Bayreuther unterstützen mit Getränken, Decken und Unterschriften Flüchtlinge demonstrieren in der Fußgängerzone

Von Philipp Schöner
Die äthiopischen Flüchtlinge erzählen von ihren Erfahrungen mit den Bayreuther Bürgern nach über einer Woche Protest. Unterstützt werden sie von der Landtagsvizepräsidentin Ulrike Gote (Zweite von rechts). Foto: Schöner Foto: red

Seit mehr als einer Woche protestieren die in Oberfranken untergebrachten Flüchtlinge bereits vor dem Alten Schloss in Bayreuth. Seitdem haben sie großen Zuspruch erfahren. Von den Bayreuther Bürgern und von der landespolitischen Opposition. Von der bayerischen Regierung gibt es aber bisher noch keine Resonanz. Um noch einmal auf die Missstände aufmerksam zu machen, planen sie für kommenden Mittwoch eine Demonstration in der Maximilianstraße.

 
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„Die Unterstützung durch die Bayreuther ist unglaublich, das hätten wir niemals so erwartet“, sagen Selam Fikre und Fikrte Tadesse, die beiden Organisatorinnen des Rund-um-die-Uhr-Protests. „Wir wollen uns bei den Bayreuthern und bei der Stadt für all die positive Resonanz bedanken.“ Die Unterstützung ist vielfältig: kalte Getränke, Decken für die Nachtwache im Protestzelt, Unterschriften für die Petition zur Stärkung der Rechte der Flüchtlinge. Die Bayreuther erklären sich solidarisch mit den Flüchtlingen. Auch vonseiten der Stadt ist großer Rückenwind zu spüren. Die Proteste und Demonstrationen sind ohne große Probleme und Widerstände bewilligt worden.

„Man sieht, dass die wiederkehrenden Proteste in den letzten zwei Jahren Wirkung zeigen“, sagt die Landtagsvizepräsidentin Ulrike Gote. Die Menschen hätten jetzt mehr Verständnis für die Anliegen der Flüchtlinge. Die Grünenpolitikerin war am Freitag vor Ort, um die Flüchtlinge zu unterstützen. „Es ist einfach nicht sinnvoll, Menschen, die jahrelang in unserem Land sind, keine Perspektive zu geben. Wer arbeiten will, der soll das dürfen, ohne riesige bürokratische Hürden. Wir wollen die Flüchtlinge dabei unterstützen.“

 Fuad Jesuf Jemal, der fließend Deutsch spricht und seit drei Jahren in Bayreuth ist, übersetzt für die äthiopischen Flüchtlinge. Er scheitert oft an diesen Hürden. „Seitdem ich hier bin, habe ich mich schon vier Mal um Arbeit beworben“, sagt er, aber er sei jedes Mal abgewiesen worden. Vielen Arbeitgebern gehe das mit dem Arbeitsvertrag oft viel zu langsam. Will der 24-Jährige arbeiten, muss er zuerst ein Formular vom Ausländeramt an den Arbeitgeber schicken. Wenn der das unterschrieben hat, geht das Ganze in die Ausländeramtszentrale nach München. Dort bekommt man schließlich nach sechs Wochen Bescheid, ob man arbeiten darf oder nicht.

 Um noch einmal auf die Missstände im Arbeitsrecht aufmerksam zu machen und die Abschaffung der Residenzpflicht zu fordern, gehen die Flüchtlinge erneut auf die Straße. Am Mittwoch, den 11. Juni, demonstrieren die Asylsuchenden ab 11 Uhr in der Maximilianstraße. Obwohl die Protestaktion offiziell noch bis Ende Juni geht, könnte es vorerst die letzte Aktion der Flüchtlinge sein. Aus Angst vor Betrunkenen und Randalierern während der Public Viewings zur Fußballweltmeisterschaft überlegen sie, den Protest vorzeitig zu beenden. „Noch ist nichts entschieden“, sagt Fikre Tadesse, „aber die Behörden raten uns auch, zu unterbrechen.“

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