Dayez: Nicht von Emotionen leiten lassen
Ebenso wie Julia, die zum Zeitpunkt ihrer Entführung acht Jahre alt war. Ihr Vater Jean-Denis Lejeune sieht es wie Russo: «Der Typ ist ein Psychopath», sagte Lejeune dem Privatsender RTL Info. Aus seiner Sicht hat Dutroux keine Chance, wieder in die Gesellschaft eingegliedert zu werden. «Wir sollten da nicht mehr drüber reden, wir sollten ihn nie wieder sehen.»
Dayez selbst spricht ruhig und besonnen. In dieser Debatte dürfe man sich nicht von Emotionen leiten lassen, sagte er im belgischen Fernsehen. Sein Buch sei ein Werk der Vernunft. Der Staat dürfe Kriminelle und Mörder nicht behandeln, wie diese ihre Opfer behandelt hätten. Ein Rechtsstaat verfahre nicht nach dem Prinzip «Auge um Auge».
Richter: "Keine Aussicht auf Wiedereingliederung"
Völlig naiv sei er jedoch nicht. Er wisse, dass bei seinem Mandanten nur eine Freilassung unter Auflagen in Frage komme. Allerdings lehnte die Brüsseler Haftprüfungskammer Dutroux' Antrag, die restliche Haftstrafe im Hausarrest absitzen zu dürfen, schon 2013 ab. «Es gibt überhaupt keine Aussicht auf Wiedereingliederung in die Gesellschaft», sagte der Gerichtspräsident Luc Hennart damals.
Anwalt Dayez hat eine andere Sicht: «Ich treffe einen Mann, ich treffe weder ein Monster noch einen Zombie», sagte er über die Besuche im Gefängnis. Seiner Meinung nach hätte mit der Todesstrafe auch die lebenslange Haft abgeschafft werden müssen. Denn das Ende der Todesstrafe habe schließlich die Resozialisierung der Täter zum Ziel gehabt. In belgischen Gefängnissen werde dafür allerdings nichts getan.
Regierung kann Sicherungsverwahrung anordnen
Doch selbst wenn die Gerichte irgendwann Dutroux' Entlassung zustimmen würden: Die belgische Regierung könnte immer noch einschreiten - und eine zusätzliche Sicherungsverwahrung von zehn Jahren verhängen.