Weißer Main fließt in neuem Flussbett

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Die Verbesserung des Hochwasserschutzes für die Stadt Kulmbach ist einen wesentlichen Schritt weiter. Eine Baggerschaufel schob einen Erdwall beiseite. Dann konnte das Wasser ins neue Flussbett vor dem Stadtteil Blaich fließen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der Nieselregen am Vormittag war harmlos im Vergleich zu den Regenmassen, welche die Flutmulde in Zukunft fassen soll. Am Montag wurde das neue Gewässerbett für den Weißen Main geöffnet. In den Hochwasserschutz der Stadt werden 15,5 Millionen Euro investiert.

 
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Im März des Jahres 2014 begannen die Bauarbeiten für das Großprojekt Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Flutmulde. Im September dieses Jahres ist ein weiterer, wichtiger Bauabschnitt fertig: Der Weiße Main wird von dem einst geradlinigen Flussbett in ein mäanderndes Flussbett geleitet, das kurvig und naturnah verläuft.

Natur und Mensch erobern Flutmulde zurück

"Wir sind jetzt bei dem Part angelangt, wo Natur und Mensch die Flutmulde zurückerobern", sagte Andrea Künzl vom Wasserwirtschaftsamt Hof. In den 20er Jahren, als die Flutmulde zum Schutz der Stadt Kulmbach vor Hochwasser gebaut wurde, sollte das Wasser möglichst geradlinig fließen und abgeleitet werden. Inzwischen erfolge Hochwasserschutz ganz anders. "Hier soll künftig neuer Lebensraum für Tiere und Pflanzen und ein Erlebnisraum für die Bürger entstehen." Denn die Menschen können dann wieder direkt ans Wasser, weil für sie ein Naherholungsraum entstehe. Dort werden noch Bäume und Büsche gepflanzt. Ende Oktober sei das Gelände, an dem ein ein Meter breiter Fußweg entlang führt, voraussichtlich für Spaziergänger begehbar. Im Frühjahr 2018 plant das Wasserwirtschaftsamt, die Arbeiten komplett zu beenden.

Stadtteil Blaich vor Wassermassen schützen

Mit Hilfe des Freistaats baut die Stadt Kulmbach die 1,5 Kilometer lange Flutmulde zwischen der Bundesstraße 85 und der Berliner Brücke aus. Im Zuge dessen wird auch die Pörbitscher Au umgestaltet. Denn in den vergangenen Jahren war die Stadt mehrmals von Hochwasser nach Starkregen betroffen. "Wir wollen vor allem den Hochwasserschutz der Blaich verbessern", sagte Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU). In dem angrenzenden Stadtteil seien bereits Keller und Gärten von Anwohnern voll gelaufen. Teilweise sei beinahe die Dammkrone von den Wassermengen überschwemmt worden. Wer ein Mal einen Wasserschaden erlitten habe, müsse lange mit den Folgen kämpfen. "Wir wollen es anders machen", bekräftigte Schramm. 

Spundwände gegen das Hochwasser

Nach Angaben des Wasserwirtschaftsamts ist der Deich zurückverlegt worden, um dem Hochwasser in Zukunft mehr Raum zu geben. Am Rande der Pörbitscher Au sei ein Pumpwerk entstanden. In Richtung des Stadtteils Blaich sind Spundwände bis in den Sandstein eingezogen worden. Damit wird zum einen der Untergrund abgedichtet, zum anderen eine Hochwasserschutzmauer errichtet. Diese ist in weiten Teilen bereits fertig. Unter dem Radweg hinter der Mauer verläuft eine Sickerleitung, die das Wasser zum Pumpwerk und der Flutmulde ableitet.

Eigenanteil der Stadt unter einer halben Million Euro

Der laufende Bauabschnitt kostet sieben Millionen Euro. Alles in allem ist der verbesserte Hochwasserschutz zirka 15,5 Millionen Euro teuer. Einen Großteil davon tragen das Land Bayern und die Europäische Union über den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung. "Als Stadt kommen wir wahrscheinlich mit 450.000 Euro davon", sagte Schramm. Das sei eine überschaubare Summe. Der Oberbürgermeister ist sich sicher: "Was hier entsteht, ist neben dem Zentralparkplatz die Baumaßnahme, die von den Menschen am meisten beobachtet wird."

Als nächstes gehe es darum, einen Auffanggraben zu bauen. Denn die Spundwände verhindern auch den Wasseraustausch in die andere Richtung. Über den Graben wird das Wasser aufgefangen und kanalisiert und so der Flutmulde zugeleitet. Bis zur Berliner Brücke sei ebenfalls noch ein Lückenschluss erforderlich. Der Weiße Main sei jetzt keine Rinne mehr, sondern werde in ein lebendiges Bachbett geleitet, sagte Schramm.

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