglichkeiten gibt," sagt Alexandra Röthlingshöfer von der Diakonie, die das Konzept für die Cosima-Wagner-Straße 7 mit entwickelt hat. Denn was Obdachlosigkeit anbelangt, ist in erster Linie die Stadt in der Pflicht. Darauf legt Diakonie-Geschäftsführer Franz Sedlak großen Wert. "Cosima" hat deshalb auch sehr viele Herren.

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Da ist zum einen die Gewog, Besitzerin des Hauses, dann die Stadt selbst, die für die derzeit laufenden Umbauarbeiten zuständig ist, und last but not least die Diakonie. "Der Personalkörper ist dafür aufgebohrt worden," sagt Sedlak und räumt ein, dass es nicht einfach sei, Fachkräfte für "Cosima" zu bekommen. "Es müssen auch Pädagogen sein, die die Menschen, die hier stranden, ein Stück weit an die Hand nehmen." Röthlingshöfer ergänzt: "Es wird ein sehr niederschwelliges Angebot sein. Und die ohnehin schon enge Zusammenarbeit mit dem Sozialamt wird noch enger werden." Drei Sozialpädagogen werden in der "Cosima" arbeiten.

Umfassendes Angebot

Das Angebot für die Obdachlosen soll sehr umfangreich sein, erklärt Sedlak. "Wir sind nicht die Bahnhofsmission", sagt er. In der "Cosima" wird es Möglichkeiten geben, die Wäsche zu waschen, zu duschen, sich zu erholen. Auch der veraltete Begriff der Wärmestube taucht wieder auf. Aufenthaltsräume, die jedem zur Verfügung stehen. Vor allem junge Erwachsene, die immer häufiger zu den Wohnungslosen zählen, will man mit dem Projekt Chance 18 plus auffangen. Dafür sorgen, dass sie nicht in die Kriminalität abgleiten.

Steigende Zahlen

Die Obdachlosenzahlen der Stadt steigen stetig. 2013 waren es 39 Menschen, 2016 bereits 55. Anders sieht die Dunkelziffer aus, räumt auch Werner Köstner, der Leiter des Sozialamtes ein. „Die Beratungszahlen sind sicherlich viel höher.“ Im Jahr 2015 waren es fast 500 Menschen, die mit ihren Problemen vorstellig wurden. Auch wenn dann letztlich „nur“ 50 in eine Verfügungswohnung der Stadt eingewiesen werden mussten. Gerade junge Menschen wissen sich zu helfen, kommen oft bei Freunden unter, aber nur auf Zeit.

Die Eröffnung der neuen Obdachlosenunterkunft der Stadt ist für den 28. Oktober geplant.

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