Simon Trendel ist Pressesprecher der Bayreuther Wehr. Warum bei der örtlichen Berufsfeuerwehr keine Frau arbeitet, weiß er nicht: „Tatsache ist, dass sich in den vergangenen zehn Jahren nicht eine einzige Frau beworben hat. Bei den Freiwilligen Feuerwehren liegt der Anteil der Frauen bayernweit bei sieben bis acht Prozent. Damit liegen wir in Bayreuth ungefähr im landesweiten Durchschnitt.“ Am Samstag beginnt wieder die Aktionswoche, die in diesem Jahr unter dem Motto „Frauen zur Feuerwehr“ steht. Der Landesfeuerwehrverband startet damit eine auf ein Jahr angelegte Werbekampagne, die mehr Frauen in den Dienst bringen soll.
Christina Beyer hat ebenfalls keine Erklärung, warum Bayreuth keine Berufsfeuerwehrfrau hat. Bei den Beyers ist die blaue Uniform eine Familienangelegenheit, schon Christinas Vater war bei der Feuerwehr, ihre Schwester und ihr Schwager sind ebenfalls aktiv. Die junge Frau fühlt sich wohl im Kameradenkreis: „Bei uns herrscht ein lockerer Umgangston. Manchmal muss man ein bisschen was vertragen können, aber das ist kein Problem. Der Respekt ist auf jeden Fall immer da.“ Den Respekt hat sie sich durchaus verdient: Seit 2010 hat die zierliche Frau den Atemschutzlehrgang absolviert, den Lkw-Führerschein, einen Maschinistenlehrgang und die Ausbildung zum Drehleitermaschinisten gemacht. Alles in ihrer Freizeit.
Einen richtig großen, auch psychisch belastenden Einsatz hat sie noch nicht gehabt: „Zum Glück. Um zum Beispiel einen Verletzten aus einem verunglückten Auto zu bergen, braucht’s viel Erfahrung.“ Genau 803 Mal wurde die Bayreuther Feuerwehr im vergangenen Jahr alarmiert. Davon waren 351 Fälle Brandeinsätze; insgesamt konnten 104 Menschen aus lebensbedrohlicher Lage gerettet werden. Aber für 14 Menschen kam jede Hilfe zu spät. Beyer: „Bei schwierigen Einsätzen sind Notfallseelsorger vor Ort. Wir haben einen Vertrauensmann in der Abteilung, mit dem kann man auch sprechen. Und natürlich hilft es, wenn wir untereinander darüber reden.“
Kameradschaft ist ein Begriff, den Christina Beyer oft verwendet, Vertrauen und Zusammenhalt sind weitere Schlüsselworte bei der Suche nach dem, was die gelernte Großhandelskauffrau antreibt: „Die Feuerwehr ist das Nonplusultra für mich,“ sagt sie. Auch ihr Freund muss das respektieren. Und dann lacht sie: „Ich habe vielleicht eine Art Helfer-Syndrom.“ Doch es ist nicht nur die Hilfe im Notfall, die als Motiv für den Dienst in Frage kommt. Für die junge Frau ist auch die Gemeinschaft unter Gleichgesinnten wichtig: „Oft sitzen wir nach dem Dienst noch beieinander, spielen Karten und reden.“ Man sieht ihr an, dass sie sich in der Gruppe wohl fühlt. Aber „Ein paar mehr Frauen könnten wir schon noch vertragen.“
Das bestätigt auch Simon Trendel. In der Stadt gibt es noch keine Personalprobleme, aber auf dem Land sieht das anders aus: „Es wird immer schwieriger tagsüber fähiges Personal zu bekommen. Auch deshalb wollen wir gezielt Frauen ansprechen.“ Die Ursachen für den Personalmangel sind vielfältig: Die Feuerwehr ist ein Hobby unter vielen konkurrierenden Angeboten; ein Großteil potenzieller Feuerwehrler arbeitet nicht an dem Ort, an dem sie wohnen; das Ausbluten der Dörfer durch den Wegzug der jungen Leute. Deshalb soll eine Vielzahl von Aktionen und Vorführungen vom 19. bis 27. September Werbung machen für die Feuerwehr.
Das Programm der Feuerwehr-Aktionswoche: