Entwurf des Bundesverkehrswegeplans Bahn-Verkehr: Bayreuth bleibt abgehängt

Von Elmar Schatz
Dunkle Wolken über Bayreuths Bahnzukunft. Foto: Peter Gisder Foto: red

Die Franken-Sachsen-Magistrale soll weiter im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrsplanes geführt werden. Dies ist durch die Bekanntgabe des Entwurfs durch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) nun gewiss. Eine Aufnahme in den vordringlichen Bedarf erhöht die Chancen, dass das Projekt bis 2030 realisiert wird.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Eine Elektrifizierung der Bahnstrecke nach Bayreuth ist dagegen lediglich in der Rubrik "potenzieller Bedarf" aufgeführt.

„Es ist ein erster wichtiger Schritt, aber wir sind noch lange nicht am Ziel“, so die Parlamentarische Staatssekretärin Anette Kramme (SPD). Parteiübergreifend habe man darauf gedrungen, dieses für die Region immens wichtige Schienenprojekt auch als Bezugsfall einzustufen.

Die Aufnahme als Bezugsfall hätte bedeutet, dass die Franken-Sachsen-Magistrale aufgrund ihres bereits bestehenden Baufortschritts zwischen Reichenbach und Hof und der Vorplanungen der Strecke Hof-Marktredwitz als laufende Maßnahme nicht nochmals hätte untersucht werden müssen. Die Realisierung wäre damit sicher gewesen.

Ist der Zug für Bayreuth abgefahren?

Vertreter von Politik und Wirtschaft in Oberfranken haben die Aufnahme der Elektrifizierung der Bahnstrecke Nürnberg-Hof über Schnabelwaid und Marktredwitz in den vordringlichen Bedarf des Entwurfs des Bundesverkehrswegeplans begrüßt. Auf Kritik stößt, dass die Aufnahme einer entsprechenden Bahn-Anbindung der Stadt Bayreuth gescheitert ist, obwohl dies von der bayerischen Staatsregierung vorgeschlagen worden sei. Die Stadt Bayreuth allerdings ist ganz zufrieden.

 

Anette Kramme (SPD), Parlamentarische Staatssekretärin im Arbeitsministerium: „Dass die Franken-Sachsen-Magistrale weiterhin im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrsplanes geführt wird ist ein erster wichtiger Schritt, aber wir sind noch lange nicht am Ziel.“ Parteiübergreifend habe man darauf gedrungen, dieses für die Region immens wichtige Schienenprojekt auch als Bezugsfall einzustufen. Die Aufnahme als Bezugsfall hätte bedeutet, dass die Franken-Sachsen-Magistrale aufgrund ihres bereits bestehenden Baufortschritts zwischen Reichenbach und Hof und der Vorplanungen der Strecke Hof-Marktredwitz als laufende Maßnahme nicht nochmals hätte untersucht werden müssen. Die Realisierung wäre damit sicher gewesen. „Leider hat Herr Dobrindt dieses Ansinnen nicht unterstützt. Es bleibt mir unverständlich, warum er als Bayer in Berlin nicht stärker zugunsten der Region agiert hat. Es wird sicherlich hilfreich sein, wenn viele Bürger vom 21. März bis zum 2. Mai auf der Internetseite www.bvwp2030.de  am Prozess der Öffentlichkeitsbeteiligung teilnehmen. “

 

Hartmut Koschyk (CSU), Bundestagsabgeordneter aus Bayreuth: „Bei der Anmeldung für die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans hat der Freistaat Bayern die Elektrifizierung der Strecke Nürnberg – Marktredwitz – Hof /Schirnding – Grenze D/CZ erweitert und um die Elektrifizierung und den zweigleisigen Ausbau des Abschnitts Schnabelwaid – Bayreuth ergänzt. Dies wurde beim vorliegenden Entwurf des Bundesverkehrswegeplans bislang nicht berücksichtigt, was nicht nachvollziehbar ist. Die direkte Anbindung der Stadt Bayreuth an eine künftige Franken-Sachsen Magistrale ist von entscheidender Bedeutung unserer Region, wofür es sich parteiübergreifend einzusetzen gilt. Das letzte Wort hat hier jedoch der Deutsche Bundestag!“

 

Brigitte Merk-Erbe, Oberbürgermeisterin von Bayreuth: „Ein guter Tag für die Franken-Sachsen-Magistrale: Nach dem vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur veröffentlichten Entwurf des Bundesverkehrswegeplans wurde die restliche Elektrifizierung mit einem positiven Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,3 bewertet und dem vordringlichen Bedarf zugeordnet. Damit hat dieses Vorhaben die reelle Chance, bis 2030 fertig gestellt zu werden.“

 

 

Günter Finzel, Bahnbeauftragter der Stadt Bayreuth: „Dass die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale auch im neuen Bundesverkehrswegeplan zum vordringlichen Bedarf gehört, ist ein Etappensieg. Der Nutzen-Kosten-Faktor liegt bei 1,3, das heißt: Jeder in dieses Projekt investierte Euro bringt einen volkswirtschaftlichen Nutzen von 1,30 Euro. Dieser Faktor liegt über den Erwartungen und spricht für die Elektrifizierung. In den nächsten sechs Wochen wird die Öffentlichkeit an dem Bundesverkehrswegeplan beteiligt. Ich hoffe, dass sich viele in Bayreuth und in der gesamten Region für das Projekt stark machen. Dass es das zweite Gleis zwischen Bayreuth und Schnabelwaid als bessere Anbindung an die Franken-Sachsen-Magistrale nicht in den vordringlichen Bedarf geschafft hat, damit haben Fachleute gerechnet. Es hat auch sein Gutes: Dieses zweite Gleis hätte womöglich das Projekt Franken-Sachsen-Magistrale verteuert und seine Chancen verringert. Ich denke, für ein solches Vorhaben wird es in Zukunft auf Landesebene Möglichkeiten geben.“

 

Hermann Hübner, (CSU) Bayreuther Landrat: „Ich freue mich, habe es aber auch erwartet, dass die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale Nürnberg – Marktredwitz auch im neuen Bundesverkehrswegeplan als vordringlicher Bedarf ausgewiesen ist und damit hohe Priorität hat. Diese Anbindung ist für die Zukunftsentwicklung der gesamten Region zwingend notwendig. Durch den Ausbau wird die Bahnzentralität von Kirchenlaibach wesentlich aufgewertet und auch ein wichtiger Lückenschluss im transeuropäischen Gleisnetz zwischen Nürnberg und Prag erfolgen. Erfreulicherweise ist auch eine Reihe von Bundesstraßenprojekten im Landkreisgebiet in der Bedarfsplanung enthalten.“

 

Gudrun Brendel-Fischer (CSU), Landtagsabgeordnete: Dass das Projekt „Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale“ im vordringlichen Bedarf rangiert, ist erfreulich. Der Anschluss an den „Draht“ ist überfällig, damit wir schneller und bequemer mit den Fernverbindungen vernetzt sind.

 

 

 

 

Christoph Rabenstein (SPD), Landtagsabgeordneter: „Ich bin froh, dass wir so weit gekommen sind. Mit den geschätzten Kosten für den Ausbau der Franken-Sachsen-Magistrale von Nürnberg nach Hof liegen wir relativ günstig. Jetzt kommt es an, dass wir auch in den Investitionsplan der Bahn reinkommen, damit das Projekt konkret angepackt wird. Das wird vielleicht noch nicht im nächsten, aber hoffentlich im übernächsten Fünf-Jahresplan gelingen. Dafür müssen wir kämpfen – und auch für die Anbindung der Stadt Bayreuth an die Fernverkehrsstrecke.“

 

Ulrike Gote (Grüne), Landtagsabgeordnete: „Dobrindts Wunschzettel wird jedes Jahr größer, doch dass Bayreuth zeitnah davon profitiert, halte ich für sehr fragwürdig. Die diesjährige Planung ist für Oberfranken nur ein vermeintlicher Erfolg: Die oberfränkischen Bahnstrecken stehen zwar im neuen Bundesverkehrswegeplan, doch das allein reicht noch nicht. Mit der Unterteilung in besonders vordringlichen, vordringlichen und weiteren Bedarf drückt sich die CSU vor der Verantwortung, eine faire und vor allem realisierbare finanzielle und zeitliche Planung auf die Beine zu stellen. Damit ein Projekt zu denen gehört, die schnell in Angriff genommen werden können, muss es im VB+ eingestuft sein – alle anderen bleiben meist Wunschträume. “

 

Oliver Gießübel, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken: „Bleibt es beim Entwurf, dann ist der Zug für Bayreuth im wahrsten Sinne des Wortes abgefahren. Die Verbindung Nürnberg-Bayreuth ist nicht in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen worden, sondern in eine neue Kategorie, den so genannten potenziellen Bedarf. In diese Kategorie fallen Projekte, die in den weiteren oder vordringlichen Bedarf aufsteigen können. De facto bedeutet dies aber, dass in den nächsten Jahrzehnten mit einer Elektrifizierung zwischen Nürnberg und Bayreuth nicht zu rechnen ist. Das ist aus Sicht IHK der Bedeutung der Stadt Bayreuth nicht angemessen. Die IHK fordert die Verantwortlichen in der Bundespolitik auf, die Anbindung Bayreuths über die Verabschiedung der so genannten Schienenausbaugesetze noch aufs Gleis zu setzen. Kommt jetzt kein deutliches politisches Signal, dann fährt der Zug weiter an Bayreuth vorbei.“

 

Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken: „Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits ist es gut, dass die Franken-Sachsen-Magistrale im vordringlichen Bedarf des Verkehrswegeplans steht, doch leider ist der Ausbau der Bahnanbindung der Stadt Bayreuth in weite Ferne gerückt.

 

Mehr dazu:

Kommt die Fern-Anbindung für Bayreuth?

Bilder