Bayreuth: Träger von Pflegeeinrichtungen über Stärken und Schwächen der Reform Frust in der Pflege bleibt

Von Peter Rauscher
Demenzbetreuung im Pflegeheim: Ab 2017 soll es dafür mehr Geld geben. Foto: David Hecker/dpa Foto: red

Die verbesseren Leistungen für Demenzkranke und pflegende Angehörige finden Träger von Pflegeeinrichtungen in Bayreuth gut. Zentrale Probleme in der Pflege würden dadurch aber nicht gelöst.

 
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Hermann Hinterstößer, Geschäftsführer des Caritasverbandes in Bayreuth, ist verantwortlich für die Sozialstationen in Bayreuth, Hollfeld und Pegnitz, Richard Knorr spricht als Vertreter des Kreisgeschäftsführers des Bayerischen Roten Kreuzes für eine Sozialstation und drei stationäre Einrichtungen. Beide sind sich einig, dass die Ausweitung von Leistungen für Demenzkranke und ihre Angehörigen ein Fortschritt ist. Bis zu 500 000 Menschen zusätzlich sollen ab 2017 mehr Leistungen bekommen, dafür wird der Beitrag zur Pflegeversicherung von jetzt 2,35 auf 2,55 Prozent steigen. „Niemand soll schlechter gestellt werden“, sagte Bundesgesundheitsminister Herrmann Gröhe (CDU).

Verwaltungsaufwand steigt

Die Ausweitung von drei Pflegestufen auf künftig fünf Pflegegrade sieht Hinterstößer kritisch. „Das verstärkt noch die Differenzierung und erhöht den Verwaltungsaufwand“, sagt er. Schon jetzt müsse in der ambulanten Pflege jede einzelne Leistung wie Haarewaschen oder Kämmen aufgeführt und abgerechnet werden. Künftig werde die Liste noch länger. Die Pflegekräfte der Caritas seien mit mobilen Datenerfassungsgeräten ausgerüstet, in der jede erbrachte Leistung abgehakt und im Computer der Sozialstation erfasst werde. Jede einzelne Leistung zu planen und zu dokumentieren sei aufwendig und komplex, für Angehörige sei es nicht leicht, bei so vielen Einzelposten den Überblick über die Kosten zu behalten, sagt Hinterstößer.

Höhere Kosten könnten vorübergehend auf Angehörige von Heimbewohnern zukommen, fürchtet Knorr. Wenn die Pflegesätze infolge der Reform bis 2017 nicht mehr angepasst würden, werde der Eigenanteil der Angehörigen steigen, weil steigende Heimkosten nicht mehr ausgeglichen würden.

Kein Mittel gegen Minutenpflege

Keine Verbesserung bringt die neue Stufe der Pflegereform, was den vielfach kritisierten Zeitdruck bei der Pflege angeht, sagen Hinterstößer und Knorr. Der Caritas-Geschäftsführer lobt die Zuschüsse von Seiten von Kommunen, die ein wenig Spielraum verschafften und Pflegekräften ermöglichten, etwas mehr Zeit für Patienten zu haben als das Gesetz vorsehe. So zahle die Stadt Bayreuth zum Beispiel im laufenden Jahr 35 000 Euro für Pflegedienst und Angehörigenberatung.

Zeit für Dokumentation

Knorr hofft, dass das Versprechen der Regierung umgesetzt wird, die Dokumentationspflicht in der Pflege zu verschlanken. Ein Drittel ihrer Arbeit müssten Pflegefachkräfte für Dokumentationen aufwenden, diese Zeit fehle für die Pflege von Patienten. „Das frustriert unsere Mitarbeiter am allermeisten“, sagt Knorr. Wenn hier nichts passiere, werde das Gesetz auch nicht gegen den Fachkräftemangel helfen.

Die Personalsorgen dürften mit der Pflegereform nicht gelindert werden, meint Hinterstößer. Im Raum Pegnitz würden derzeit zwei Fachkräfte gesucht, auch in Hollfeld hat man keine junge Nachwuchskraft gefunden. Derzeit bildet die Caritas sechs Altenpfleger aus. 21 Altenpflegeschüler lernen beim Roten Kreuz in Bayreuth. Auch wenn alle Stellen derzeit besetzt sind, sagt Knorr: "Fachkräfte suchen wir dauernd."

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