Schwierige Finanzierung
Ganz kostenlos ist es aber auch hier nicht. Die Frauen müssen eine kleine Miete für das Zimmer bezahlen. Dies kann über das Arbeitslosengeld II finanziert werden. Viele Frauenhäuser müssen um jeden Cent kämpfen. In Ober- und Mittelfranken setzt sich die Finanzierung folgendermaßen zusammen: Etwa acht Prozent übernimmt der Freistaat Bayern, 16 Prozent kommen von den eigenen Einnahmen aus den Mieten der Frauen und Spenden, Sponsoren und Bußgeldern. Der größte Teil wird aus städtischen Mitteln und vom Landkreis finanziert. Die Frauenhäuser bräuchten nicht nur mehr Geld für einen Ausbau, sondern auch für die individuelle Betreuung.
Es fehlen auch Psychologen und Sozialpädagogen
Oftmals fehlt es aber auch an fachmännischer Betreuung: Die Frauen kämen mehrheitlich mit körperlichen Verletzungen, bestätigt Heidrun Fichter, Leiterin des Frauenhauses in Selb. Des Weiteren wären sie psychisch überlastet, traumatisiert und eingeschüchtert. Hier wären dringend mehr Psychologen und Betreuer nötig, doch die könne keiner finanzieren. In Bayreuth arbeiten aktuell drei Sozialpädagogen, zwei Erzieher, jemand als Verwaltungsrat sowie eine Hauswirtschafterin und ein Hausmeister. Das klingt im ersten Moment vielleicht viel für die Anzahl an Frauen, doch nicht jeder Mitarbeiter ist immer vor Ort. Die Angestellten teilen sich untereinander die Stellen. Nur der Hausmeister und die Hauswirtschafterin arbeiten in Vollzeit.
Und noch ein Problem
In jüngster Zeit kommt noch ein Problem hinzu: „In den letzten Wochen und Monaten haben auch verstärkt Asylbewerberinnen bei uns Hilfe gesucht. Die Gewaltbereitschaft ist nicht nur bei den Ehemännern groß, sondern auch bei Mitbewohnern in den Flüchtlingsunterkünften. Das dort betreuende Personal ist aber sehr kooperativ und hilfsbereit“, erzählt Ponnath. Diese steigende Nachfrage bei Asylbewerberinnen wurde auch von anderen umliegenden Frauenhäusern bestätigt.
Nun hat sich das Sozialministerium eingeschaltet und eine „Bedarfsermittlungsstudie“ in Auftrag gegeben. Das Ergebnis soll bis Jahresende vorliegen. Untersucht werden soll das gesamte Beratungs- und Unterstützungssystem. Danach sollen Konsequenzen diskutiert werden.
Mit Material von dpa.
Dieser Artikel wurde am 28.08.2015 um 10.20 Uhr berichtigt. Ursprünglich hatten wir geschrieben, das Personal in den Flüchtlingsunterkünften sei ebenfalls gewaltbereit. Es sei aber im Gegenteil hilfsbereit, stellte die Leiterin des Bayreuther Frauenhauses richtig. Wir bitten um Entschuldigung.
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