Friedrichs-Forum: Warum der Name passt

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Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth, Ende der 1740er Jahre, Gemälde von Antoine Pesne. Foto: red

Vor gut einer Woche entschied der Bayreuther Stadtrat, die Stadthalle in „Friedrichs-Forum“ umzubenennen. Warum war Markgraf Friedrich so wichtig für Bayreuth? Und warum verdient er ein nach ihm benanntes Baudenkmal?

 
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Hören sie Friedrich, mögen die meisten Deutschen außerhalb Bayreuths wohl eher an Friedrich den Großen denken als an seinen Schwager, den Bayreuther Markgrafen. In Stadt und Region dürfte der Name des Ehemanns von Wilhelmine, der Schwester Friedrichs von Preußen, aber durchaus ein Begriff sein. Wenn nicht, leistet der Kurier hiermit etwas Erklärungshilfe.

Friedrich wuchs nicht als Erbprinz auf

Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth wurde am 10. Mai 1711 in Weferlingen geboren, im heutigen Sachsen-Anhalt. Sein Vater war der spätere Markgraf Georg Friedrich Carl, seine Mutter Dorothea von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck. Friedrich wurde zur Ausbildung nach Genf geschickt, studierte und bekam einen Hofmeister. Die langjährige Leiterin des Historischen Museums, Kunsthistorikerin Sylvia Habermann schrieb zu seinem 300. Geburtstag: „Er wuchs nicht als Erbprinz auf, er stand nicht im Mittelpunkt, er war nicht umgeben von Dienerschaft, von Pagen und Schmeichlern und wurde keinem militärischen Drill unterzogen wie manch andere Prinzen in ihrer Kindheit.“

Großartiges bauliches Erbe beiden zu verdanken

Im Jahr 1730 führte ihn eine Bildungsreise nach Frankreich, wo er die französische Kultur und Sprache kennenlernte. In Bayreuth selbst, seiner Residenz, traf er erst am 18. Mai im Jahr 1731 ein. Im November heiratete er schließlich Wilhelmine von Preußen, die älteste Tochter des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. „In den folgenden Jahren stand der junge Mann, der ja erst Anfang zwanzig war, zwischen seinem strenggläubigen, manchmal etwas engstirnigen und notgedrungen sparsamen Vater und der maßlos standesbewussten und anspruchsvollen Wilhelmine“, schildert Habermann. Beide hatten nur ein einziges Kind, Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth. Markgraf von Brandenburg-Bayreuth wurde Friedrich erst im Jahr 1735, nach dem Tode seines Vaters, der sein Erbrecht 1722 von Preußen zurückkaufen musste. Die Finanzen zu ordnen und Schulden abzubauen, gelang ihm während seiner 28-jährigen Regierungszeit allerdings nicht.

Landesfürst und Ehemann

Gegenüber seiner Gemahlin Wilhelmine bleibt Friedrich in den Erinnerungen der Nachwelt seltsam blass. „Über sie wurde schon früh viel publiziert“, sagt Norbert Hübsch vom Historischen Verein Oberfranken. „Er war aber der Landesfürst. Das großartige bauliche Erbe, das sie Bayreuth hinterlassen haben, verdanken wir beiden.“ Prächtige Bauten und Gartenanlagen wie die Eremitage mit Schloss und Sonnentempel, das markgräfliche Opernhaus und das Neue Schloss mit Hofgarten sind Hübsch zufolge die Leistung beider. „Kunstbegeisterung und hohe Bildung waren das Fundament ihrer Ehe, in der es natürlich Aufs und Abs gegeben hat.“

Prachtstraße trägt seinen Namen

Markgraf Friedrich sei es gelungen, das Stadtbild und die Wohnqualität systematisch zu verbessern, befindet Habermann. Das beste Beispiel sei dafür die Friedrichstraße, wo als herrschaftliche Bauten nur die Reithalle, die Stallungen und die Dienstwohnung des Oberstallmeisters genutzt wurden. „Alle Bauherren der Friedrichstraße, die schon im 18. Jahrhundert seinen Namen trug, waren Privatleute. Aber alle waren Angehörige des Hofes, aus unterschiedlichen Schichten, vom Minister über den Opernsänger bis hinunter zum Hufschmied“, schreibt Habermann. Bayreuths berühmte Bauten seien nicht nur Wilhelmines, sondern eben auch Friedrichs Bauten. „Ohne seine Unterstützung wäre aus Wilhelmines Ideen nichts geworden“.

Für die Bürger schuf er in seiner Residenzstadt ebenfalls Grünanlagen: zwei Alleen und den Dammweiher sowie die Jägerstraße, heute Luitpoldplatz. Brücken, Straßen und Dächer sollten in Ordnung sein, die Verwaltung korrekt funktionieren.

Gründung der Friedrichs-Akademie

Zugleich erkannte Friedrich künstlerische Talente und förderte sie wie Carl Philipp Christian Gontard. Friedrichs Aufgeschlossenheit gegenüber Kunst und Wissenschaft bewogen ihn, am 21. März 1742 eine Landesuniversität zu gründen. Nach der Gründungsfeier erwarb der Markgraf ein Gebäude für die Universität in der Friedrichstraße 15. Daran erinnert heute noch eine Gedenktafel. An der „Academia Fridericiana“ konnten junge, adelige Männer Theologie, Jura, Medizin und Philosophie studieren. Schon im Juli 1743 war wegen Unruhen zwischen Studenten, Soldaten und Bürgern Schluss mit der Friedrichs-Akademie, die Universität zog nach Erlangen und heißt nach dem Markgrafen Friedrich-Alexander-Universität. In Erlangen steht im Gegensatz zu Bayreuth ein Denkmal des kultivierten Landesfürsten. Friedrich gründete 1756 in Bayreuth auch eine Kunstakademie, die nach seinem Tod schloss.

Er kannte Standesdünkel nicht und war beim Volk beliebt

Anders als Wilhelmine, die sich mit „Königliche Hoheit“ ansprechen ließ und streng auf Etikette achtete, war er bürgernah. „Er kannte keinen Standesdünkel“, sagt Hübsch. „Der Prinz stammte aus einer unbedeutenden Nebenlinie und war beim Volk beliebt.“ Daher wurde der freundliche Landesvater von seinen Untertanen auch „der Vielgeliebte“ genannt. Die Friedrichstraße, Bayreuths historische Prachtstraße, trägt bereits seinen Namen – und bald auch der angrenzende einstige Theaterbau. So sagt Hübsch über Markgraf Friedrich: „Er hat Bayreuth geprägt und war neben Christian und Christian Ernst der bedeutendste Markgraf.“

Friedlich und religiös tolerant

Markgraf Friedrich war zwar Kreisobrist des Fränkischen Kreises. Doch er war friedliebend und verstand es, sein Land aus dem Siebenjährigen Krieg herauszuhalten. Vielmehr versuchte er, zwischen Österreich und Preußen zu vermitteln. Das wurde nicht von allen gern gesehen. Bemerkenswert war auch Friedrichs religiöse Toleranz. So entstanden in Bayreuth das erste katholische Oratorium und die erste jüdische Synagoge. Im Januar 1741 gründete der Markgraf die heutige Freimaurerloge Eleusis zur Verschwiegenheit. Zuvor, im November 1740, hatte ihn sein königlicher Schwager in den Freimaurerbund aufgenommen.

Nach dem Wilhelmine 1758 gestorben war, heiratete Friedrich ein zweites Mal. Sophie Caroline Marie von Braunschweig-Wolfenbüttel, die Nichte Wilhelmines. Für sie ließ er später das Neue Schloss um den Italienischen Bau ergänzen. Der Markgraf starb am 26. Februar 1763 mit knapp 52 Jahren.

Friedrichsbrunnen steht schon

Friedrich dem Großen ist übrigens nach den Worten von Stadtrat und Stadtführer Stephan Müller eine Straße gewidmet: die Königsallee. Und beim Durchgang von der Stadthalle zum Hofgarten steht heute noch der sogenannte Friedrichsbrunnen, der früher auf dem Jean-Paul-Platz war.

Dass die von ihm in Auftrag gegebene und später als Theater erweiterte und umfunktionierte Reithalle als Kulturzentrum künftig seinen Namen trägt, ist nun gewissermaßen ein verspätetes Denkmal der Stadt für diesen kulturfördernden Bayreuther Fürsten.

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